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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Tatankayotanka über die gefährlichen Geheimnisse zu sprechen, die in unseren Prärien auftauchen.«
    Harka war gepackt von der Bedeutung eines solchen Unternehmens. »Mit Tatanka-yotanka?!«
    »Hau, so sagte ich. Also geht es um wichtige Fragen.«
    »Das ist wahr.«
    Es wurde spät, bis der Junge und der Bursche sich trennten.
    Zwei Tage später zog Hawandschita mit Zelt und Pferden, von Tschetan begleitet nordwärts fort.
    Dadurch, daß sein Tipi abgebrochen war, vergrößerte sich der Dorfplatz, und die Jungen Hunde hatten mehr Raum, um ihr Schlagballspiel zu betreiben. Sie fanden sich fast jeden Morgen zusammen und jagten mit ihren Eschestöcken den kleinen harten Lederball, bis es einer Partei gelang, ihn in den als »Tor« bestimmten Zelteingang zu treiben.
    So spielten sie auch am siebenten Tag nach Hawandschitas Auszug an einem hellen Morgen in der Sonne unter blauem Himmel und mit ganz besonderem Eifer, da sich Mattotaupa eingefunden hatte, um zuzusehen.
    Auf einmal wurde jedoch die Aufmerksamkeit des Häuptlings abgelenkt, denn ein Späher kam zurück ins Dorf und suchte Mattotaupa, um eine Meldung zu machen. Es war Alte Antilopes ältester Sohn, der schon die Kriegerwürde besaß.
    Die Jungen Hunde bemerkten den Vorgang, brachen ihr Spiel sofort ab und lauschten. Was der Späher zu berichten hatte, war merkwürdig und aufregend genug, um den Ball und Sieg oder Niederlage im Spiel ganz nebensächlich erscheinen zu lassen.
    Ein weißer Mann und ein roter Mann ritten von Westen her dem Pferdebach zu! Sie führten zwei Maultiere als Packtiere mit. Der rote Mann ritt voran und trug an einer Stange, weithin sichtbar, ein weißes Wolfsfell als Zeichen friedlicher Gesinnung. Welchem Stamm der rote Mann angehörte, hatte der Späher noch nicht feststellen können.
    Da die beiden Fremden offen und friedlich daherritten, ihrer auch nur zwei waren, sahen der Häuptling und seine Männer keinen Grund, sich feindlich zu verhalten.
    Alte Antilope wurde mit Fremde Muschel und vier weiteren Kriegern ausgesandt, um zu erkunden, was die beiden Reiter vorhatten. Wenn die beiden die Dakotasprache nicht verstanden, konnte Fremde Muschel dolmetschen. Das war sehr nützlich.
    Die Jungen Hunde, die Burschen und viele Krieger standen unterdessen auf dem Dorfplatz zusammen und unterhielten sich in kleinen Gruppen. Manche Krieger sprachen miteinander darüber, wie übel es sei, daß Hawandschita jetzt im Rat fehlte. Denn zum erstenmal kam zu den Zelten der Bärenbande ein weißer Mann.
    Harka hatte schon den Späher ausgefragt und berichtete im Kreis der Jungen Hunde: »Der weiße Mann hat ein Mazzawaken, und der rote Mann besitzt auch eins! Habt ihr gehört? Mit Mazzawaken kommen sie zu uns. Wir müssen uns diese Geheimniswaffe sehr genau besehen!«
    »Hau, hau!« riefen die Jungen eifrig.
    Harka war froh, daß Hawandschita das Dorf wieder verlassen hatte, denn nun gab es kaum einen Zweifel, daß der weiße Mann und sein Begleiter Gäste des Häuptlingszeltes werden würden.
    Auf Kraushaars Vorschlag stob die ganze Jungenschar davon, um in der Nähe des Dorfes günstige Aussichtsplätze zu besetzen und die herannahenden Fremden in Augenschein zu nehmen. Harka hatte sich mit Harpstennah und Schwarzhaut Kraushaar zusammen jene Hügelkuppe gewählt, über die das Pferderennen gegangen war.
    Von hier aus konnte man die Ankömmlinge schon als kleine Punkte erkennen, allerdings sehr unsicher, da die ihnen entgegengesandten sechs Krieger sie erreicht hatten und beim weiteren Ritt rechts und links flankierten. Aber je näher die Gruppe kam, desto leichter waren die einzelnen zu unterscheiden. Harka richtete sein Augenmerk vor allem auf den weißen Mann. Er war nicht barhaupt, das fiel dem Dakotajungen zuerst auf. Er hatte einen umgestülpten Topf auf dem Kopf. So hatte Kraushaar den Dakotajungen die »Hüte« der weißen Männer schon erklärt. Der »Topf« war aus Leder und hatte einen breiten Rand. Der Reiter hatte keine langen Hosen an, sondern die »Mokassins« reichten ihm bis zum Knie herauf. Er trug eine lederne Jacke, die vorn zugeknöpft war; Harka sah zum erstenmal Knopf und Knopfloch. Am Riemen über der Schulter trag der Fremde ein Mazzawaken, eine Flinte. Harka starrte wie gebannt darauf. – Der Begleiter des weißen Mannes war ein Indianer. Er schien noch jung zu sein, hatte das Haar in der Mitte gescheitelt wie die Dakota und trug nur Leggings und Mokassins. Sein Gesicht war nicht bemalt. Der Weiße und der Indianer ritten

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