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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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wahrscheinlich glücklicher, wenn alle in einem kleinen abgelegenen Land leben würden, wo sie keinen Ärger machen können. Damals lebte ich in Pennsylvania. Pennsylvania liegt im Osten der Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten waren dieses große Land, in dem alle lustige T-Shirts trugen und zu viel aßen.
    Nachdem Mom weg war, habe ich allein gelebt. Ich wollte es keinem sagen. Ich hatte mir selbst beigebracht, kurze Strecken mit unserem Auto zu fahren, indem ich Maisdosen an meine guten Schuhe genagelt habe. Sonst wäre ich nicht an die Pedale gekommen. In der ersten Zeit habe ich viel falsch gemacht und falls jemand am 3. März 2013 nach Einbruch der Dunkelheit auf der 49. Straße und der Pine Street auf dem Bürgersteig unterwegs war, bitte ich ihn nachträglich um Entschuldigung.
    Doch mit der Zeit wurde ich besser. Richtig gut, meine ich. Rennfahrermäßig. Während sich also die meisten Leute wegen der Umsiedlung nach Florida bei den Raketengeschossen der Boov meldeten, hatte ich vor, mit dem Auto dorthin zu fahren, ohne mir helfen zu lassen. Im Internet hatte ich eine Wegbeschreibung gefunden, was gar nicht so leicht war, weil die Boov es nach und nach herunterfuhren. Doch die Strecke war nicht sonderlich anspruchsvoll. Auf der Webseite stand, man braucht drei Tage, aber die meisten Leute fuhren schlechter als ich und ernährten sich wahrscheinlich auch nicht von Zuckerguss und Root Beer, damit sie keine Pausen machen mussten. Ich drängelte mich durch die Menschengruppen, vorbei an einer Frau, die ihr Baby in einer Bowlenschüssel aus Kristallglas trug, und vorbei an einem Mann, der gammelige Schachteln unterm Arm hatte, aus denen es Baseballkarten regnete. Schließlich gelangte ich zu den öffentlichen Tennisplätzen, wo ich das Auto abgestellt hatte.
    Unser Kleinwagen mit Heckklappe war so groß wie ein Kühlschrank, hatte die gleiche Farbe und war höchstens doppelt so schnell. Doch er verbrauchte nicht viel Benzin und ich war knapp bei Kasse. Unser Konto hatte ich bereits leer geräumt und der Notgroschen, den Mom in einer Strumpfhosenschachtel mit der Aufschrift TOTE SPINNEN in einer Schublade mit Unterwäsche aufbewahrte, war kleiner ausgefallen, als ich gehofft hatte. Als hätte ich nicht immer schon gewusst, dass dort Geld versteckt war. Als hätte ich mich von toten Spinnen abschrecken lassen.
    Nachdem ich die Kameratasche und die Rucksäcke auf der Rückbank verstaut hatte, fühlte ich mich plötzlich schrecklich einsam. Ich drehte den Kopf nach links und rechts und blickte über die panisch davoneilenden Menschen hinweg. Dabei sah ich einen Mann, der mit Ofenhandschuhen einen
gottverdammten
Schmorbraten trug! Entschuldigung, aber das musste mal gesagt werden. Ich wusste nicht, was ich suchte – die Katze jedenfalls nicht. Trotzdem rief ich ihren Namen.
    »Sau!«, brüllte ich. »Saauuu!«
    Normalerweise fällt man auf, wenn man laut »Sau« schreit, doch damals beachtete mich niemand. Ein Mann zog den Kopf ein, als ich zum dritten Mal »Sau« schrie, aber ich weiß nicht, ob es an mir lag.
    Wie auch immer: Als ich gerade einsteigen wollte, schoss eine dicke graue Katze über die Straße und sprang aufs Armaturenbrett. Dann wälzte sie sich auf eine Seite und wollte gekrault werden.
    »Oh«, sagte ich. »Na gut, dann nehme ich dich eben mit. Aber du musst dein Geschäft erledigen, wenn wir unterwegs eine Pause machen.«
    Sau schnurrte.

    In dem Moment dachte ich, es wäre vielleicht ganz schön, Gesellschaft zu haben. Ich rechnete nicht damit, in den nächsten Tagen irgendeiner Menschenseele zu begegnen, weil die Highways bestimmt leer sein würden. Schließlich gingen alle anderen zu den Raketenstationen.
    Damit sollte ich sowohl recht als auch unrecht behalten.
    Wusstet ihr, dass Katzen ungern Auto fahren? Das ist eine Tatsache, meine mochte es jedenfalls gar nicht. Bevor es losging, stellte ich den Meilenzähler auf null; deshalb weiß ich, dass Sau auf den ersten zweiundzwanzigeinhalb Meilen durch die Heckscheibe starrte und fauchte. Sie klammerte sich wie eine flauschige Halloween-Dekoration an die Kopfstütze des Beifahrersitzes und machte einen Buckel.
    »Reg dich ab!«, rief ich, während ich den stehenden Fahrzeugen auswich. »Ich kann total gut Auto fahren!«
    Sie hörte auf zu fauchen und knurrte. So wie Katzen eben knurren. Wie Tauben, die zu viel geraucht haben.
    »Ich hätte dich auch zu Hause lassen können, du Verräterin. Dann hättest du zu deinen geliebten Boov ziehen

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