Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
Geist war genauso hyperaktiv wie deiner und ihre psychische Dynamik ganz genauso komplex. Die Höhen der Erleuchtung, die sie erreicht haben, sind auch dir vollkommen zugänglich. Dieser Kram ist für jeden ein hartes Stück Arbeit, ganz egal, wo oder wann er oder sie geboren wurde. Lass einfach ein paar hohle Ablenkungen sausen und schau mal, wie viel Zeit du dadurch schaffst.
TIM ERZÄHLTE MIR EINMAL eine Geschichte über Kobun Chino, wie er eine Zazen-Veranstaltung leitete. Kobun kam zu spät, während alle anderen im Raum bereits Zazen machten. Kobun ging hinein, setzte sich, schaute sich an, wie alle fleißig praktizierten, lachte leise und sagte „Was für ’ne dumme Beschäftigung“. Dann läutete er die Glocke, die den Beginn der Zazen-Periode signalisiert.
Zazen ist zweifellos eine dumme Beschäftigung. Außerdem ist Zazen langweilig. Es gibt absolut keine stumpfsinnigere Praxis.
Und natürlich musst du’s überhaupt nicht machen, doch falls du dich entscheiden solltest, dass du’s mal probieren möchtest, geht das wie folgt.
Was Einfacheres gibt’s eigentlich kaum. Such dir ’nen ruhigen Ort. Es muss dort nicht völlig still sein, doch ruhiger ist meist besser, vor allem am Anfang. Ein ziemlich heller Raum ist gut, weil dadurch meistens das Wegdösen verhindert wird. Such dir ein Sitzkissen. Nimm eins von der Couch oder benutz dein Kopfkissen. Zusammengerollte Decken funktionieren auch gut. Falte oder drücke dein Kissen oder mach, was auch immer nötig sein mag, um es ein paar Zentimeter hoch zu machen, gerade genug, um deinen Hintern vom Boden zu heben und dein Becken ein wenig nach vorne zu kippen. Setz dich vor eine leere, ungeschmückte Wand. Überkreuze die Beine vor dir. Wenn du weißt, wie man im halben oder vollen Lotus sitzt, und dir wirklich danach ist, kannst du deine Beine gerne auf diese Weise verknoten.
Abgewandelte Sitzposition
Wenn du im vollen Lotus sitzen kannst, ist das die „stabilste“ Haltung.
Wenn sich diese Haltungen nicht bequem anfühlen, nimm sie nicht ein. Setz dich einfach in eine abgewandelte Version dessen, was wir immer den Inder-Stil nannten, mit locker vor dir überkreuzten Beinen und flach auf dem Boden aufliegenden Knöcheln. Das Wichtigste ist, deine Wirbelsäule gerade zu halten. Es sollte sich so anfühlen, als ob all deine Wirbel aufeinander balancieren. Finde eine Position, in der du so wenig Energie wie möglich dafür aufwendest, deine Wirbelsäule gerade zu halten.
Die komplette Haltung
Du willst dein ganzes Fleisch und deine Knochen auf deinem Becken balancieren. Nun neige deinen Kopf leicht nach unten und zieh das Kinn ein wenig zurück.
Die traditionelle Handhaltung ist diejenige, die man das
Kosmische Mudra
nennt.
Das kosmische Mudra
Du legst deine Hände mit nach oben weisenden Handflächen ungefähr in Höhe des Bauchnabels aufeinander und formst dann einen kleinen Kreis, indem du deine Daumen darüber zusammenführst. Der Vorteil der vollen oder halben Lotushaltung ist hierbei, dass du deine Füße als Ablage für deine Hände benutzen kannst, wenn du das Mudra bildest. Leg die Handgelenke auf deinen Oberschenkeln ab.
Nun sitz einfach dort und atme ganz normal, nicht zu tief, nicht zu flach. Nicht schnell, nicht langsam. Lass den Atem einfach fließen, ein und aus. Unternimm keine Anstrengungen, deine Gedanken anzuhalten. Doch wenn du bemerkst, dass du in irgendeinen Tagtraum abdriftest, richte deine Wirbelsäule auf. In all den Jahren meines Sitzens habe ich mich nie beim Abdriften erwischt, ohne dass meine Wirbelsäule gleichzeitig schlaff geworden wäre oder ihre Ausrichtung verloren hätte. Wenn deine Haltung in Ordnung ist, verlangsamen sich die Gedanken von selbst. Oder auch nicht. Und wenn sie’s nicht tun, mach dir darüber keine allzu großen Sorgen. Bleib einfach sitzen.
Es kann sein, dass dir die Beine einschlafen. Keine große Sache. Wenn das passiert, kannst du auf zwei verschiedene Arten verfahren: dir keine Sorgen drum machen und dir beim Aufstehen nach dem Zazen einfach Zeit nehmen, so dass du nicht umfällst, oder du kannst die Beine ein wenig verlagern. Ich persönlich verlagere meine Beine und mach’ dann mit Zazen weiter. Achte aber darauf, dass du nicht die gesamte Zeit damit zubringst, herumzurutschen.
Wenn du dich unbedingt kratzen musst, kratz dich. Wenn du unbedingt deine Beine anders legen musst, weil du einfach unerträgliche Schmerzen hast, dann leg deine Beine anders. Was in dieser Hinsicht auch
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