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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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empfinden, und mir sogar wünschte, dass er wieder meine Hand nahm, weil es so schön war. Ich durfte ihn nicht ermutigen.
    «Ähem … das ist nur ein Sprichwort», sagte ich.
    «Und was soll es bedeuten?», fragte Dracula dummerweise nach.
    «Na ja … dass … dass man die Koffer lassen soll …?», erläuterte ich schwach.
    Dracula sah mich kurz an, als ob ich es jetzt wäre, die nicht alle Fledermäuse in der Höhle hatte. Dann nahm er erneut liebevoll meine Hand, und mein Gehirn holte die Bermuda-Shorts aus dem Schrank.
    «Lass die Bermuda-Shorts!», rief ich.
    Dracula lächelte darauf: «Was du sagst, ergibt alles keinen Sinn … Jedoch ist es faszinierend.»
    Meine Güte, er war schon in dem verliebten Zustand, in dem man alles an der geliebten Person faszinierend findet, selbst wenn die sich nur mit einem Q-tip im Ohr bohrt.
    «Wir gehören zusammen», bekräftigte Dracula, «so wie es Harboor geweissagt hatte.»
    Mit all meiner Willenskraft zog ich meine Hand weg und erklärte: «Das … das ist bestimmt ein Missverständnis … der hat sich garantiert mit seiner Prophezeiung vertan, dieser Haribo …»
    «Harboor», korrigierte mich Dracula.
    «Wer auch immer … ich mein, was weiß der schon? Der hat vor zehntausend Jahren gelebt. Damals sind die Leute mit zwanzig gestorben, und wer in dem Alter noch drei Zähne hatte, war quasi schon Doktor Best.»
    «Harboor hat die Erfindung des Rades vorhergesehen, den Untergang des Römischen Reiches, die Kreuzzüge …»
    Ich schluckte. Der Kerl hatte anscheinend eine ganz gute Trefferquote besessen.
    «Sperrst du dich etwa wegen deiner Familie gegen unser gemeinsames Schicksal?», fragte Dracula.
    Ich antwortete nicht.
    «Ist sie denn so wundervoll?», hakte er nach.
    «Hmm … ja, schon … irgendwie», wich ich aus.
    «Macht sie dich glücklich?»
    «Manchmal», antwortete ich zögerlich.
    «Nur manchmal?»
    Ich schwieg traurig.
    «Manchmal ist zu wenig für eine Frau wie dich», befand er, und ich kämpfte dagegen an, ihm nicht insgeheim recht zu geben. Er ging zum Tisch, ließ sich auf dem Holzthron nieder, auf dem ich zuvor gesessen hatte, und fragte: «Ich kann dir unermesslichen Reichtum bieten, unendliche Liebe und Leidenschaft. Ein unendliches Leben lang. Aber du entscheidest dich allen Ernstes für eine Familie, die dich nicht glücklich macht?»
    So wie er es formulierte, klang ich wirklich irgendwie blöd.
    Sein Angebot hingegen klang schon verlockend. Genauso verlockend wie er als Mann. Auf eine ganz andere Art und Weise, als Frank es damals gewesen war. Der war ein Mann gewesen, bei dem man sich geborgen fühlen konnte, mit dem man eine Familie gründen konnte – was ich ja auch getan hatte. Und was mich gestern an den Punkt brachte, mir die traurige Frage zu stellen: «Habe ich eigentlich alles richtig gemacht in meinem Leben? Oder auch nur die Hälfte?»
    Dracula hingegen war der ultimativ faszinierende Bad Boy. Mit Dracula konnte man gewiss das wilde Leben genießen, die Leidenschaft, und man müsste sich, dank all seiner Bediensteten, auch sicher nie darüber streiten, wer den Müll rausbringt.
    Aber das Beste war: Im Gegensatz zu allen anderen Bad Boys würde er mich nie verlassen. Er hatte ja schon gewusst, wie es ist, tausend Jahre Single zu sein. Und ihm mangelte es an Alternativen, besaßen doch alle anderen Vampire keine Seele so wie wir. Und Menschen kamen für ihn ja nicht in Frage. Dracula würde also gewiss niemals Stephenie Meyer auf den Hintern glotzen. Nein, er würde mir stattdessen Unsterblichkeit bieten. Reichtum. Leidenschaft. Ewige Liebe. Mit Dracula konnte ich um die Erde reisen. Fremde Länder bestaunen. Die Welt erobern! Ein abenteuerliches Leben führen, wie ich es mir schon als kleines Mädchen erträumt hatte. Es aber nie habe führen können. Wegen meiner Familie.
    Es gab wirklich schlechtere Angebote.
    Zum Beispiel Frankenfurz.
    Oh nein, was dachte ich da?
    So etwas durfte ich nicht denken. Das war Irrsinn!
    Ich liebte meinen Frankenfurz. Er war ein ganz, ganz toller Frankenfurz!
    «Bitte lass mich jetzt zu meiner Familie», bat ich so bestimmt, wie ich nur konnte.
    Sehr zu meiner Überraschung antwortete Dracula: «Selbstverständlich. Ich hatte dir ja versprochen, dass du zu ihr zurückkehren darfst.»
    «Schön», erwiderte ich und versuchte mir mein Erstaunen über diese schnelle Aufgabe nicht anmerken zu lassen. Dracula stand vom Holzthron auf, ging auf mich zu und lächelte liebevoll: «Emma, du wirst

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