Hard Rock Vampir
ablenkte, obwohl sie nicht einparkte, aber man konnte nie wissen nicht wahr? Ich atmete den Gestank meines Retters ein, der zufrieden vor sich hin grunzte und versuchte, den Schädel tief zu halten, um nicht von Querschlägern getroffen zu werden.
Eva fuhr, als hätte sie mindestens dreimal die Indycar Series gewonnen. Sie donnerte auf die Soldaten zu, die verschreckt auseinander spritzten, in die Hocke gingen und uns Kugeln hinterher jagten, dass es nur so donnerte.
»Panzerung der Widerstandklasse B4«, sagte Eva kühl. »Ein geschützter Treibstofftank, Polycarbonatverglasung rundum, Sicherheitsreifen, Außenluftfilter gegen Gasangriffe und Sprengdrähte in den Fensterscheiben, falls ein Unfall passiert. Das GPS habe ich deaktiviert.«
»Aha«, sagte ich.
»Grmmpfh!«, sagte Roggs.
Rechts von uns ragten mit Stacheldraht gesicherte Zäune auf. Links hoben sich Gebäude in den Nachthimmel. Vor uns gab es eine Schranke, die eine Sekunde später nicht mehr existierte, es denn als Brennholz.
»Juhuuu!«, schrie Eva. »Wir sind raus!«
Hinter mir raschelte und rutschte es und Roggs veränderte sich. Er wurde kleiner, es krachte und knackte, er heulte und jammerte und ich zwang mich, weiterhin nach vorne zu schauen. Eine Werwolf-Metamorphose am Tag reichte mir. Die Geräusche wurden schlimmer und es stank nach Dingen, die unbeschreiblich sind, und es dauerte und dauerte, während Eva durch die Nacht raste, als habe sie Angst, ein Spiel der Major League zu verpassen. Roggs hinter mir ächzte und prustete und endlich wurden die Schmerzlaute leiser und schließlich war Ruhe. Ganz langsam drehte ich meinen Kopf.
»Mein Name ist Peter Roggins«, stellte sich der junge Mann vor, der nicht älter als dreißig war und verdammt gut aussah. Er hatte was von Barbie-Ken, allerdings unrasiert. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und sein Lächeln war schief, fast verlegen. »Aber alle nennen mich Roggs.«
»Hi, Roggs.«
»Hi, Vampir. Ich liebe Ihre Musik. Habe alle CDs der Black Morgus. Ihr seid sogar besser als Linkin Park, und das will was heißen.«
»Tja, sieht so aus, als hätte sich die Band getrennt und mit einer Reunion sieht es schlecht aus.«
»Ich weiß«, nickte der Mann. »Der Major und seine Leute sind skrupellose Verbrecher.«
»Festhalten!«, schrie Eva. Sie rumpelte über ein Schlagloch und ich stieß mir den Kopf.
»Und warum nennst du mich Vampir?« Mann, wer meine Musik mag, darf mich duzen.
»Du bist doch einer, oder?«
Eva kreischte fast hysterisch und ich merkte, dass sie nicht ganz so cool war, wie sie tat. »Er ist ein Scheißvampir, ja, das ist er. Aber er ist es genauso wenig von Geburt an wie ich oder du, Roggs. Er ist genauso ein abgefucktes Experiment wie wir alle, abgesehen von Christopher und der ist über alle Berge.«
Ich sperrte den Mund auf.
Roggs grinste schief. »Ha, er weiß es nicht.«
»Na klar weiß er es nicht«, sagte Eva.
Ich schloss meinen Mund.
»Wohin fahren wir, Eve?«, fragte Roggs.
»Zu Letius. Er wird staunen, wenn wir plötzlich vor ihm stehen.«
»Letius?«, plapperte ich.
»Na klar, wer denn sonst?«, lachte Roggs, dann zeigte er mit dem Finger auf mich und wieherte: »Er weiß es wirklich nicht, der arme Kerl!«
Ich wusste von Anfang an, dass hier was faul war. Vermutlich gehörte das alles zu einem Experiment, das man mit mir durchführte. Wie reagiere ich auf einen Werwolf, nachdem ich erst Stunden vorher einen getötet hatte? Wie reagiere ich auf eine Eva, die nicht mehr wie eine Elfe, sondern wie die Schwester von Lara Croft wirkt? Wie gehe ich mit überraschenden Aussagen um? Was stellt das mit meinem Gehirn an? Schüttet es vielleicht doch Botenstoffe aus? Wie verändert das meinen Körpersaft? Durch nichts lernt man jemanden besser kennen, als durch Stress und Unvorhergesehenes. Vermutlich war das ganze Fahrzeug mit Sensoren bestückt, die jede meiner Regungen aufzeichneten. Es hatte schon immer Experimente gegeben, bei denen man die Probaten zutiefst verunsicherte, um zu sehen, wie standhaft oder labil sie waren. Jeder verdammte Marine konnte davon ein Lied singen.
Ich schwieg und starrte geradeaus, als könne mir alles nichts anhaben. Gleich würde ich feststellen, dass wir im Kreis gefahren waren und wieder zum Hangar zurückkehrten.
Ja, so würde es sein.
Es war also höchste Eisenbahn, die Kurve zu kriegen. Nun hatte ich die einmalige Gelegenheit zur Flucht. Denkste, ich saß in einem gepanzerten Wagen und konnte nur entkommen, wenn ich
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