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Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition)

Titel: Happy Smekday: oder: Der Tag an dem ich die Welt retten musste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Rex
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uns extra auf die Palme.

    * * *
    Ich muss das rauslassen, ich bekomme es sonst nicht aus dem Kopf. Ihr Zukunftsmenschen erinnert euch wahrscheinlich nicht einmal an die Invasion. Ihr wart noch gar nicht geboren. Aber vielleicht ist seitdem ja noch etwas richtig Schlimmes passiert. Hundert Jahre sind lang.
    Wenn wirklich etwas geschehen ist, ging es euch sicher schlecht. Wahrscheinlich hattet ihr Angst, wart traurig und wolltet, dass es aufhört. So habe ich mich bei der Invasion gefühlt und ich denke, so ergeht es uns allen. Aber wart ihr vielleicht auch ein bisschen aufgeregt? Nur ganz wenig? Habt ihr auf der Stuhlkante gesessen, weil ihr so gespannt wart, was als Nächstes passieren würde?
    Möglicherweise wart ihr sogar ein bisschen stolz. Stolz darauf, etwas Bedeutendes zu erleben, das ihr noch euren Enkeln erzählen würdet. Habt ihr euch selbst vorm Fernseher beobachtet und darauf geachtet, dass ihr auch ja mutig und tapfer und gerade traurig genug aussaht, als würde es euch sehr nahegehen?
    Ich glaube, so erging es anderen auch. Noch lange danach haben sich die Leute im Fernsehen, im Radio und auf der Straße gegenseitig versichert: »Alles hat sich verändert. Die Welt wird nie wieder dieselbe sein. Die Aliens haben alles verwandelt.«
    Und das stimmt ja auch. Das verstand sich eigentlich von selbst. Aber wir wiederholten es immer wieder, bis es sich anfühlte wie ein Klaps auf die Schulter. Alles hatte sich verändert, aber wir hatten überlebt, und deshalb mussten wir stark sein. Bei jeder schlimmen Nachricht und bei jeder heulenden Sirene dachten wir, jetzt haben wir wieder etwas zu erzählen.
    Es tut mir leid – vergesst einfach, was ich gerade gesagt habe. Was weiß ich, was andere Leute denken? Das war nur ich und ich bin grauenhaft.
    * * *
    Wenn es keine aktuellen Neuigkeiten gab, verlegten sich die Sender darauf, das alte Material ständig zu wiederholen. Die geköpften Statuen, die ausradierten Gebäude, deren Leerstellen so bizarr waren, dass man hätte schwören können sie weiterhin zu spüren wie Phantom-Gliedmaßen. Und ich weiß noch, dass auch Menschen so sauber ausgelöscht wurden wie die Gesichter am Mount Rushmore. Als es passierte, befanden sich Touristen im Kopf der Freiheitsstatue. Und auf der Chinesischen Mauer. Sie waren verschwunden, weg. Wegen dieser Menschen glaube ich an den Himmel. Ich stelle mir gerne vor, wie sie durch die Tore schlurfen, sie blinzeln verwirrt wie Reisende, die im Zug eingeschlafen sind. Ich wünschte, es gäbe einen Ort, an dem sie von einem freundlichen Fremden beiseitegenommen würden, der sagt: »So, ich bringe Sie mal eben auf den neuesten Stand.«
    Doch es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, ich hätte damals schon an diese Menschen gedacht. Ich konnte mich nicht auf die Verschwundenen konzentrieren, nicht einmal auf Mom. Ich war wie betäubt von den Bildern. Mein Gehirn war in Bilder gepackt, ich hatte sie irgendwo verstaut, damit ich sie später wieder benutzen konnte. Wahrscheinlich wartete ich ungeduldig darauf, dass etwas geschah.
    Der intergalaktische Zerstörungswahn rief schließlich alle Armeen der Welt auf den Plan. Wir wehrten uns. Darüber kann ich nicht viel sagen.
Mir
hat niemand eine Waffe in die Hand gedrückt oder mich in den Krieg geschickt. Das heißt nicht, dass ich nichts zu tun hatte – es war anstrengend genug, etwas bei mir zu behalten. Aber ich habe das alles im Fernsehen verfolgt, wie einen Film. Mit den richtigen Soundeffekten hätte man eine Komödie draus machen können.
    Und so hat es sich abgespielt: Wir haben unsere Panzer, Flugzeuge und alle bewaffneten Soldaten aufgeboten. Wir haben unsere Bradley-Kampffahrzeuge aufgefahren. Ich weiß nicht genau, was das ist, aber wir hatten viele davon. Dazu kamen Hubschrauber, Flugzeugträger und tausend kalte tödliche Raketen, die wie die Augen von Ungeheuern aus ihren unterirdischen Röhren glotzten. Damit hätte man echt Eindruck schinden können, wenn nicht die Raumschiffe der Boov so riesig wie neue Monde über den Wolken gehangen hätten. Doch schlussendlich ging es gar nicht darum, wer die größeren Waffen hatte. Die Boov hatten noch eine Überraschung in der Hinterhand.
    Die Überraschung wurde bald überall Brummer genannt. Sie flogen nämlich, meistens ungefähr hummelgroß, und sie summten im Vorbeifliegen. Sie hatten viele winzige Drähte, die wie Fühler aussahen, oder wie Beinchen. Doch sie waren silbern, hatten keine Flügel und eine sonderbare

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