Hard Man
zum Wohnzimmer stand. In seiner Tür. Der Wichser war in seinem Haus, Scheiße noch mal, und Pearce war gerade aus der Dusche gekommen mit nichts als einem Handtuch um den Hüften. »Wer zum …?« Mehr brachte er nicht heraus, bevor der Fremde ihn am Handgelenk packte, über die Schwelle zerrte und aufs Sofa schmiss.
Pearce war ganz und gar nicht zufrieden mit sich. Er hätte schneller sein müssen, mehr auf Draht. Als er herumgewirbelt wurde, bemerkte er einen weiteren, dürren Kerl, der in der Ecke lauerte. Den zweiten Typen hatte er auch nicht eingeladen.
Pearce landete auf der Seite und versank in den Polstern. Machte sich darauf gefasst, einen Faustschlag abzublocken. Jetzt war er wach, bereit. Aber nichts geschah. Der Dicke hatte es anscheinend nicht auf eine Schlägerei abgesehen. Pearces Handtuch hatte sich gelöst und war zu Boden gefallen. Er entspannte sich. Na schön, so gut er eben konnte angesichts der Tatsache, dass er splitterfasernackt vor zwei fremden Männern saß. Jungen Männern. Die eindeutig nicht hier waren, um sich nach seinem Wohlergehen zu erkundigen. Wenigstens waren sie nicht auch noch nackt. Dann wäre ihm wirklich ungemütlich geworden.
Der Hund von Pearce, ein dreibeiniger Dandie Dinmont Terrier, steckte die Schnauze durch die Tür, prüfte rasch die Lage und hoppelte davon. Das kleine Mistvieh war wirklich schlau. Pearce würde später noch mal ein Wörtchen mit ihm reden müssen. Ein warnendes Bellen wäre doch gewiss nicht zu viel verlangt gewesen. Pearce sollte ihn wieder ins Tierheim zurückbringen; mal sehen, wie ihm das gefiel.
Pearce richtete sich auf und legte die Hände auf die Sofalehne. Schaute den Dicken an. Die fette Sau saß bis zur Halskrause in der Scheiße, auch wenn es so aussah, als könne er hundertfünfzig Kilo bankdrücken, ohne ins Schwitzen zu kommen. Er hatte Glück gehabt, dass er Pearce überrumpelt hatte. An einem anderen Tag, wenn Pearce nicht abgelenkt war, hätte der Fettsack seine Knochen vom Boden auflesen können.
Fettsack züngelte an seiner genähten Oberlippe. In seiner großen Pranke hielt er ein Messer.
Pearce war noch feucht unter den Eiern, in der Arschritze und zwischen den Zehen. Wenn er nicht mal in Ruhe ‘ne Scheißdusche nehmen und sich abtrocknen konnte, dann konnte er auch genauso gut wieder im Gefängnis sitzen.
Er ließ sich nicht gern ans Gefängnis erinnern.
Er warf einen Blick auf den anderen Typen. Der Dürre hatte ein knochiges Gesicht und war angezogen wie ein Arschloch. Der Hintern seiner Jeans hing ihm bis in die Kniekehlen, dicke Goldkette um den Hals, die Senkel seiner Turnschuhe nicht geschnürt. Er machte auf cool und schabte mit seinem Messer an seinen Kinnstoppeln. Klar, beide hatten sie Messer, die Lieblingswaffe von Edinburghs Kleinkriminellen. Das von dem Dürren war echt hübsch. Die gezackte Klinge war achtzehn, vielleicht sogar zwanzig Zentimeter lang. Die Hand, in der er das Messer hielt, zitterte leicht. Der Dürre machte zwar auf cool, aber Pearce wusste, dass er hier fehl am Platz war. Wusste, dass die Sache eine Nummer zu groß für ihn war.
Null Bedrohung.
Pearce beachtete den Dürren nicht weiter. »Was habt ihr in meinem Haus zu suchen?«, fragte er den Fleischklops.
Anzug, Krawatte, glänzende Schuhe. Fettsack hatte sogar eine Aktentasche dabei. Schläger oder Buchhalter? Ein bisschen von beidem? Eindeutig nicht der harte Bursche, den er markierte. Pearce hätte es nicht gewundert, wenn dieser groß geratene Mops sich selber mit dem Messer verletzt hatte. Vielleicht war er ja so zu der Wunde an seiner Lippe gekommen.
Oh Mann. Pearce haderte mit sich. Hätte er aufgepasst, als er die Tür aufmachte, hätte er Fettsack quer über den Teppich verteilen können. Jetzt hieß es abwarten und alles richtig timen. Pearce kaute auf der Innenseite seiner Wange. Er hatte Murks gemacht. Er wurde langsam unvorsichtig, und das war immer ein Fehler.
»Wir glauben, du könntest uns vielleicht behilflich sein«, sagte der Mops.
Zuhälterjargon. Könnte glatt Anwalt werden. »Das bezweifle ich«, teilte Pearce ihm mit.
»Na ja, wir dachten, wir könnten ein bisschen bleiben, ein wenig plaudern.«
»Mir ist nicht nach reden.«
»Dann hör einfach nur zu.«
»Nach zuhören ist mir auch nicht.«
»Also, das ist ja wirklich zu schade. Wir hatten gehofft, du würdest kooperieren.«
»Bist du fertig?«, fragte Pearce ihn.
»Fertig?«, sagte Fettsack. »Wir haben noch nicht mal angefangen.« Er wandte sich zu
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