Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
Vom Netzwerk:
muss dich noch was fragen.« Sie holte tief Luft. Sie musste Jessie endlich erzählen, was gestern Nacht und heute Mittag passiert war.
    »Das ist kein Spiel«, hatten sie Mai und Toby beschworen. »Damit ist echt nicht zu spaßen.«
    Und ihr war klar, dass es ihr erst dann besser gehen würde, wenn Jessie davon wusste. Vielleicht würde er sogar mit ihr zur Polizei gehen.
    »Hast du nicht vor zwei Jahren diesen Schauspielkurs in der Summer School besucht?«, fing sie etwas umständlich an.
    »Ja, warum?«
    Liv zögerte. »Kennst du einen … Ethan? Ethan Hobbs?«
    Jessie runzelte die Stirn. »Ethan?« Er schwieg einen kleinen Moment. »Der ist seit längerer Zeit in einer Klinik, soweit ich weiß.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Was? Was soll das heißen?« Jessie zog die Augenbrauen zusammen.
    »Du kennst ihn also?«
    Wieder eine Pause. »Na ja, kennen ist zu viel gesagt.« Jessie rieb sich die Stirn. »Er hat nicht Theater gespielt, wie ich, sondern war glaube ich im Kunstkurs. Hing immer mit diesen Freaks herum. Warum fragst du?«
    Liv zögerte. Jetzt. Jetzt musste sie es sagen. Aber andererseits – wie würde er reagieren, wenn sie erzählte, warum sie gestern Abend allein unterwegs war? Und weshalb Daniel nicht bei ihr gewesen war? Sie kannte ihren Bruder. Jessie konnte furchtbar jähzornig sein, er bekam seine Wut nur sehr schlecht in den Griff. Vor zwei Jahren hatte er deswegen sogar ein Anti-Aggressionstraining besuchen müssen.
    »Ach, Toby hat heute in der Cafeteria nur etwas von Raum 213 und Ethan erzählt«, sagte sie stattdessen und hörte selbst, wie lahm das klang. »Die üblichen Gerüchte. Er soll angeblich in der Klapse gewesen sein, aber ist nun entlassen worden.«
    Jessie machte eine unwirsche Handbewegung und wollte gehen. »Highschooltratsch«, sagte er. »Nichts weiter.«
    »Jessie, warte!«
    »Was ist denn noch?« Ihr großer Bruder sah sie ungeduldig an.
    »Ach nichts«, sagte Liv mutlos und blickte seiner hochgewachsenen Gestalt hinterher.
    Draußen vor dem Haus war das Bellen von Abby in ein gleichmäßiges Heulen übergangen. Liv stand auf und schloss das Fenster. Der Laut brach abrupt ab. Und Liv wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie das, was passiert war, ebenso leicht hätte aussperren können wie das Hundegebell.
    Sie seufzte, dann griff sie zu ihrem Telefon. Okay, dann würde sie eben doch ihre Eltern anrufen müssen, Uhrzeit hin oder her.

5
    »Bitte hinterlassen Sie Name und Nummer, wir rufen Sie zurück.«
    Schon wieder die Mailbox. Liv hatte es jetzt schon zweimal bei ihrer Mutter auf dem Handy probiert, dann bei ihrem Vater.
    Sie überlegte. Sie wusste nicht genau, ob ihre Eltern im Ausland ihre Mailbox abhören konnten. Zur Sicherheit würde sie ihnen eine Mail schreiben, dass sie zurückrufen sollten.
    Im Haus war es totenstill. Sie hatte keine Ahnung, wohin Jessie verschwunden war.
    Sie hatte es erst mit lauter Musik versucht, aber das hatte sie auch nicht ablenken können. Irgendwann hatte sie sie ausgeschaltet.
    Plötzlich kam ihr ein Einfall. Was, wenn Jessie zu Daniel gefahren war?
    Nicht daran denken. Denk nicht an Daniel, dann tut es auch nicht mehr so weh.
    Und trotzdem wanderte ihr Blick zu ihrem Handy hinüber, das auf dem Bett lag. Sie konnte einfach nicht anders.
    Bitte ruf mich zurück, Liv. Ich will mit dir reden und dir alles erklären. Daniels letzte SMS hätte lahmer nicht sein können. Vermutlich hatte er sie aus dem Handbuch für Jungs: So zock ich Mädels richtig ab . Wieso hatte sie nicht früher gemerkt, wie oberflächlich er war? Aber war er das wirklich? Sie dachte an den Moment zurück, als er ihr das erste Mal gestanden hatte, dass er sich in sie verliebt hatte. Es war der unromantischste Ort der Welt gewesen, in einem schäbigen Durchgang hinter der Mall, der zum Parkplatz führte. Da war es einfach so aus ihm herausgeplatzt, sie war neben ihm gegangen und hatte sich schrecklich über den furchtbaren Sci-Fi-Film aufgeregt, in den sie geraten waren. Er hatte sich zu ihr gedreht und es gesagt. » Ich habe mich in dich verliebt .« Einfach so. Und dann hatte er sie geküsst, sie erinnerte sich an jede Einzelheit, sogar an die stinkenden Mülltonnen im Hintergrund. Später hatten sie oft darüber gelacht, aber Daniel hatte ihr erklärt, dass er keinen Moment länger hätte warten können.
    Der Kuss auf Katies Party – das war genauso spontan gewesen. Vielleicht war das seine Masche? Hatte er ihr auch gesagt, dass er sich verliebt hatte, von jetzt

Weitere Kostenlose Bücher