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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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zu erfahren und schließlich zu mitzuerleben, nachdem der Teufel im Schachspiel unterlegen war.
    Ihre Tränen waren warm und süß und ich küsste sie weg. Ich streichelte ihre Haare und sie sah zu mir auf. Ihre Augen waren die eines waidwunden Rehs. Bisher hatte ich das, was sie mir gesagt hatte, noch nicht eingeordnet. War es gut? War es schlecht? Keine Ahnung. Vielmehr schmerzte mich ihre Trauer, und so wurden unsere Berührungen immer zärtlicher.
    Wenn eine Frau weint, und ein Mann sie dabei akzeptiert, wenn eine Frauenseele sich öffnet und ein Mann dies erkennt, greifen Herzen ineinander, verhaken sich und es dauert nicht lange bis zum ersten Kuss. So also küssten wir uns und es war der erste Kuss in meinem Leben, den ich nicht als Vampir erlebte.
    Es war sensationell.
    Der Kuss hatte eine Komponente von Innigkeit, die ich nicht kannte. Er machte mich nicht geil, sondern sog mich in Anna hinein, während wir uns verbundener küssten und unser Zungen sich umschlangen. Warme und weiche Lippen, und verstört registrierte ich, dass ihr Hals mich nicht interessierte, ihr Blut nicht, ihr warmes Pulsieren nicht, sondern ausschließlich sie. Nur sie interessierte mich und ihre Trauer und ihre Sehnsucht nach jemandem, der sie verstand, dem sie sich offenbaren konnte, denn ihr Gott, ihr Heiliger Vater, ihr Glaube, alles, was sie je gewesen war, hatte sich verändert. Sie würde nie wieder jene sein, die auf die Killer geschossen hatte. Vielleicht hatte sie sich dadurch geschützt, Luca nicht zu glauben, aber sie war zugegen gewesen, als der Papst mit dem Teufel den Deal vereinbarte und sie musste sein hartes Nicken gesehen haben, mit dem er dem Heiligen Vater die Allmacht versprach. Sie war Zeuge eines Verrates geworden, eines Verrates an der Menschlichkeit, an ihrer eigenen Rasse, an sich selbst.
    Und sie war nur deshalb bei mir, weil man ihr vertraute. Wie sollte sie Vertrauen leben, wenn alles, dem sie vertraut hatte, sich in Luft auflöste?
    Wir drückten uns aneinander und sie schob sich auf mein Bett, schmiegte sich an mich, ein schmaler, bebender Körper, eine verzweifelte Frau, die Beistand suchte.
    Ausgerechnet bei mir.
    Ich streichelte ihren Rücken und in meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
    Sie werden dich nicht gehen lassen!
    Ich wollte ihr so viele Fragen stellen, aber ich konnte nicht. Meine vorübergehende Menschlichkeit, diese Augenblicke, in denen ich Darian Morgus – nein, in denen ich James Norton war - diese Momente nahmen mich gefangen und ich schloss meine Augen und roch sie und fühlte sie, und meine Finger spielten über ihren Körper, stahlen sich unter ihr Shirt und liebkosten sie. Nicht, wie ein Erregter liebkost, sondern wie ein Freund. Und so etwas kannte ich überhaupt nicht. Es war wundervoll.
    Es war ... liebevoll !
    Ich schloss die Augen und atmete ihren Geruch. Liebevoll! Wie würde ich darüber denken, wenn der Blutdurst mich überfiel? Wie würde ich das sehen, wäre ich wieder ein Vampir?
    Sie werden dich nicht gehen lassen!
    War ich für alle Zeiten ein Mensch? War ich überhaupt ein Mensch, oder war ich ein Vampir ohne Fähigkeiten? Was war ich? Ein Zwitter zwischen den Welten?
    Anna wischte sich die Augen ab und sah mich an. »Danke.«
    Liebe Güte, dieses eine Wort berührte mich tief.
    »Danke, Darian, danke, dass du für mich da bist.«
    »Ist doch klar.«
    Unsere Blicke versanken ineinander und ich riss mich los. »Was tun wir nun?«
    »Wie geht es dir?«
    »Meine Selbstheilungskräfte scheinen nicht sehr gelitten zu haben. Schmerzen empfinde ich nicht, auch nicht auf geweihtem Boden, und ansonsten geht es mir ganz gut.«
    »Dann lass uns verschwinden.«
    »Du meinst ... fliehen?«
    »Ja.«
    »Und was ist mit dem Papamobil?«
    Sie blickte mich verständnislos an.
    »Wir können das nicht zulassen. Wir können nicht zulassen, was der Papst vorhat.«
    Sie blinzelte, als erwache sie aus einem Traum. »Bist du verrückt? Der Deal ist ausgemacht.«
    »Wieso?« Ich schnaubte. »Wenn das, was du mir gesagt hast, der Wahrheit entspricht, woran ich nicht zweifele, wird ein einziger Mann die Weltherrschaft übernehmen. Und nicht irgendwer, sondern der Heilige Vater. Wir beide wissen, was das bedeutet, oder? So etwas darf nicht sein. Das wäre vermessen und gefährlich. Er hätte sich so vieles wünschen können.« Ich schlüpfte in meine Jeans, die in einem schmalen Schrank lag. »Er hätte sich wünschen können, den Hunger auf der Welt oder alle Kriege zu beenden. Er

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