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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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Ich tippte:
    Muttermal verändert seine Farbe
    Dann fügte ich noch hinzu:
    leuchtet
    und drückte die Entertaste.
    Die Suchmaschine lieferte ungefähr 140 Ergebnisse mit Überschriften wie »Habe ich Krebs?« oder »Oh, nein! Krebs?« bis zu »Alles klar, es ist Krebs. Was nun?«
    Gespannt klickte ich den obersten Treffer an und las mir alles durch. Vielleicht leuchten Muttermale ja wirklich, dachte ich. Aber in dem ersten Artikel kam das nicht vor, und im zweiten auch nicht. Erst nachdem ich fünf Artikel durchgelesen hatte, merkte ich, dass meine Suche nur Ergebnisse für die Worte Muttermal, Veränderungen, Größe und Farbe gebracht hatte. Nur in einem einzigen war die Rede von einer »strahlenden Haut« und da ging es um Sonnenstudios. Kein Wort über leuchtende Muttermale.
    Ihr kennt den Punkt in der Geschichte, wenn die Figur denkt,
wetten, dass ich doch kein Gespenst gesehen habe. Wetten, dass es nur ein Bettlaken war? Eins, das kreischend mit Ketten durch die Speisekammer geschwebt ist. Wetten, dass ich mir das alles nur eingebildet habe?
Diese Figuren hasst man doch immer sofort, oder? Man hasst sie, weil man weiß, dass man nie zu blöd wäre, ein Gespenst zu erkennen, wenn man einem begegnen würde, und schon gar nicht, wenn das Buch
Der gellende Geist
heißt, verdammt noch mal. Das musste mal raus.
    An der Stelle der Geschichte sind wir jetzt.
    Das Problem ist, man weiß nicht, dass es eine Geschichte ist. Man denkt, man wäre einfach ein normales Kind, das in dem Moment nicht an das Muttermal glauben will, oder an ein Gespenst oder was auch immer.
    Damals kam ich zu dem Schluss, dass das Muttermal nicht geleuchtet hatte. Es hatte am Licht gelegen oder ich hatte eine Halluzination gehabt, oder es lag am Rauch oder an Spiegeln oder was die Menschen sonst noch vergeblich anführen, um das Unmögliche zu erklären. Egal, ich glaubte nicht länger daran, dass das Muttermal geleuchtet hatte. Mir blieb nichts anderes übrig.
    Das war aber gar nicht wichtig, weil ich trotzdem immer noch glaubte, dass es sich in Form und Farbe verändert hatte, und das machte mir schon genug Angst. Ich fuhr den Computer herunter und schlich über den Flur zurück. Sau folgte mir und drehte enge Achten um meine Waden. Wahrscheinlich spekulierte sie auf ein frühes Frühstück, und als ich nicht reagierte, miaute sie.
    Einen Augenblick lang dachte ich, Mom hätte mich erwischt, weil ich ihre Stimme hörte. Als ich erstarrte, sprach sie in ihrem Zimmer einfach weiter – immer ein Wort, Pause, ein Wort, Pause, als würde sie ein Bingospiel ansagen. Das weckte meine Neugier und ich ging auf Zehenspitzen zu ihrer Tür, die nur angelehnt war. Ich lauschte.
    »Traktor«, sagte Mom.
    Traktor?
Ich warf einen Blick in ihr Zimmer.
    »Gorilla«, kam als Nächstes und weiter: »Apfelsine … Domino … emendare … Vision … anscheinend … Maus …«
    Sie lag auf dem Rücken und redete im Schlaf. In zwei Sprachen. Offenbar träumte sie den verrücktesten Namensaufruf aller Zeiten.
    Ich hörte ihr noch ein Weilchen zu, weil ich erwartete, dass sie demnächst aufhören oder etwas Vernünftiges sagen würde. Ich kann eigentlich kein Italienisch, aber mir war trotzdem klar, dass auch ein Wörterbuch nichts nützen würde.
    »Lasagna«, sagte Mom.
    »Gute Nacht«, sagte ich und ging wieder ins Bett.
    Am nächsten Morgen vereinbarte ich einen Termin beim Hautarzt für sie. Als die Arzthelferin sagte, sie könnten sie in einem Monat drannehmen, konterte ich mit höflicher Grobheit und nach einer heftigen Diskussion bot sie mir einen Termin in der darauffolgenden Woche an, mit dem ich mich einverstanden erklärte.
    Nächste Woche. Ich werde sie schon irgendwie dorthin lotsen, dachte ich nach dem Anruf. Das machte mir überhaupt keine Sorgen, weil ich ja nicht wusste, dass Mom nur noch vier Tage zu Hause sein würde.
    Ich erlaube mir, diese vier Tage zu überspringen, weil es darüber wirklich nichts zu sagen gibt. Wie immer gab es Mahlzeiten, Schlafzeiten und Diskussionen mit Mom, als würde sie nicht entführt, als bliebe alles beim Alten. Wir gingen einkaufen, wir packten Geschenke ein, gingen in die Kirche und stellten den weißen Weihnachtsbaum aus Plastik auf. Wäre mein Leben ein Film, würde sich jetzt wahrscheinlich die musikalische Montage einiger Szenen abspulen, die faule Regisseure benutzen, um zu beschreiben, wie die Zeit vergeht. Ihr kennt das: ein paar witzige Kurzclips von Mom und mir – erst im Geschäft, in dem wir

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