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Hard News

Hard News

Titel: Hard News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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verraten, dass der Tank leer gewesen war. Also, nichts verschüttet. Und er hatte sogar die Rücksicht besessen, auf den Straßenrand zu kippen, so dass nicht einmal der Stoßverkehr ernsthaft behindert wurde.
    Sie kamen ins Studio, und Rune spielte das Band ab, das sie von dem Laster aufgenommen hatte. Das Model betrachtete die Aufnahmen und schien sich etwas Unfreundliches über ihre Arbeit ausdenken zu wollen.
    »Schau«, sagte sie begeistert. »Ich hab den Sonnenuntergang draufgekriegt. Da, seitlich vom Laster. Der rote Streifen, schau …«
    »Ich sehe es.«
    »Gefällt’s dir?«
    »Es gefällt mir.«
    »Wirklich ehrlich?«
    »Rune.«
    »Aber letztlich ist Piper doch meine Chefin, oder?«, sagte Rune, während das Band zurückspulte.
    »Na ja, gewissermaßen. Sie arbeitet für den Sender; du arbeitest für den lokalen Tochtersender. Das ist ein komisches Verhältnis.«
    »Ich lebe als allein stehende Frau in Manhattan. An komische Verhältnisse bin ich gewöhnt.«
    »Hör zu«, sagte er geduldig. »Der Präsident der Vereinigten Staaten ist Befehlshaber der Armee und der Marine, klar? Aber hast du schon mal gesehen, dass er mit jedem Schützen redet, der ein Problem hat?«
    »Hier geht’s nicht um Probleme. Hier geht’s um eine Chance.«
    »Hm-mh. Piper Sutton hat keine Lust, über deine Chancen zu quatschen, Süße. Wenn du eine Idee hast, dann solltest du dich an Stan wenden.«
    »Der ist Chef der Lokalnachrichten. Das hier ist überregional.«
    »Nichts gegen dich, aber du bist nur ein Kameragirl.«
    »Girl?«
    »Kamerapersonal. Du bist Technikerin. «
    »Was weißt du von ihr?«, fuhr Rune unverdrossen fort.
    »Von Ihr, mit großem I, wieder?« Das Model musterte Rune einen Augenblick lang schweigend.
    Rune lächelte ihn schüchtern an. »Bitte.«
    »Piper Sutton«, sagte er, »hat da angefangen, wo ich jetzt bin, genau hier – als Reporterin für den Lokalsender O&O in New York. Sie hat am Journalistischen Seminar der Universität von Missouri studiert. Egal, sie war Polizeireporterin, ist dann aufgestiegen und wurde Leiterin der Radionachrichten, dann Chefproduzentin beim Radio. Dann wurde sie als Reporterin zum Hauptsender versetzt.
    Sie war viel im Ausland, das weiß ich. Sie war im Mittleren Osten, und sie hat einen Preis für die Berichterstattung über die Ermordung von Sadat bekommen. Danach kam sie wieder hierher zurück und hat das Wochenendprogramm moderiert und ist dann zu den Frühnachrichten gewechselt. Schließlich haben sie versucht, sie in die Muttergesellschaft zu versetzen. Sie haben ihr irgendeinen hohen Posten angeboten, so was wie die Vizepräsidentschaft mit Zuständigkeit für die O&O-Sender. Aber sie wollte keinen Schreibtischjob. Sie wollte vor der Kamera stehen. Irgendwie hat sie sich in Current Events reinlaviert, und da ist sie jetzt. Sie verdient eine Million Dollar im Jahr. Wohnt in der Park Avenue. Die Lady ist alleroberste Etage im Fernsehjournalismus und wird wohl kaum Lust auf ein Plauderstündchen mit jemandem wie dir haben.«
    »Sie kennt mich ja gar nicht«, sagte Rune.
    »Und sie wünscht sich inständig, dass das auch so bleibt. Glaub mir.«
    »Wie kommt es, dass alle über sie reden, als sei sie so ’ne Art Drachenlady?«
    Das Model stieß ein scharfes Schnauben durch die Nase aus.
    »Ich mag dich, Rune, und deshalb will ich dir den Abend nicht dadurch verderben, indem ich dir noch mehr über Piper Sutton erzähle.«

3
    »Was wollen Sie?«, blaffte die raue Altstimme der Frau. »Wer sind Sie überhaupt?«
    Sie war Anfang vierzig und hatte ein hübsches, flächiges, ernstes Gesicht. Ihre Haut war trocken, und sie hatte ein unauffälliges Puder-Make-up aufgelegt. Augen: dunkles Graublau. Ihre Haare waren überwiegend blond, wurden jedoch von meisterhaft gefärbten silbernen Strähnen durchzogen. Die Strähnen waren mit Spray festgekleistert.
    Rune trat vor den Schreibtisch und schlug die Arme übereinander. »Ich …«
    Das Telefon klingelte. Piper Sutton wandte sich ab und griff zum Hörer. Sie lauschte mit gerunzelter Stirn.
    »Nein«, sagte sie nachdrücklich. Lauschte wieder einen Moment. Stieß ein noch bedrohlicheres ›Nein‹ hervor.
    Rune musterte ihr cremefarbenes Kostüm und ihre burgunderrote Seidenbluse. Ihre Schuhe waren schwarz und blitzten geradezu. Rune fielen Namen wie Bergdorf, Bendel und Ferragamo ein, sie hatte jedoch keine Ahnung, welcher Name zu welchem Kleidungsstück gehörte. Sutton saß hinter einem großen antiken Schreibtisch unter

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