Hard Rock Vampir

eine Rose aus dem Ohr ziehen und sagte: »Seit wann verraten Magier ihre Tricks?«
    »Wieso warst du zur richtigen Zeit am richtigen Ort?«, ließ ich nicht locker. Eva tippte mir nach dem Motto Lass ihn doch! auf die Schulter, aber ich brauchte Antworten.
    »Magie, mein Freund«, sagte er und sah mich von der Seite an. Liebe Güte, wäre ich schwul, würde ich ihm sofort einen blasen.
    »Und warum das ganze Theater um die Invisiblos, wenn du sie sichtbar machen kannst?«
    »Es gelingt nur draußen und nur dann, wenn ich ausreichend Weite habe, in die die Magie entweichen kann. Würde ich so etwas in einem Gebäude oder einer Wohnung machen, würde die Magie alles in die Luft jagen. Um einen Invisiblo sichtbar zu machen, müssen Kräfte vereint werden, die die Kraft einer Bombe haben.«
    Das klang logisch.
    »Danke«, murmelte ich unbefriedigt. »Danke, Copperfield.«
    »Ist okay, Mann. Es war nicht ganz uneigennützig. Ich wollte unbedingt jenes magische Wesen kennenlernen, hinter dem alle her sind. Was ist Besonderes an dir?«
    »Ich habe den Dicksten«, flachste ich.
    Er zuckte mit den Mundwinkeln. »Stimmt nicht.« Er wusste, worüber er sprach. Inzwischen war ich wieder in meiner behaglichen Jeans und in meinem sportlichen Leinenhemd.
    »Was verbindet dich mit Eva?«, fragte ich und nun kniff sie mich von hinten in den Nacken. Wollte ich das wirklich wissen? Oder schürte ich damit nur meine Eifersucht?
    »Wir lernten uns vor drei Wochen in Las Vegas kennen. Während einer Show erkannte ich sie an ihren Schwingungen und bat sie hinter die Bühne. Sie und diesen armen Kerl, der getötet wurde und den wir begraben haben.«
    »Aha, beide«, murmelte ich.
    Er nickte. »Tja, so lernten wir uns kennen.«
    Eva hinter mir putzte sich die Nase. Die Erwähnung von Roggs tat ihr weh und auch mein Herz zog sich zusammen. Er war ein feiner tapferer Kerl gewesen, mein Bruder im Geiste. Tiefe Trauer würde vermutlich erst später kommen. Derzeit war keine Ruhe, um sich damit zu befassen. Der Wagen rollte, im wahrsten Sinne des Wortes, und er rollte viel zu schnell. War ich hartherzig? Nein! Trauer würde stören und konnte uns das Leben kosten.
    Vampire sterben kalt, verdammt kalt.
    Aber wenn sie trauern, verspüren sie eine Wärme, die nicht von dieser Welt ist. In jeder Hinsicht extrem, nicht wahr?
    »Und nun geht es nach Washington?«, sagte ich, obwohl ich es genau wusste.
    »Nur ihr beide«, gab Copperfield zurück. »Ich habe morgen eine Show.«
    »Na super«, sagte ich.
    »Sage uns, was wir wissen müssen«, flüsterte Eva gegen das Röhren des Motors an.
    Copperfield reckte sich, dann begann er. »In verschiedenen Magischen Zirkeln weiß man genau Bescheid, welchen Deal du, Darian, mit Obama getroffen hast. Man schätzt dich sehr dafür. Christopher war vielen ein Dorn im Auge. Zu eitel, zu machtversessen. Man überlegte, dich in einen der wichtigsten Zirkel aufzunehmen, als das Unheil geschah. Donald Rumsfeld, Dick Cheney und Hilary Clinton erfuhren, was wirklich geschehen war und warum Obama noch lebt. So etwas lässt sich in diesem Land nicht dauerhaft geheim halten. Major James Lockheed hatte enge Beziehungen zu den Politikern.«
    Er hatte im Perfekt gesprochen. Er wusste von Lockheeds Tod?
    »Schließlich hatte er von genau denen den Auftrag erhalten, mittels deiner Hilfe einen Supersoldaten zu züchten.«
    »Wusste Barack Obama davon?« Das hatte mich schon immer interessiert.
    »Nein. Er weiß es bis heute nicht.«
    »Aha.«
    »Tja – und so kam alles ans Tageslicht. Was ich dir nun sage, mag dich schockieren, Darian, aber du musst es wissen.«
    »Nur zu«, sagte ich cool, obwohl mir nicht danach zumute war.
    »Es gibt viele magische Wesen, aber ein wichtiges, wenn nicht sogar dass Wichtigste, bist du.«
    »Ich?« Na klar. Wunderte ich mich? Wie gesagt, mein Narzissmus war nicht ohne.
    »Du bist das einzige Wesen, das Menschlichkeit und Magie perfekt in sich vereint. Du bist eine virtuose Mischung aus Christopher und Mensch. So etwas wie dich kann die Natur nicht vollbringen, sondern nur die Wissenschaft. Ich spüre bei dir eine tiefe Liebe zu Eva und ich spüre weiterhin, dass du ein ehrlicher guter Mann bist. Du besitzt Moral und Ethik, aber als Vampir bist du das grausamste Wesen, das man sich vorstellen kann. Ich erhielt vorhin eine Kostprobe, die nicht ohne war.«
    »Und was hat das mit Politik zu tun?«
    »Man machte sich Sorgen, auf welche Ideen du noch kommen würdest. Also beschloss man, dich zu