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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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man auf eine Stufe mit Verbrechern stellt. Man sucht verbissen nach solchen Fällen und versucht, mich persönlich in die Missbrauchs-Thematik hineinzuziehen. Inzwischen gibt es alleine in Deutschland über dreißig Bistümern, in denen so etwas vorgekommen sein soll, und würden diese Dinge nicht zehn oder zwanzig Jahre, nachdem das vermeintliche Opfer 18 geworden ist, verjähren, stünde die Hälfte deutscher Kirchenmänner vor Gericht. Meine guten Freunde, Weihbischof Johannes Kapp und Erzbischof Dyba versuchte man anzuklagen, ohne Erfolg.«
    Er schnäuzte sich in ein Taschentuch.
    »Ich gebe es zu: Wir alle sind fehlbar. Und nicht alles ist an den Haaren herbeigezogen. Bekannt wurden Fälle im Benediktinerkloster Ettal und von der Erzabtei St. Ottilien der Missionsbenediktiner. Zudem gibt es noch den Fall des vorbelasteten Pfarrers aus dem Bistum Essen, dem ich eine zweite Chance gab. Der Priester wurde vor wenigen Tagen suspendiert, weil er sich nicht an die Auflage gehalten hatte, nach einer früheren Verurteilung nicht mehr mit Jugendlichen zu arbeiten. Ich tue, was ich kann, um die Fälle aufzuklären und als Dank stellt man mich an den Pranger!«
    »Und Ihre Gemeinde wendet sich von Ihnen ab, nicht wahr?«
    »So ist es. Die finanziellen Einbußen durch Austritte sind dramatisch. Wenn die Verschwörung weiterhin anhält, wird die römisch-katholische Kirche sich nur schwer davon erholen.«
    »Deshalb wollen Sie ein Zeichen setzen. Eines, das nicht übersehen werden kann und alle weiteren Missbrauchsdiskussionen im Keim erstickt.«
    »Ja. Es wird Zeit, dass man wieder über Gottes Wort redet und nicht über irgendwelche Kinder, die meinen, sie wären vor zwanzig oder dreißig Jahren befummelt worden.«
    Die es meinen?
    Irgendwelche Kinder?
    Mich durchfuhr es kalt. Der Sarkasmus in der Stimme des Heiligen Vater war mir nicht entgangen. Nun ... vielleicht musste er so reden, musste so handeln. Er war der Boss. Es war seine Aufgabe, den Laden zusammenzuhalten und ich scheute mich, vorschnell zu urteilen. Andererseits ...
    Christophers Erinnerungen meldeten sich.
    Ich murmelte, ohne über die Worte nachdenken zu müssen: »Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der Welt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen, und sagen: Ich bin Christus, und werden viele verführen.«
    Der alte Mann lachte. »Sie mal einer an. Ein bibelfester Vampir«, sagte er. »Sie mögen darüber denken, wie Sie wollen, Mr Morgus. Es gibt in der Weltgeschichte nur einmal den 11.11.11. Und nur einmal die Chance, den Satan zu besiegen. Ich musste es tun und ich kann nicht anders, als dieses Zeichen zu setzen. Morgen wird es geschehen und bis dahin wünsche ich, dass Sie sich in Ihr Krankenzimmer zurückziehen. Man wird sich um Sie kümmern, Sie untersuchen und pflegen, aber ich möchte in den nächsten 48 Stunden nichts mehr von Ihnen hören und sehen. Bedanken Sie sich bei meinem alten Weggefährten Luca. Er wurde illoyal. Er redete zu viel. Hätte er Ihnen nicht alles berichtet, wären sie jetzt auf dem Weg in die USA.«
    Er hat es mir nicht gesagt. Deine Killer waren schneller! Es war Anna!, hätte ich am liebsten geschrien, doch ich hielt mich zurück.
    »Bringen Sie unseren Gast zurück in sein Gemach«, sagte der Papst zu Anna. »Und sagen Sie ihm, dass sein Auftritt lächerlich war. So etwas mag in Filmen funktionieren, aber nicht im wirklichen Leben.«
    Er wandte sich wieder dem Kaminfeuer zu und versank in seiner weißen Robe wie eine Fantasyfigur.
    Anna winkte mir. Ich folgte ihr. Ohne, dass uns jemand aufhielt, traten wir nach draußen. Teppiche, Parkett, hohe Wände, prächtige Ornamente, Statuen, Gemälde und der Geruch von Bohnerwachs. Außerdem, wohin man sah, Sicherheitsleute. Alle bewaffnet, alle mit Headsets.
    Hinter uns schlug die Flügeltür zu.
    Benedikts Worte hallten noch in meinen Ohren. Ich hatte seine schmerzend schneidende Stimmlage wahrgenommen, mit der er über die Kinder gesprochen hatte und flüsterte: »Wie viele Missbrauchsfälle sind es wirklich?«
    »Unzählige«, sagte Anna leise.
    »Er beschönigt die Sache?«
    »Ja. Er will es nicht sehen. Vielleicht darf er es auch nicht sehen. An seiner Stelle möchte ich nicht sein.«
    »Und warum hast du mir alles

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