Hard Rock Vampir
die Fenster sprengte und wo sich der Auslöser befand, wusste ich nicht. Ich saß schon wieder in einem Gefängnis. Schlau, schlau, Major Lockheed.
Doch da hatten sie nicht mit Darian Morgus gerechnet.
Mir würde was einfallen.
Mir fiel immer etwas ein. Nur so überlebt man zweihundert Jahre.
9
Wir fuhren nicht im Kreis, sondern Richtung Meer. Zu unserer rechten leuchteten die Lichter von L.A. Die California State Route war frei, ebenso der Santa Monica Freeway. Keine Straßenpolizei, keine Soldaten, keine Hubschrauber, die uns verfolgten.
»Du glaubst uns nicht, stimmt’s?«, fragte Eva. »Du denkst, wir veranstalten ein übles Spiel mit dir.«
Ich kaute auf meiner Unterlippe und nickte.
Roggs Hand tätschelte meine Schulter. »Hab noch etwas Geduld und du wirst alles erfahren.«
»Aber du bist doch Lockheeds Tochter, oder?«, fragte ich fast verzweifelt.
Sie nickte und ihre großen Augen blickten mich an. »Yepp, irgendwie schon.«
»Irgendwie schon?«
»Auf gewisse Weise.«
»Warum solltest ausgerechnet du mich befreien?«
»Weil sie die Beste ist. Sie ist cool, unsere Schwester ist die Coolste überhaupt«, sagte Roggs und ich spürte einen winzigen Stich Eifersucht.
»Okay, Schwester Cool. Aber das ist noch keine Antwort.«
»Warte noch.«
»Ich könnte mich jetzt und hier in Kampfposition begeben und euch beiden den Garaus machen«, sagte ich halbherzig. »Ich bin stärker als ein Mensch und stärker als eine Zwittervampirin.«
»Stimmt«, sagte Roggs ungerührt.
»Ich könnte euch schneller, als ihr es merkt, die Schädel abreißen«, sagte ich.
»Stimmt«, sagte Roggs und lächelte entspannt.
»Meint ihr nicht, es sei an der Zeit, dass ihr euch fürchtet?«, hakte ich nach.
»Um ehrlich zu sein, locker bleiben lässt mich deine Drohung nicht«, sagte Roggs und ich fragte mich, ob er es ernst meinte. Wirklich zu fürchten schien er sich nicht.
»Meint ihr nicht, ich habe das Recht auf eine Erklärung?« So langsam kam ich mir nicht wie ein mächtiger düsterer Vampir vor, sondern wie ein bettelndes Kind.
»Na klar hast du ein Recht darauf«, sagte Roggs.
»Und die sollt du kriegen«, fügte Eva hinzu. »Aber alles zu seiner Zeit. Letius ist in so etwas viel besser als wir. Du wirst staunen.«
»Das tue ich schon die ganze Zeit. Liebe Güte, gestern um diese Zeit war unser Konzert im Garden …« Ich stutzte. »Im Garden …?«
»Im Garden«, sagte Eva.
»In New York«, gab ich zurück.
»Tja, mein Lieber«, sagte Eva. »Das ist schon drei Tage her. Man hat dich von New York nach San Fernando gebracht. Vom dortigen Flugplatz bis zum Headquarter sind es nur wenige Kilometer. Du hast dreißig Stunden geschlummert wie ein Baby.«
»Und was war mit Tom, meinem Drummer?«
»Den hat man gleich mitgenommen. Und falls du dich fragst, was mit Smithy und Richards ist, denen geht es gut. Mein Dad brauchte nur einen deiner Freunde. Tom hatte Pech.«
Eva konzentrierte sich wieder aufs Fahren und ich betrachtete ihr hübsches Gesicht und die glatten blonden Haare und die Stupsnase. Ich weiß nicht, ob es angemessen ist, in einer solchen Situation davon zu sprechen, aber ich hatte mich verliebt. Sie mochte sein, wie sie wollte – sie war Eva. Und da konnte dieser Ken-Wolf sie noch so oft Eve nennen, für mich würde sie immer jene Eva bleiben, deren Adam ich sein wollte. Sie hatte etwas in mir berührt, von dem ich dachte, es nicht zu besitzen. Mein Herz. Sie hatte diese unglaubliche Ausstrahlung, über die man sofort einen Song schreiben möchte. Irgendwas wie Halleluja .
Her beauty in the moonlight overthrew you
She tied you to a kitchen chair
She broke your throne and she cut your hair
And from your lips she drew the Hallelujah
Sie schien eine tapfere Frau zu sein, denn sie lehnte sich offensichtlich gegen einen Mann auf, der sie zu führen meinte. Es war ihr geklungen, mich zu fangen. Und dazu gehörte was. Und sie mochte die Musik von Black Morgus .
»Wir sind gleich da«, murmelte sie.
Ich sah den Halbmond im Wasser glitzern und kleine Häuser, die am Santa Monica Pier denjenigen Unterkunft boten, die sich für ein alternatives Leben entschieden hatten.
Eva parkte den Hummer in einer schmalen Seitenstraße.
Wir stiegen aus.
Im Haus nebenan dröhnte Musik.
Grateful Dead, was auch sonst in dieser Gegend? Hörte hier irgendwer was anderes? Es war absurd. Diese Leute würden Metallica oder Black Morgus vermutlich für einen Angriff aus der Kifferzone halten. Aber das ist nur
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