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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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müssen die nur verfolgen, dann sind wir in Sicherheit!», freute ich mich.
    Doch noch bevor Fee und ich uns erleichtert umarmen konnten, war es diesmal Max, der etwas einzuwenden hatte: «Das sind die Spuren von zwei Frauen, einem sehr großen Mann und von Pfoten. Was sagt uns das wohl?»
    «Oh nein», rief Fee verzweifelt.
    «Wir sind im Kreis gegangen», stellte ich fest und sackte regelrecht zu Boden.
    «Das habt ihr richtig realisiert», bestätigte Max traurig. «Dann mach ich jetzt mal weiter mit dem Dehydrieren.»
    «Ich mach mit», ergänzte Fee.
    Ich aber saß im Sand und konnte nicht mehr. Aber ich durfte doch nicht meine Familie in der Wüste verenden lassen. So rappelte ich mich wieder auf und sagte: «Also dann …»
    «Wenn du jetzt», unterbrach mich Fee, «weitersingst, verbuddele ich dich hier und jetzt auf der Stelle.»
    «Und ich leiste ihr mit meinen vier Pfoten Hilfe», ergänzte Max.
    «Es ist auch nicht schön, wenn ihr euch mal einig seid», antwortete ich schwach.
    Dann wandte ich mich hilfesuchend zu Frank, und der malte mir im Sand auf, was er davon hielt, wenn ich noch weiter singe:

    Kleinlaut schlug ich vor: «Wir können ja gemeinsam zur Abwechslung eine Geschichte erzählen …»
    «Wir wollen nicht singen», sagte Fee leise, aber bestimmt, «keine Geschichte erzählen, Spiele spielen oder Rhönrad fahren …»
    «… sondern einfach nur vor uns hin dehydrieren», ergänzte Max.
    Es war wirklich nicht schön, wenn sie sich mal einig waren.
    Kleinlaut schlug ich also vor: «Wir können auch schweigen.»
    Der Vorschlag traf auf große Zustimmung.
    Wir gingen weiter und wurden langsamer, fertiger, kaputter. Ich bekam einen Schwächeanfall nach dem anderen, und beim vierten Absacker in den Sand wurde mir klar: Ich würde diesen Marsch keine weitere halbe Stunde überleben.
    Ein paar Schritte weiter sah ich wieder eine Fata Morgana, diesmal war es eine Karawane mit Touristen auf Fototour. Ich ignorierte diese Luftspiegelung, bis ich von der Karawane aus hörte: «Do you need help?»
    «Reicht es nicht», schrie ich verzweifelt, «dass ihr Fata Morganas nervt, müsst ihr einen auch noch blöd von der Seite anquatschen?»
    «Mama, Luftspiegelungen erzeugen keine Akustik», rief Max, und auch Fee schaltete sofort: «Yes, we need help!»
    Ich brauchte etwas, um zu begreifen, aber als ich sah, dass die Karawane auf uns zuritt, begann ich zu realisieren, was geschehen war. Ich war viel zu schwach, um zu jubeln, blieb aber stehen und nutzte mein letztes bisschen Kraft für ein Lächeln: Meine Familie würde gerettet! Durch Glück und Zufall. Aber auch, weil ich sie immer weiter angetrieben hatte, die Mutter und Ehefrau war, die ich in so einer Situation sein musste. So mischte sich in meine grenzenlose Erleichterung auch eine gehörige Portion Stolz.
     
    Die Karawane bestand aus Touristen, die allesamt so aussahen, als hießen sie Klaus und Bärbel und würden aus Böblingen stammen. Wenn man ihre sonnenverbrannten nackten Waden so sah, konnte man schon verstehen, warum einige Muslime Touristen am liebsten verbieten wollten, spärlich bekleidet herumzulaufen. (Wahrscheinlich war das religiöse Argument nur ein Vorwand, um nicht ehrlich sagen zu müssen: Eure Schlabberwaden wollen wir hier nicht sehen.) Dennoch waren all die Kläuse und die Bärbels der schönste Anblick, den ich mir in diesem Moment vorstellen konnte. Ein noch tollerer Anblick aber war die Touristenführerin, eine arabische Schönheit, die aus 1001 Nacht hätte entstiegen sein können. Normalerweise würde einem eine solche Frau Minderwertigkeitskomplexe bereiten, aber hier erschien sie mir wie eine Heilige. Jedenfalls tat sie dies, bis Frank sie verzaubert ansah und fragte: «Schmuleika?»
    Er klang fast so, als ob er sie irgendwoher kannte, und daher fragte ich mich in Gedanken irritiert: «Schmuleika, wieso Schmuleika?»

    Die Karawane zog weiter in Richtung Zivilisation mit uns im Gepäck. Ich erlebte die Reise anfangs wie in Trance. Ich saß unter der Hitze leidend hinter einem dicken Touristen namens Klaus auf einem Kamel. Körperhygiene stand nicht ganz oben auf Klaus’ Prioritätenliste. Um genau zu sein: Mit seinem Geruch konnte man bestimmt Wildschweine in die Flucht schlagen. Wenigstens dünstete er keinen Knoblauch aus.
    Die schwäbischen Touristen fanden uns unheimlich, einige hatten uns anfangs gar nicht erst mitnehmen wollen, dies aber nicht so direkt sagen wollen, und Ausflüchte benutzt wie: «Hanoi, wenn

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