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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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wir die ins Krankenhaus bringe, komme mer zu schbäd zum Buffet.»
    Aber Schmuleika, die sicherlich tatsächlich Suleika hieß, hatte in deutlichen Worten klargemacht, dass sie niemanden einfach in der Wüste liegen lassen würde. Bei ihrer Ansprache hatte sie die Autorität einer arabischen Königin besessen. Folglich hatte keiner der Touristen gewagt, ihr zu widersprechen.
    Max wurde auf ein eigenes Kamel geschnallt. Er schwieg, und da die Touristen nicht wussten, dass er sprechen konnte, bereitete er ihnen auch weniger Angst als wir anderen Wünschmanns. («Hanoi, unser Schäferhund würde des Vieh locker kaltmache.»)
    Um das Kamel für Max frei zu machen, hatte man eine Bärbel zu einem Klaus gesetzt, was den nicht gerade begeisterte. («Hanoi, mir henn für zwei Solo-Kamele blecht. Mit dem Veranstalter schwätze mir noch!»)
    Fee setzte sich zu Suleika, und für Frank mussten ständig die Kamele wechseln, da diese unter seinem Gewicht nach ein paar hundert Metern fast zusammenbrachen. Letzteres kommentierte eine Bärbel pikiert mit: «Man müsste Animal International anrufen.»
    «Schatz, des heißt Amnesty International», berichtigte sie Klaus spitzfindig.
    «Des mein i aber ned, Klaus», kam es kiebig von Bärbel zurück.
    «Dann sag halt, was du meinscht.»
    «Animal International.»
    «Animal International gibt es aber ned, nur Amnesty International.»
    «Klaus, du könntescht zu Klugscheißer International», erwiderte Bärbel sauer.
    «Und du zu Ungebildet International», war Klaus nun ebenfalls wütend.
    «Und du zu Eingebildet International.»
    «Und du zu Cellulite International.»
    «Und du zu Leck mich doch am Arsch International!»
    Es war irgendwie beruhigend, Leuten zuzuhören, deren Ehe sogar noch schlechter war als die eigene. Und wo wir schon beim Thema waren: Ich bemerkte beim rhythmischen Auf und Ab des Kamelrittes, dass Frank immer wieder Suleika anstarrte. Das taten die meisten Kläuse auch – kein Wunder bei den Bärbels. Und die Bärbels wiederum machte das sauer, sie sahen ihre Kläuse an, als ob sie gleich mal mit einem Böblinger Scheidungsanwalt, der vermutlich einen Namen wie Scheffele trug, telefonieren würden, um herauszufinden, wie man einen möglichst blutigen Rosenkrieg führen konnte. Eine zischte sogar: «Wenn du noch einmal zu der Schlambe gucksch, brezel i dir eine.»
    Frank aber kannte Suleika von irgendwoher, so viel war sicher. Auch wenn sie ihn in seiner jetzigen Gestalt nicht erkannt hatte. Vermutlich vom letzten Ägypten-Urlaub mit seinen Freunden. Die Frage, die durch meinen erhitzten Kopf schoss, war folgende: Hatten die beiden etwas miteinander gehabt, oder war sie nur seine Touristenführerin gewesen? Als er damals in Ägypten war, hatte ich ja zu Hause in Berlin diese schlaflosen Nächte mit Magenkrämpfen gehabt, in denen ich irgendwie zu spüren meinte, er würde fremdgehen.
    Aber nein, so etwas Absurdes konnte nicht sein! Nicht etwa, weil Frank so etwas nicht tun würde – da war ich mir nicht ganz so sicher –, sondern weil Suleika so eine anmutige Schönheit war und Frank … nun, er war nun mal Frank. Jedenfalls war er es damals in seinem Ägyptenurlaub noch gewesen.
    Ich beschloss, mir also keine Sorgen zu machen, hielt mich krampfhaft an Stinke-Klaus fest und betete, dass wir bald aus der Wüste kommen würden und ich nicht mit dem Klaus-Geruch in der Nase verenden würde. Das Kamel, auf das Max geschnallt worden war, schloss zu unserem auf, sodass wir nebeneinanderritten. Wir schwiegen eine Weile, bis Max traurig sagte: «Ich habe Angst, dass wir für immer so bleiben.»
    Mein mütterlicher Reflex war zu sagen: «Du musst keine Angst haben.»
    «Diese Aussage ist nach Analyse der Faktenlage von Absurdität gekennzeichnet», kam es zurück.
    Ganz klar, routinierte Mütter-Antworten würden nicht helfen. Wenn ich den Schlüssel zu Max’ Herzen finden wollte, musste ich ihm helfen, die Angst zu überwinden.
    «Ich habe auch ganz große Angst …», begann ich.
    «Das beruhigt mich auch nicht gerade», kam es zurück.
    «Ich will doch nur damit sagen, dass es ganz normal ist, Angst zu haben …»
    «In den Büchern überwinden die Helden immer ihre Angst wie ich bei den Zombies, aber sie fallen bei der nächsten Gelegenheit nicht wieder zurück in diesen Zustand.»
    «Das liegt daran, weil die Buchhelden nach dem Ende der Geschichte nichts Neues erleben», erwiderte ich. «Du aber lebst weiter. Du wirst immer wieder neue Ängste haben, wie jeder

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