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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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hellwach im Bett herumgewälzt hatte, zu ihrem Handy gegangen? Daniel hatte drei Nachrichten geschickt, die letzte um fünf Uhr morgens. Er hatte sie inständig gebeten zurückzurufen. Aber sie hatte sich gezwungen, sie zu ignorieren, auch wenn sie sich danach sehnte, seine Stimme zu hören, und dazu irgendeine plausible Erklärung, warum er sie so furchtbar verletzt hatte.
    Mai lehnte sich zurück. »Liv, Daniel schwört, er habe das Mädchen vorher noch nie gesehen. Sie ist einfach auf ihn zugekommen und hat ihn geküsst, sagt er. Direkt vor deinen Augen. Er war am Boden zerstört.«
    Liv schloss die Augen. Die Angst vor solch einer Erklärung war genau der Grund gewesen, warum sie Daniel nicht zurückgerufen hatte. Wer konnte so etwas ernsthaft glauben? Aber es tat so weh. Sie verstand immer noch nicht so recht, dass sie und Daniel Geschichte waren. Nie mehr zusammen alberne Zeichentrickserien im Fernsehen schauen und dazu Erdnussbuttersandwiches essen. Nie mehr in der Lagune um die Wette schwimmen. Nie mehr seine Lippen auf …
    Stopp! Sie musste aufhören, so von ihm zu denken.
    Mai legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, das willst du nicht hören, aber irgendwie glaube ich ihm schon. Er war wirklich verzweifelt.« Sie zögerte. »Und diese Tussie in dem Top – die war total nuttig, das ist doch überhaupt nicht sein Typ.«
    »Hey, ihr Schönen!« Toby zog sich einen Stuhl heran und schwang sich rittlings drauf. Er beugte sich vor und gab erst Mai, dann Liv einen schmatzenden Kuss auf die Wange. »Wer ist nuttig?!« Er schnappte sich Livs Gabel und begann ganz selbstverständlich zu essen.
    »Das sind meine Spaghetti!«, protestierte Liv schwach, doch Toby ließ sich von derlei Einwänden selten beirren.
    »Aber sie sind mit Kürbissoße bedeckt, Süße, und wenn man den Farbton deines Gesichts beurteilt, dann solltest du lieber darauf verzichten.«
    »Toby, hör auf mit dem Scheiß. Liv geht’s echt nicht gut.« Mai versuchte, nach der Gabel zu schnappen.
    »Das sehe ich.« Toby wurde schlagartig ernst. »Etwas, das ich wissen müsste?«
    Liv schüttelte den Kopf. »Später vielleicht, Tobs«, sagte sie mühsam. Toby Stragenza war das Informationswunder der Eerie High. Er war der bestaussehende Junge an der Schule, Livs Freund seit Kindertagen und zum Leidwesen aller Mädchen schwul. Und er konnte nichts für sich behalten, nicht mal, wenn es um sein eigenes Leben gehen würde.
    »Wie auch immer«, sagte er und nahm sich noch mehr Spaghetti. »Egal, was passiert ist, es sind Peanuts gegen meine Neuigkeiten! Sie haben Ethan Hobbs wieder rausgelassen! Er soll in der Stadt sein.«
    Er lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Hey, da staunt ihr, oder?«
    »Äh … Wer genau ist Ethan Hobbs?«, fragte Mai verdutzt.
    »Wisst ihr nicht mehr, das ist der Typ, der eines Morgens vor Raum 213 gefunden wurde, total durchgeknallt?« Toby riss die Augen auf. »Das muss im Sommer vor – wartet – zwei Jahren gewesen sein. Er war völlig weggetreten, soll um sich geschlagen haben, sobald sich jemand genähert hat. Hat sogar Schaum vor dem Mund gehabt.«
    Liv und Mai sahen sich an. War das jetzt nur eine von Tobys Geschichten? Bei ihm wusste man nie, was Wahrheit und was übertriebene Fantasie war.
    Doch dann schien sich auch Mai an etwas zu erinnern. »Warte, meinst du etwa die Sache in der Summer School?«
    Toby nickte.
    Jetzt dämmerte es Liv. Sie und Mai waren damals die Ferien über in einem Sommercamp gewesen, aber nach Schulbeginn hatten sie zahlreiche Geschichten gehört. Ein Typ, der einen der Kunstkurse besucht hatte, die im Sommer an der Eerie angeboten wurden, hatte in der Schule den Koller gekriegt und war eines Tages auf dem Schulflur zusammengebrochen. Niemand kannte den Grund für seinen Ausraster.
    Die Gerüchteküche war für ein paar Wochen übergekocht. Alles war dabei – von wegen, dass der Junge verrückt geworden sei, dass jede Menge Drogen im Spiel gewesen seien und so weiter und so fort. Die wildesten Geschichten waren allerdings die, dass dabei Raum 213 eine Rolle gespielt haben sollte, was Liv nun wirklich unterirdisch fand, selbst für Eerie-High-Verhältnisse. Raum 213 war nichts weiter als ein ungenutztes Klassenzimmer, das die Schulleitung abgesperrt hatte, weil beim Bau der Schule Leitungen falsch verlegt worden waren. Seit etlichen Schülergenerationen existierten Legenden um diesen Raum. Angeblich sollte es darin spuken. Und je wilder die Gerüchte, umso

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