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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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in diesem Zimmer fehlte etwas Entscheidendes, und das war etwas, das ihm heute erst aufgefallen war, eben, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war und er sich umgedreht hatte.
    An der Tür fehlte ein Schlüsselloch.
    Ja, er wusste, dass es noch nicht einmal eine Viertelstunde her war, dass er von der anderen Seite den Schlüssel, der nun nutzlos in seiner Hand lag, in das Schlüsselloch gesteckt, den Knauf gedreht und diese Tür aufgeschlossen hatte. Aber hier auf dieser Seite war – so unmöglich es auch schien – nichts.
    Kein Schlüsselloch, kein Knauf.
    Nur das glatte, warme Holz der Tür.
    Und noch etwas erschütterte ihn zutiefst. Es war die Stille in dem Raum, die so allumfassend schien, als wäre er plötzlich völlig allein auf dieser Welt. So eine Stille hatte er noch nie erlebt, nicht einmal in tiefster Nacht. Es gab absolut keinen Laut, keinen Widerhall von Schülergeschrei, kein entferntes Rufen oder Lachen, keine Schritte, eben keins dieser Geräusche, die an einer Highschool wie dieser an der Tagesordnung waren.
    Es war, als ob alles um ihn herum tot war.
    Und er war in diesem Tod gefangen.

4
    No Matter What von Papa Roach ertönte aus der Dockingstation des iPods, während Liv auf ihren Bildschirm starrte. Sie konnte sich einfach nicht auf ihren Essay konzentrieren. Wie sollte sie auch? Sie war gestern Nacht von einem Verrückten angegriffen worden. Von einem Jungen, der zwei Jahre in der Psychiatrie gewesen war. Und heute Morgen hatte er ihr wieder aufgelauert!
    Noch immer hatte sie sich nicht entschließen können, ihre Eltern anzurufen, aber sie wusste, dass kein Weg mehr daran vorbeiführte.
    Vernünftig. Das hatten sie schon von ihr gesagt, als sie erst vier oder fünf Jahre alt gewesen war. Liv ist für ihr Alter sehr vernünftig.
    Sie hasste das, denn für sie hieß es immer, dass sie das tat, was die Leute von ihr erwarteten. Man konnte in ihr lesen wie in einem Buch. Andererseits war es nun wirklich nicht die richtige Zeit, das zu ändern.
    Draußen war es windig und stockdunkel, nach einem endlos schwülen Tag war am späten Nachmittag endlich ein Gewitter über Eerie hereingebrochen. Von irgendwoher bellte Abby, der Schäferhund ihrer Nachbarin, sich die Kehle aus dem Hals.
    Liv sah auf die Uhr. Es war gerade mal acht. Ihre Eltern würden in Venedig vermutlich längst schlafen. Liv dachte an Daniel. Er hatte dreimal auf ihrem Handy angerufen, aber sie hatte es noch immer nicht über sich gebracht, die Anrufe entgegenzunehmen.
    Sie dachte an gestern Abend zurück, als sie sich gemeinsam mit Mai für die Party fertiggemacht hatte. Sie war richtig euphorisch gewesen. Euphorisch? Nein, das war nicht das richtige Wort. Glücklich, vielleicht. Sie spürte, wie es hinter ihren Lidern brannte, aber sie verbot sich zu weinen. Wenn sie jetzt die Tränen zuließ, dann würde auch der Schmerz kommen und die Sehnsucht nach dem, was sie verloren hatte. Noch immer verstand sie den Grund nicht, warum Danny sie so behandelt hatte. Sie waren doch glücklich gewesen, oder? Er hatte es ihr immer wieder gesagt. Und sie – war sie einfach nur auf ihn reingefallen? Immerhin war er vier Jahre älter als sie, vielleicht hielt er sie ja auch für ein dummes Highschool-Mädchen.
    Und deswegen küsste er so mir nichts, dir nichts eine andere? Es passte einfach nicht zu ihm.
    Plötzlich klappte ihre Tür. Es war ihr Bruder. Eigentlich wäre Liv dankbar für die Ablenkung gewesen, aber Jessie würde sofort kapieren, was mit ihr los war. Vermutlich hatte Daniel ihn schon längst angerufen, die beiden waren Freunde und besuchten das gleiche College. Über ihren großen Bruder hatte sie Daniel erst kennengelernt.
    Sie beugte sich angestrengt über ihren Laptop, aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, dass ihr sonst so hellsichtiger Bruder bemerkte, was mit ihr los war. Er selbst schien einigermaßen von der Rolle zu sein. Seine wilden Locken, die er halblang trug, waren zerzauster als sonst, und auf seinem Gesicht lag ein mürrischer Ausdruck.
    »Hast du mein Handy gesehen?«, fragte er. Er war fast so groß wie ihr Vater, knapp ein Meter neunzig, während Liv so klein und zierlich wie ihre Mutter war.
    Liv schüttelte den Kopf. »Warum sollte es hier sein?«, fragte sie.
    »Ich musste heute Mittag an den Drucker in deinem Zimmer«, brummte er. »Egal. Vielleicht hab ich das Teil im Auto liegen lassen. Oder bei Summer im Diner.« Er drehte sich zur Tür.
    »Hey, Jessie, warte mal«, rief Liv. »Ich

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