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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ein.
    Flüchten war unsinnig, denn Christopher war schneller.
    Also musste ich kämpfen.
    Ich machte aus dem Flug eine Wendung, kreischte wie von Sinnen, flatterte und meine Krallen schossen vor. Ich griff ihn im Nacken und schleuderte ihn herum. Er krächzte und schüttelte sich los. Nun war ich derjenige, der ihn jagte. Er flog in die Höhe, dorthin, wo die Luft kälter und dünner war. Er wollte in Luftgebilde, die nur schwer zu beherrschen sind, wenn man kein echter Vogel ist, und ich folgte ihm. Was blieb mir auch anderes übrig?
    Er ließ sich direkt über mir fallen.
    Seine Klauen waren auf meinen Leib gerichtet, krallenbewehrte Waffen, die mich aufschlitzen würden.
    In letzter Sekunde wich ich ihm aus, er konnte das Tempo nicht drosseln, als fiel nun ich auf ihn und packte ihn. Ich hieb meinen Schnabel in seinen Nacken, er seine Klauen in meinen Bauch. Federn spritzen von uns, und wir verformten uns zu einem kämpfenden Knäuel, das immer tiefer fiel und am Boden zerschellen würde, wenn nicht einer von uns losließ.
    Er würde nicht loslassen.
    Niemals!
    Und ich auch nicht!
    »Wir krepieren beide«, krächzte er. »Lass mich los!«
    »Nein!«
    Der Luftzug blähte unsere Federn.
    Die Menschenmenge schrie wie aus einem Mund. Ohh und Ahh und andere Selbstlaute.
    Ich hörte es und ein aberwitziges Gefühl durchzog mich. Ich hatte meinen letzten großen Auftritt. Ich war diese Selbstlaute gewohnt, genoss es, wenn mein Publikum aus dem Häuschen geriet, und würde im Nachhall dieser Laute sterben, ein Haufen Knochenmatsch, den alle Heilungskräfte der Hölle nicht reaktivierten. Es war absurd, aber ich hatte keine Furcht. Ich würde auf der Bühne sterben! Gab es was Schöneres?
    »Neeeein!« Eine Frauenstimme. Ich lokalisierte sie im Stimmengewirr, denn ich hatte diese Stimme in meinem Herzen. Es war Eva, die schrie. Eva, die nicht wollte, dass ich sie verließ. Eva, die ich liebte!
    Ihr Ruf hallte in mir wieder und gab mir Kraft. Und ich lehnte mich auf. Es würde noch nicht zu Ende sein, noch nicht. Ich bäumte mich gegen die Erdanziehung, meine Flügel gewannen Luft und ich stieg in die Höhe, Christopher noch immer im Schnabel, während seine Krallen sich tief in meinen Bauch gruben, nicht mehr weit entfernt von meinen Eingeweiden.
    Und ich ließ los. Ganz schnell und hakte erneut zu. Und ließ los. Und hakte zu, stieß meinen Schnabel tief und tiefer in seinen Hals.
    »Du abtrünniger Scheißkerl!«, schrie Christopher.
    »Ich trenne dir den Schädel ab!«, schrie ich zurück.
    Und hakte, während er versuchte, seinen Kopf, seinen Hals, irgendwie auch seinen Körper aus der Gefahr zu bekommen. Wieder fiel ich und diesmal war er es, der flatterte. Wir überschlugen und in der Luft, schossen von links nach rechts und dann endete es.
    Unter meinem Schnabel wurde es weich, rote Suppe schoss empor, mein Kopf, dann mein ganzer Körper, waren von Blut benetzt, und als ich genau hinsah, stellte ich fest, dass ich nur noch einige Sehnen, ein paar Federn und etwas Fleisch in meinem Schnabel hatte. Der Rest von Christopher war verschwunden. Bevor ich darüber nachdachte, was geschehen war, schoss ich in die Höhe und machte mich davon, während eine zweite Kugel hinter mir herjagte, mich jedoch nicht traf.
    Die Erste hatte Christopher getroffen.
    Und hatte ihn in Stücke gerissen.
    Ich ließ mich in sicherer Entfernung auf einem Dachfirst nieder und starrte zur Menschenmenge, während Blut aus meinem Bauch lief. Meinem scharfen Blick entging nicht, dass der Sicherheitsmann das Gewehr verstaute und dem Präsidenten zunickte. Er sollte in seiner Rede fortfahren. Die lästigen Vögel würden ihn nicht mehr stören.
    Obama sagte etwas und die Menschen lachten.
    Er machte einige dramatische Gesten und es gab Applaus.
    Es war ein schöner sonniger Tag und nach wenigen Minuten waren die beiden nervigen Vögel vergessen, und der Präsident der Vereinigten Staaten tat unbeschadet und erfolgreich seine Arbeit.

18

    Nicht viele Menschen können von sich behaupten, sie hätten das Leben des Präsidenten gerettet und Vampire, die das getan haben, gibt es vermutlich keine. Eigentlich hätte ich stolz sein sollen, doch dazu hatte ich keine Zeit.
    Ich suchte Eva und ich suchte Roggs.
    Suchte sie ein paar Tage lang und fand sie nicht. Ich recherchierte, angetan mit künstlichem Bart und kurz geschorenen Haaren.
    Ich fand sie nicht.
    Ich war hungrig, denn meine Selbstheilungskräfte raubten mir meine Energie. Den Rest gab mir die

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