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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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grober Fehler, denn Papa nutzte diesen kurzen Moment der Irritation und packte den riesigen Käfer. Der schoss zwar Säure aus seinen Händen, aber die traf Papa nicht, da er die Arme von Imhotep nach oben riss. So streute das schwarze Gift nur wahllos durch die Luft. Und ich dolmetschte lächelnd, was Papa laut gegrunzt hatte: «Mein Papa meint, der Käfer bekommt jetzt den Allerwertesten versohlt.»

[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
    Mit einer Fackel in der Hand führte mich Baba Yaga auf einer Wendeltreppe immer tiefer in das Verlies. Zwar hörte ich mit jeder Stufe weniger das Wehklagen der Gefangenen, dennoch wurde mir immer beklommener zumute. Und ich begann zu frieren. Nicht so sehr, weil ich nur einen Bademantel trug. Nein, es lag an dem Leid, das in der Luft lag und von Schritt zu Schritt greifbarer zu werden schien. Es war fast so, als ob es stofflich wurde, sich mir um den Hals legte und mich würgte wie eine Boa constrictor.
    «Wo gehen wir hin?», fragte ich ängstlich.
    «Zu meinem Kind», antwortete Baba.
    «Das ist hier?», fragte ich entsetzt.
    «Dracula hat es gefangen als Geisel, ich es erst jetzt sehen darf, wo ich hab geschaffen dich. Seine Leibgarde mich nicht mehr aufhalten. So war mein Handel mit ihm.»
    In diesem Moment konnte ich sogar etwas verstehen, warum Baba uns Wünschmanns das alles angetan hatte. Aus Mutter-Hexen-Liebe hatte sie uns geopfert.
    Als wir endlich den tiefsten Punkt des Verlieses erreichten, leuchtete Baba mit der Fackel in eine Höhle, und wir sahen … ihr Kind.
    Und es war wirklich ein Kind!
    Ein vielleicht siebenjähriger Junge, an Armen und Beinen in Ketten gelegt mit offenen eitrigen Wunden am ganzen Körper. Deswegen war das Leid hier unten so groß, es war das Leid eines Kindes.
    «Golem!», schrie Baba auf. Sie rannte zu dem Jungen, warf die Fackel auf den Boden und umarmte das blutende stöhnende Wesen.
    Der Gestank von Golem war unerträglich, er war völlig verwahrlost. Ich hob die Fackel auf und leuchtete in seine Richtung.
    «Ahhh!», schrie der Kleine auf und hielt sich schützend einen Arm vor das Gesicht. Nach so vielen Jahren in der Dunkelheit war das Feuer der Fackel zu hell für ihn. Ich wich ein paar Schritte zurück, und Golem hörte auf zu schreien, stattdessen weinte er leise.
    «Das ist dein Kind?», fragte ich. «Wie kann das sein … so jung?»
    «Ich ihn mit Zauber aus Klumpen Lehm erschaffen», erklärte Baba, während sie den Jungen zärtlich streichelte.
    «Du kannst Leben erschaffen?», fragte ich fassungslos.
    «Können das nicht jede Frau?»
    «Nicht mit Magie.»
    «Jede Geburt sein magisch», erwiderte sie.
    Dem konnte man nicht widersprechen.
    «Ich habe ihn geschaffen», erklärte Baba, «weil ich begriffen, dass nur Liebe glücklich macht. Leider ich haben sehr spät im Leben das erkannt. Jedoch nicht zu spät.»
    Das traf mich bis ins Mark, hatte ich doch selbst gerade meine Familie verlassen.
    Baba wandte sich wieder Golem zu und wollte den wimmernden Kleinen beruhigen: «Alles werden gut!»
    Dabei wussten sie und ich ja, dass sie log. Aber was sollte sie dem Kleinen auch sagen: «Kindchen, schön, dass wir uns wiedersehen … ach, übrigens, ich sterbe in wenigen Stunden»?
    Baba küsste die Wunden des Jungen. Dabei hatte sie Tränen in den Augen. Sein Jammern wurde langsam leiser. Er beruhigte sich durch die Liebe seiner Mutter. Erleichtert, weil er dachte, dass sie bei ihm blieb und ihn retten konnte. Aber sie konnte niemanden retten.
    Und ich konnte nach allem, was ich gesehen hatte, unmöglich zu Dracula zurück. Schon gar nicht wollte ich ihm dabei helfen, den Erdball in ein Verlies wie dieses hier zu verwandeln. Doch eine Flucht war zwecklos, Dracula würde mich überall auf der Welt finden und zur Not zwingen, seine Braut zu werden und mit ihm die Vampire zu zeugen, mit denen er die Welt zerstören wollte.
    Alles schien ausweglos, doch mit einem Mal kam mir ein wunderbarer Gedanke: Wenn Dracula für seinen Plan die Vampirin Emma brauchte, dann würde er mit der menschlichen Emma nichts anfangen können.
    «Verwandle mich zurück!», bat ich Baba. «Dann bleibt die Erde verschont.»
    «Ich das nicht können.»
    «Ähem … wie bitte, was?», fragte ich erstaunt.
    «Ich das nicht können. Verwandlungszauber kann nicht durch anderen Zauber aufgehoben werden.»
    «Durch was denn dann?», fragte ich irritiert, dass die Hexe anscheinend gar nicht helfen konnte und wir, wenn dies wirklich stimmte, ihr die ganze Zeit völlig umsonst

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