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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Zirkusleute hatten Schwierigkeiten, Papa zu packen. Allerdings nur, bis sich die siamesischen Zwillinge vom Trapez aus auf ihn fallen ließen. Sie saßen huckepack auf ihm drauf, umklammerten mit ihren Beinen seinen Oberkörper und hielten mit ihren vier Händen seine Augen zu, während Gorilla Gorr und die dicke Frau auf ihn einschlugen.
    Mein Rad kam indessen in der Waagerechten zum Stillstand, sodass ich im 90-Grad-Winkel zum Boden hing und den Kampf aus dieser Perspektive verfolgen musste.
    «Shit», rief Cassidy plötzlich.
    «Was ist?», rief Maximus.
    «Das Zelt brennt!»
    Ich blickte aus der Waagerechten nach oben, zwar war der Fokus meiner Augen immer noch nicht ganz scharf, aber der Kerl hatte recht: Die Plane brannte lichterloh!
    Die Zirkusfreaks ließen von Papa ab und flohen aus dem brennenden Zelt. Papa rannte zu mir, zertrümmerte furios die Scheibe, und ich konnte mich aus den Schlaufen befreien. Gemeinsam rannten wir durch die Manege in Richtung Ausgang, während die brennenden Planen links und rechts neben uns herabregneten. Als wir endlich das flammende Inferno hinter uns ließen, waren wir allerdings noch lange nicht in Sicherheit. Denn vor uns stand wieder die Zirkusmeute, und Maximus ging zornig auf Papa zu: «Du hast meinen Zirkus zerstört.»
    Papa erwiderte: «Schmeipfegal!» Dann nahm er Maximus und warf ihn im hohen Bogen durch die Wüste, mindestens hundert Meter weit, und der Liliputaner landete unsanft in einer Sanddüne. Die Zirkusleute waren konsterniert, die Bärtige murmelte gar: «Wie eine chinesische Hammerwerferin.»
    Doch eh sie sich’s versah, packte Papa die Bärtige und Gorr und schlug deren beider Schädel so heftig gegeneinander, dass die Schurken sofort bewusstlos zu Boden gingen. Hopalong Cassidy und die siamesischen Zwillinge sahen Papa erschrocken an. Er beugte sich bedrohlich zu ihnen runter und flüsterte: «Buh!»
    Die siamesischen Zwillinge rannten daraufhin erschrocken weg, mit allen ihren vier Armen fuchtelnd, während Hopalong so schnell lief, wie seine Altmännerbeine es zuließen. Dabei fluchte er vor sich hin: «Ich hätte damals mit Tanitou ins Heim gehen sollen.»
    Es war enthusiasmierend: Alle meine Peiniger waren außer Gefecht gesetzt. Mein Papa hatte mich gerettet!
    Dass er Mama betrogen hatte, war für mich jetzt komplett irrelevant. Ich schmiegte mich an sein Bein, roch, dass es jenes war, an das ich gestrullert hatte, und drückte mich daraufhin an das andere. Papa war sichtlich glücklich, dass ich ihn wieder mochte, und sagte zu mir: «Ich fmiebe dich.»
    Wann hatte er das das letzte Mal zu mir gesagt?
    Zugegeben, «fmiebe» hatte er noch nie gesagt, aber auch ein «Ich liebe dich» war lange her. Sicherlich war ich da noch ein Kleinkind gewesen.
    Jetzt tätschelte er sogar zärtlich meinen Kopf. Ich hatte auch keine Ahnung, wann er mich das letzte Mal so lieb gestreichelt hatte.
    Komisch, manchmal merkt man erst, wie enorm man etwas vermisst, wenn man es neu erlebt.
    Ich bekam einen Kloß in meinem Werwolfhals und fühlte mich Papa plötzlich so nah wie nie zuvor. Es war mein glücklichster Moment auf unserer ganzen verrückten Reise. Und daher flüsterte ich: «Ich fmiebe dich auch.»
    Mein großer kräftiger Papa schluckte gerührt. Dann beugte er sich zu mir runter und drückte mich an sich. Ganz sanft und ganz lieb.
    Unser formidabler Vater-Sohn-Moment fand jedoch ein jähes Ende: Ein Sandsturm zog sich über uns zusammen. Es war selbstverständlich nicht irgendein ordinärer Sandsturm. Es war Fee, die da über unseren Köpfen wehte. Ihr Sandgesicht war wieder zu sehen. Und sie schrie: «Papa … Max … Hilfe!»
    Dann rieselte sie als Sand zu Boden, transformierte sich vor unseren Augen wieder in die Mumie Fee und sank geschwächt darnieder. Papa und ich wollten gerade zu ihr laufen, da zog ein zweiter Sandsturm auf, bei dem es sich natürlich um Imhotep handelte. Auch er rieselte zu Boden, doch dort verwandelte er sich nicht etwa in seine humane Gestalt, sondern in einen riesigen Skarabäus. Und er war sicherlich der erste Käfer in der Historie unseres Planeten, der pompös verkündete: «Bereitet euch auf den Tod vor, elendige Hunde!»
    Während ich realisierte, dass ich unbewusst meinen Schwanz zwischen die Beine geklemmt hatte, war Papa weiter im Kinder-Rettungsmodus. Wütend stapfte er durch den Sand auf den Skarabäus zu und rief: «Käpfer, Arschpf pfoll!»
    «Was?», fragte Imhotep, der Skarabäus, verwirrt und blieb stehen. Ein

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