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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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lustige Kleider und Hüte anprobieren, dann bei der Zubereitung von Eierpunsch, bei dem der Deckel des Mixers hochkommt und das Zeug überall auf die Wände und uns spritzt, bis wir vor Lachen nicht mehr können. Dann kommt ein Schnitt, wir singen Weihnachtslieder draußen vor einem Haus, aber, ups, leider sind sie Juden, und die ganze Szene ist mit »Jingle Bell Rock« untermalt.

    Und dann ist es endlich vier Tage später, Heiligabend, aber dazu will ich nicht mehr viel sagen. Das hier ist nämlich keine Weihnachtsgeschichte, sondern eine Smekday-Geschichte.
    Es ist nachts passiert. Ich lag im Bett, aber ich konnte nicht schlafen. Deshalb lauschte ich dem Lärm der Autos, den zu lauten Gesprächen der Leute auf der Straße und dachte über irgendwas nach. Klar, wahrscheinlich überlegte ich, was ich am nächsten Tag zu Weihnachten bekommen würde. Das lag nahe, denn obwohl Mom sich nebenan im Wohnzimmer wahrscheinlich bemühte leise zu sein, hörte ich, dass sie noch auf war, meinen Strumpf mit Süßigkeiten und CDs und anderen Sachen füllte oder ein Geschenk einpackte. Nach einer Weile war nichts mehr zu hören, und ich döste wahrscheinlich ebenfalls ein. Lange hatte ich jedoch nicht geschlafen, als ich von einem wahnsinnigen Krach geweckt wurde.
    Sckröööp
    Das kam von oben, vom Dach. Ich habe wirklich einen Augenblick lang gedacht, es wäre der Weihnachtsmann. Kannst mich ja verklagen.
    Mir war sehr nach ’
Twas the Night Before Christmas
zumute, als ich zum Fenster tapste, um nachzusehen. Und das war das Erste, was ich zu sehen bekam: Ein riesiger ziehharmonikaähnlicher Schlauch wie von einem Staubsauger baumelte vom Dach und schwang in die Dunkelheit hinaus. Rasch suchte ich am Himmel, woran er wohl hängen konnte, doch weit oben erkannte ich nur eine riesige dunkle Form. In ihrem Sog lärmte jede Autoalarmanlage und alle Hunde bellten mit.
    Ich hörte, wie Mom im Wohnzimmer »
Cannoli
!« rief.
    Und dann
»Kopfhörer!«
.
    Ich lief in den Flur und blieb an der Wohnzimmertür stehen.
    »Schneebesen!«
    Mom war beim Befüllen meines Strumpfes eingeschlafen. Aber so richtig, denn sie steckte noch bis zum Ellbogen in der Socke. Während sie an den Futon gelehnt auf dem Fußboden saß, kreisten Süßigkeiten und Geschenkbänder um sie herum.
    »Schachbrett!«
    Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass sie wie zuvor Worte deklamierte, doch jetzt schrie sie die Begriffe mit rotem Gesicht und zugekniffenen Augen hinaus.
    »Granata!
«
    Mit klopfendem Herzen schlich ich zu ihr und sah mir das Muttermal genau an. Es blinkte, wirklich, es blinkte lila, rot und grün, immer wieder.
    »Irgendwas!«
    »Mom?«, sagte ich.
    »Plätzchen!«
, antwortete sie.
    »Mom, Mom, wach auf!«
    »Annunciare!«
    Ich schüttelte ihren Arm, den ohne Strumpf, doch ihre Augen blieben geschlossen.
    »Mom!«, rief ich.
    »Mom!«
, schrie Mom. Ich denke, das war Zufall.
    An die anderen Wörter, die sie brüllte, kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich wusste ja nicht, dass ich das irgendwann würde aufschreiben wollen. Wahrscheinlich war es ein Mischmasch aus Substantiven, Verben und anderen Wortarten, mit Sicherheit fiel der Name eines Präsidenten, auch wenn ich nicht mehr weiß, um welchen es ging, und die Shampoomarke, die sie bevorzugte. An das letzte Wort erinnere ich mich aber. Ich weiß noch, welches Wort sie als letztes sagte.
    »Zebra!«
    Das war’s. Mehr Wörter kamen nicht. Meine Mutter schlug noch immer nicht die Augen auf, doch sie saß eine Minute lang still da. Ich schüttelte sie noch mal.
    »Mom … Mom …«
    Sie stand auf. Sie stand so schnell auf, dass sie mich mit hochzog. Das Muttermal war noch violett, blinkte aber nicht mehr. Es leuchtete nur hell und stetig und ich werde die Farbe Lila bis ans Ende meines Lebens hassen.
    Als ich sie losließ, ging sie durch die Küche zur Hintertür. Ich hatte schon Angst, dass sie voll in die Tür laufen würde, doch sie blieb stehen und löste in aller Ruhe die Kette und den Riegel. Dann trat sie auf die Feuertreppe. Als ich ihr folgte, wünschte ich, ich hätte Schuhe angezogen. Draußen war es eiskalt.
    »Wo … wo willst du hin?«, fragte ich und stieg hinter ihr die Treppe hinunter. Sobald wir auf dem Bürgersteig standen, hielt ich den Blick gesenkt, um Scherben und Müll auszuweichen. Mom antwortete nicht, doch ihr lila Muttermal starrte böse violett auf mich herab.
    Ich weiß nicht, wann mir das Summen erstmals aufgefallen ist. Ich glaube, ich hatte es schon eine

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