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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Vogel?- Spiel. In diesem Moment würde Roggs sich verwandeln, und es würde eine Menge Geschrei geben.
    Ein Sicherheitsbeamter im schwarzen Anzug brabbelte etwas in sein Headset und sprang vor, um mich zu verscheuchen.
    »Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen«, lachte Obama und ich staunte über diese ungeschickte Redewendung. Wie konnte er mich negativ instrumentalisieren?
    »Schließlich hat man uns versprochen, dass so lange die Sonne scheint, bis wir alle wieder zu Hause sind«, fügte er hinzu. Er hatte es kapiert. Am liebsten hätte ich vor Begeisterung mit dem Schnabel geklappert, doch nun war es an der Zeit, den gut aussehenden schlanken Mann anzugreifen.
    So hatten wir es geplant.
    Doch ich tat es nicht.
    Ich konnte es nicht.
    Nicht aus Feigheit oder aus mangelnder Loyalität, sondern weil ich nicht vertraute. Ich vertraute den Politikern dieses Landes nicht, ich vertraute den Medien nicht, und nicht der Kritikfähigkeit der Bürger.
    Sie glaubten, was ihnen das Fernsehen vorquatschte.
    Wie sagte eine Frau, nachdem man ihr am 11. September erklärte, man finde deshalb vor dem Pentagon keine Flugzeugtrümmer, da es sich pulverisiert habe: »Aha. Dann ist ja alles klar. Ja, ja – ich sah ein Flugzeug!« Zwei Minuten zuvor hatte sie das noch abgestritten.
    So waren die Menschen. Man schuf einen Mythos und sie glaubten, ohne zu hinterfragen. Obwohl sich noch nie ein Flugzeug bei einem Absturz selbst pulverisiert hatte, musste es so sein, denn schließlich wurde es so verlautbart. Dass man in den winzigen Trümmern den unbeschadeten Terroristen-Reisepass fand, der seltsamerweise nicht pulverisiert worden war, machte niemanden neugierig oder aufmerksam. Es war eben so, denn unsere Politiker wollen nur das Beste für uns, wollen uns schützen! Und dafür sind wir ihnen dankbar. Dafür dürfen sie in unseren PCs schnüffeln, uns abhören und Kritik verbieten! Hauptsache, die bösen Feinde lassen uns auch weiterhin unsere Hamburger, unser Budweiser, Baseball und die Simpsons.
    Deshalb tat ich es nicht.
    Denn wir hatten keine Chance.
    Man würde zweitausend Menschen erzählen, sie hätten nichts gesehen, und selbst wenn ich den Präsidenten vor laufenden Kameras tötete, hielte sein Doppelgänger morgen einen Vortrag über Massenpsychose und deren Folgen. Und man würde es glauben.
    Es gab keine Vampire.
    Und keine Werwölfe.
    Und keinen Major Lockheed und keinen Hangar IV.
    Vielleicht hatte ich als Rockstar zu viel mit Medien zu tun gehabt, möglicherweise trug ich deshalb nicht Christophers rosa Brille, deshalb widersetzte ich mich unserem Plan.
    Stattdessen tat ich etwas ganz anderes.
    Und auch das war falsch.

17

    Ich ließ den zusammengerollten Zettel fallen, den ich in meinem Schlund verstaut hatte und ratterte mit dem Schnabel. Ich ließ ihn direkt vor Obamas Füße fallen und der Mann staunte nicht schlecht.
    Ich glaube, es war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm die richtigen Worte fehlten, immerhin etwas, dass ich bewirkte. Nicht übel, oder?
    Dann erhob ich mich und sofort nahm ich wahr, dass Christopher sich näherte. Er sah aus wie ein Rabe, flog wie ein Rabe, dennoch spürte ich, dass er verdammt sauer war. Er ahnte, dass ich ihn im Stich ließ und ich wartete, was geschehen würde.
    Ein schneller scharfer Blick zeigte mir Eva, die verzweifelt zu mir hochstarrte. Wo war Roggs? Warum stürmte er nicht durch die Menge, nutzte die Panik, fletschte und griff den Präsidenten an?
    »Dreckiger Verräter!«, zischte Christopher, was für die Menschen unten wie das Kreischen eines Raben klang. Er schoss wie eine Rakete auf mich zu, die Flügel an den Körper gedrückt, den Kopf voraus, den roten Schnabel wie ein Bajonett vorgestreckt. Ich wich ihm aus, was nicht einfach war, denn er flog besser und geschickter als ich.
    Christopher flog eine Kehre, stand kurz auf der Stelle, taumelte, fing sich und brauste hinter mir her. Ich bewegte die Flügel, so schnell ich konnte. Ich fiel in ein kleines Luftloch, sackte ab und er war über mir.
    Er würde mich töten.
    Jetzt.
    Hier!
    Erbarmungslos!
    Ich sah es in seinen roten Augen. »Frank Norton, du bist ein toter Mann!«
    Ein schöner archetypischer Satz, fand ich. Hatte was von Dr. No, der James Bond zersägen will. Ich hielt noch nie was von Bösewichten, die zu viel reden. Wenn sie töten wollen, sollen sie es verdammt noch mal tun, und nicht labern. Damit geben sie dem Guten stets die Möglichkeit, sich einen Rettungsplan zurechtzulegen.
    Mir fiel keiner

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