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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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Weile gehört, sogar schon bevor ich wach geworden war, aber es war so ein Geräusch wie Grillenzirpen, das alles übertönt. Doch jetzt, unterwegs, wurde das Summen lauter. Ich wusste ohne nachzudenken, dass wir darauf zuliefen.
    »Mensch, Mom, komm mit nach Hause. Heute ist Heiligabend.« Wenn ich die Zähne nicht zusammengebissen hätte, hätten sie geklappert.
    »Wenn du jetzt mitkommst, mache ich dir kalten Eierpunsch. Ich kann dir einen ganz besonderen Eierpunsch machen, mit Rum oder … mit Wodka. Mit dem, was in der Flasche mit dem Piraten auf dem Etikett ist.«
    Wir liefen auf den Friedhof von Oak Hill zu. Es war ein schöner Friedhof mit hohen Steinmauern und großen Mausoleen, zwischen denen Obelisken und Statuen von traurigen Engeln standen. Normalerweise hätte Mom einen weiten Bogen darum gemacht, so unheimlich war es dort.
    Und dann konnte ich es endlich sehen. Also zunächst einmal war es riesengroß. Größer als man denkt und dann noch mal größer. Wie eine Luftblase schwebte es langsam nach unten. Wie eine Luftblase mit Fangarmen. Wie eine Schneekugel, aber so groß wie ein halber Fußballplatz und mit Schläuchen unten dran. Plötzlich gingen die Lichter an, nicht einzelne Glühpunkte wie bei einem Flugzeug, sondern als wäre die Kugel mit leuchtendem Gas in hellem Gelb und Grün gefüllt. Und Violett. In der Kugel waren weitere kleinere Kugeln und Stege und andere Formen, auf denen … war es möglich … winzige Gestalten hin- und herliefen.
    Aber nein: So funktioniert das nicht. Meine Beschreibung des Raumschiffs wird ihm nicht gerecht und das ist grundverkehrt.
    Es war furchtbar. Und so
falsch
. Allein der Anblick machte einen automatisch zum Verlierer. Es war das dicke fliegende ungeheuerliche summende Ende der Welt.
    In den darauffolgenden Tagen stimmte nichts mehr. Ich kämmte mir weder die Haare noch putzte ich mir die Zähne. Ich habe nicht einmal meine Weihnachtsgeschenke aufgemacht. Wozu auch? Die Aliens waren da. Ich wollte keine Musik hören, weil ich dann immer weinte. Es war einfach alles zu schön für die Situation. Damit meine ich nicht nur Beethoven oder so. Ich weinte auch bei alten * NSYNC -Alben. Sogar der Song, mit dem der Eismann herumfuhr, brachte mich zum Weinen. Ich konnte nicht mehr lachen und wurde wütend, wenn andere lachten. Das war egoistisch und so krank, als würde ich Geldscheine verbrennen. Aber ich greife vor.
    Das Raumschiff landete. Ohne besondere Mechanismen. Die sechs Schläuche streckten sich wie Beine und stützten das Gewicht des Raumschiffs. Dann … lief es los. Anders kann man es nicht beschreiben. Das Riesending lief auf Schlauchbeinen wie ein Käfer durch Denkmäler und Grabsteine auf uns zu.
    Ich sah mich Hilfe suchend um, aber außer uns war niemand da.
    »Mom! Wach auf! Aufwachen, aufwachen!«, kreischte ich. Sie stand ruhig da und ich lief zu ihr und klammerte mich an ihr Bein. »Mom! Ich liebe dich! Es tut mir leid! Komm mit nach Hause!«
    Das Raumschiff hob ein Bein und streckte es wie einen Wurm in unsere Richtung. Als es näher kam … ließ ich los. Ich ließ meine Mutter los. Ich ließ sie los und versteckte mich hinter einem Mausoleum. Ich hatte Angst und ich weiß, was auch immer ihr jetzt von mir denkt, habe ich so was von verdient.
    Das Schlauchbein stülpte sich über Moms Kopf und verschlang sie halb bis zum Bauch. Sie rührte sich nicht und gab keinen Muckser von sich. Ihr Arm steckte immer noch in meinem Weihnachtsstrumpf. Dann hörte ich etwas, was ungefähr so klang:
    Fuump
    und schon schwebte sie in der Luft, sie segelte davon, wie Wasser, das von dem Riesensummkopf eingesaugt wurde.
    Ich weiß nicht, ob ich über das schreiben kann, was danach passierte. Es hört sich wahrscheinlich an, als würde ich übertreiben, aber das tue ich nicht. Mir geht es nicht um Wirkung. Man fällt einfach hin, weil die Beine nicht mehr wollen. Und man fällt nicht auf die Knie, sondern wie der Trottel des Jahres auf den Arsch ins Gras. Man heult nach seiner Mom, weil man wirklich denkt, so käme sie zurück. Und wenn nicht, fühlt sich die Haut zu eng an, die Lunge ist mit Baumwolle verklebt und man könnte sie nicht noch mal rufen, selbst wenn man wollte. Und man steht nicht auf und denkt sich nichts Neunmalkluges aus, weil man nur darauf wartet, wie ein Böller zu explodieren und zu sterben. Was anderes bleibt einem gar nicht übrig.
    Das ist alles. Es gibt noch mehr, aber das ist alles, was ich darüber schreibe. Sie wollten, dass ich

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