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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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entzündete sie, und nachdem er den ersten Zug getan hatte, sagte er:
    »Häuptling, du hast in deinem Zeltdorf einen großen Triumph, aber auch eine große Gefahr vor dir. Darf ich ganz aufrichtig zu dir sprechen? Wirst du mir nicht zürnen?«
    »Ich zürne euch nicht, Weitfliegender Vogel und Langspeer.«
    »So mag Langspeer unsere Gedanken vortragen!«
    »Er soll sprechen, hau.«
    Langspeer bedachte sich einige Zeit.
    »Häuptling Mattotaupa«, begann er schließlich. »Weitfliegender Vogel Geheimnisstab und ich verlassen dein gastliches Zelt und die Jagdgefilde der Bärenbande. Immer werden wir zu rühmen wissen, wie du uns aufgenommen und bewirtet hast. Wenn wir jetzt gehen, so soll das letzte Geschenk an dich sein, daß wir dir die volle Wahrheit sagen, wie es sich unter Brüdern geziemt.«
    »Hau.«
    Harka hörte aufmerksam zu. Wenn ein Mann so viele Worte und Versicherungen gebrauchte, ehe er das sagte, worauf es ankam, mußte es etwas Schwerwiegendes zu sagen geben. Fast konnte man sich vor einer solchen Mitteilung fürchten. Aber Harka hatte eben mit seinem Vater zusammen das gefährlichste Raubtier der Prärie und des Felsengebirges erlegt. Es konnte kaum etwas geben, was schwieriger war als eine solche Jagd, und also wollte er mit dem Vater zusammen ruhig anhören, was Gelbbart vorzubringen hatte. Mattotaupa würde immer siegen, gleich, in welche Gefahr er sich begab. So dachte Harka und lauschte.
    »Mattotaupa, du und alle Krieger der Bärenbande, der Oglala, der Dakota, ja alle Völker der Sioux wissen, daß einst das ganze Land, angefangen von dem großen Wasser, aus dem die Sonne aufgeht, bis hin zu dem großen Wasser, zu dem die Sonne des Abends sinkt, den roten Männern gehört hat. Sie haben Büffel, Elche, Antilopen, Bären, Stachelschweine erlegt, sie haben Mais und Tabak angebaut, sie haben große, wunderbare und geheimnisvolle Bauwerke errichtet, die aussahen wie Berge oder Schlangen. Sie haben Wakantanka, das Große Geheimnis, verehrt, den Vogel mit den Blitzaugen und der Donnerstimme gescheut, die Hügel mit der Heiligen Tonerde haben sie nie mit Waffen betreten. Sie haben viel gesungen und viel getanzt. Sie haben die Wahrheit gesprochen, und sie waren tapfer. So ist es seit Urzeiten gewesen. Dann kamen die weißen Männer, alle wollten Land haben. Sie haben Land genommen und immer mehr Land. Die roten Männer mußten sterben oder verzichten. Jetzt stehen die weißen Männer an der Grenze der Prärien und Wälder, die zu den Jagdgründen der Dakota gehören. Sie wollen den Weg des Feuerrosses durch die Prärien der Pani an der Südgrenze des Dakotalandes bauen. Es kommt jetzt eine Zeit, in der die Krieger der Dakota nicht schlafen dürfen. Sie müssen die Augen offenhalten, ihre Ohren müssen auf jedes Geräusch lauschen, und ihre Hände müssen den Bogen und das Messer bereithalten. Eure Oberhäuptlinge und großen Geheimnismänner haben mit den Häuptlingen der weißen Krieger gesprochen und einen Vertrag mit heiligen Schwüren beschworen. Die Häuptlinge der weißen Männer haben schon viele Schwüre gebrochen, darum sage ich euch: Schlaft nicht, sondern bleibt wach!
    Ihr habt einen klugen und entschlossenen Geheimnismann und Oberhäuptling, Tatanka-yotanka. Er ist kein Freund der weißen Männer, aber er denkt gerecht. Ihr habt bei euren Zelten den Geheimnismann Hawandschita. Er ist sehr alt, fast doppelt so alt wie Tatanka-yotanka. Wir haben mit Hawandschita in deinem Zelt gesprochen, Häuptling. Er hat als junger Mann die Wälder und Wiesen gesehen, die kein anderer von euch mehr gesehen hat. Er hat noch unter Tekumseh, dem Berglöwen, gekämpft, als alle roten Männer sich gegen die weißen Männer vereinigt hatten und doch besiegt wurden. Das kann er nicht vergessen. Er ist ein unversöhnlicher Feind der weißen Männer geworden und geblieben. Aber er mußte auch erkennen, daß die weißen Männer größere und wirksamere Geheimnisse besitzen als er selbst. Diesen Geheimnissen will er auf die Spur kommen, um sie auch zu beherrschen. Er will sie allein kennenlernen, ganz allein, ohne einen einzigen von euch in seine Wissenschaft hineinblicken zu lassen, so wie er auch mit den Geistern in seinem Zelt stets allein zu handeln pflegt. Er kann in die Geheimnisse der weißen Männer nicht eindringen, ohne mit weißen Männern zu sprechen. Aber er will heimlich mit ihnen sprechen. Häuptling, in allen diesen Vorgängen lauern große Gefahren. Wir haben Hawandschita gesagt, daß Weitfliegender

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