Happy New Year in Virgin River (German Edition)
freundlich.“
„Dann bist du also wütend auf sie“, stellte sie fest, wobei ihr Tonfall leicht überrascht klang.
„Also, zum Teufel, ja“, antwortete er. „Manchmal ist es allerdings so, dass ich nicht recht weiß, auf wen ich wütender sein soll – auf sie oder auf mich. Sie wusste, worauf sie sich einließ, sie wusste, dass Assistenzärzte nicht viel Zeit, nicht viel Geld und nach der Arbeit nicht mehr viel Energie haben. Warum also konnten wir das nicht irgendwie hinbiegen, ohne dieses ganze Drama? Aber dann ist es ja genauso auch meine eigene Schuld. Ich hatte viel zu viel von ihr verlangt. Siehst du? Da ist jede Menge Schuld, die man hin- und herschieben kann.“
Eine Weile herrschte Schweigen. Die Straße war sehr kurvenreich und wurde von riesigen, schwer mit Schnee beladenen Bäumen überragt. Leise fiel leichter Schnee. Je höher sie kamen, desto mehr Schnee lag auf dem Boden. Ein paarmal mussten sie unterwegs scharf abbiegen, und sie passierten einige gefährlich aussehende Steilhänge. Drew fuhr langsam, vorsichtig und aufmerksam. Wenn er Sunny überhaupt einmal anschaute, was selten vorkam, dann schenkte er ihr nur einen ganz kurzen Blick.
„Sehr hübsch hier draußen“, bemerkte sie leise.
„Kann ich dir mal eine persönliche Frage stellen?“
Scharf sog sie den Atem ein. „Ich weiß nicht …“
„Machen wir es doch so“, schlug er vor, „du antwortest einfach nicht, wenn es dir auch nur im Geringsten unangenehm ist.“
„Aber damit würde ich dir dann doch verraten, dass …“
„Hast du dich vom ersten Moment an in ihn verliebt? Sozusagen direkt auf Anhieb? Bumm! Du hast ihn gesehen, er hat dich umgeworfen und du warst unsterblich in ihn verliebt?“
Nein! dachte sie. „Ja“, erwiderte sie und sah zu ihm hinüber. „Und du?“
Er schüttelte erst den Kopf, dann antwortete er: „Nein. Aber sie war mir auf Anhieb sympathisch. Sie hatte einiges, das wirklich gut bei mir ankam. Was bei jedem Mann gut ankommt. Wie zum Beispiel, kein Rätselraten. Sie war sehr direkt, aber nie auf eine zickige Weise. Bei Penny gab es nie viele Spielchen, zumindest nicht, bis wir in die Trennungsphase unserer Beziehung kamen. Wenn wir zusammen zum Essen ausgingen, hat sie zum Beispiel immer genau das bestellt, was sie haben wollte. Wenn ich sie gefragt habe, was sie gern unternehmen würde, hat sie mir eine Antwort gegeben und nie herumgedruckst und gesagt: ‚Ist mir egal‘, wenn es ihr in Wirklichkeit überhaupt nicht egal war. Das hat mir gefallen. Wir sind gut miteinander ausgekommen. Es sah aus, als würden wir in dieselbe Richtung paddeln. Ich will Chirurg werden, sie ist Krankenschwester, und ihr gefiel die Vorstellung, mit einem Arzt zusammen zu sein, obwohl sie wusste, dass das für den Partner nie leicht ist. Als ich sie, bevor meine Facharztausbildung begann, fragte, ob sie mit mir zusammenziehen wollte, hat sie gesagt: ‚Nicht ohne Ring.‘“ Drew zuckte mit den Schultern. „Es schien mir nur vernünftig zu sein, dass wir dann auch einfach heiraten. Ich bin noch immer überrascht, dass es nicht dazu gekommen ist. Ich könnte dir wirklich nicht genau sagen, ab wann es nicht mehr gut mit uns lief. Das ist das Einzige, das mir wirklich Angst macht.“
Sunny starrte auf sein Profil. In diesem Moment beschloss sie, dass er ihr die Knochen richten sollte, falls sie sich jemals etwas brach. „Aber mittlerweile hattest du dich ja auch wahnsinnig in sie verliebt, nicht wahr? Also zu dem Zeitpunkt, wo du den Ring gekauft hast?“
„Wahrscheinlich. Ja, ich glaube schon. Der Punkt ist, dass Penny absolut zu mir zu passen schien, wie füreinander geschaffen. Also logisch. Probleme, die Freunde von mir mit ihren Frauen oder Freundinnen hatten, kannte ich mit Penny nicht. Die Jungs haben mich beneidet. Ich dachte, sie wäre die perfekte Frau für mich.“
Sunny hörte Glens Stimme im Kopf:
Ich dachte, du wärst das Beste, das mir passieren kann. Die beste Frau, mit der ich mich auf Dauer zusammentun kann …
„Bis der ganze Ärger anfing“, fuhr er fort. „Bei uns war alles immer so leicht gewesen, ich habe es einfach nicht verstanden. Ich dachte, es ginge nur darum, dass sie ihre Freunde vermisste und ich so viel arbeiten musste. Solche Sachen halt. Bis heute bin ich mir noch nicht sicher … vielleicht ging es die ganze Zeit um einen anderen Mann, und sie war hin- und hergerissen, während sie versuchte, eine Entscheidung zu treffen. Aber wirklich, ich hatte geglaubt, alles wäre
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