Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
Vom Netzwerk:
Aber noch ehe er sich die Worte zurechtlegen konnte, klopfte es an der Tür. Sverre ließ einen hochgewachsenen, bleichen Mann ein, blond und bartlos, mit einem stolzen, würdevollen Gesicht und einem gewaltigen goldenen Hörn, das er über dem Rücken trug. »Da ist noch einer von Ihnen», flüsterte Thjalfi. »Das ist Heimdall. Ich bin gespannt, ob sie sich alle zwölf hier treffen.«
    »Wer zum Teufel sind sie?«
    »Sch!«
    Die vier bärtigen Männer nickten dem Ankömmling zu. Dieser setzte sich mit geschmeidiger Anmut neben den Wanderer und fing sofort an, dem Älteren etwas zu erzählen, worauf dieser in gebannter Aufmerksamkeit nickte. Shea verstand einige der Worte: ».. . Feuerpferde, aber es nutzt nichts, davon zu erzählen, wenn der Träger schlechter Neuigkeiten anwesend ist.« Er nickte verächtlich zu Onkel Fuchs hinüber.
    »Man erlebt oft«, sagte Onkel Fuchs mit etwas lauterer Stimme an den Rotbärtigen gewandt, als setze er ein schon vorher begonnenes Gespräch fort, »daß Lügner wenig Lügen erzählen, wenn diejenigen anwesend sind, die die Wahrheit erkennen können.«
    »Oder kann es sein, daß ich das berichten muß, was ich nicht durch den üblen Gesellen unseren Feinden mitgeteilt haben will?« sagte Heimdall mit festem Blick auf Onkel Fuchs.
    »Und es gibt sogar solche«, fuhr der letztere unbeeindruckt und ohne Heimdall seine Aufmerksamkeit zuzuwenden fort, »die, da sie keinen eigenen Charakter besitzen, jedweden Charakter vernichten wollen, indem sie den guten Ruf anderer zerstören.«
    »Lügner und Dieb!« schrie Heimdall wütend und ließ seine Faust auf den Tisch herabsausen. Shea sah, daß seine Vorderzähne überraschenderweise aus Gold waren.
    »Halt!« sagte der stämmige Rotschopf vermittelnd. »In der Gegenwart Sterblicher sollte der Zorn der Äsen gemindert werden.«
    »Und ebenso«, fuhr der kleine Mann dazwischen, »sollten die Beleidigungen aus dem Mund eines...«
    »Alle Beleidigungen sind unwahr«, sagte Heimdall. »Ich stelle Tatsachen fest.«
    »Tatsachen! Von kleiner Zahl sind die Tatsachen, die aus diesem Lästermaul kommen. Tatsachen wie die Geschichte darüber, daß einer neun Mütter hat, oder die Prahlerei über jenes Hörn und die gewaltigen Töne, die es hervorbringt — Paß auf, daß sich keine Mäuse darin einnisten und es noch nicht einmal einen Piepser erzeugt!«
    »Du wirst meine Trompete zur Zeit hören, Vater der Lügen.
    Und du wirst ihren Ton nicht mögen.«
    »Manche würden sagen, das ruft nach dem Schwert.«
    »Versuch es nur! Hier ist die Klinge, die deinen stinkenden Kadaver aufschlitzt.«
    »Wart nur, du ...« Fuchsgesicht und Heimdall waren aufgesprungen und brüllten einander an. Ihre Stimmen besaßen eine Lautstärke, die Shea zusammenfahren ließ. Die anderen drei Männer standen auf und fingen ebenfalls zu schreien an. Über ihren Köpfen flogen die beiden schwarzen Vögel, die des Wanderers Begleiter gewesen waren, mit erregten Schreien umher.
    Gerade, als es so aussah, als wären die beiden Streithähne im Begriff, sich gegenseitig an die Kehle zu springen, packte der große Rotschopf den kleineren bei den Schultern und drückte ihn auf die Bank. »Setz dich!« donnerte er. Der Wanderer, seine sonore Stimme jetzt ganz gekränkte Würde, schrie: »Das ist schändlich! Wir werden keinerlei Achtung mehr haben. Ich befehle euch, still zu sein, alle beide!«
    »Aber .. .«, schrie Heimdall.
    Der Wanderer brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Nichts, was du sagen kannst, wird gehört werden.
    Wenn einer von euch vor der Bettzeit den anderen anspricht, wird er mein ernsthaftes Mißfallen ernten.«
    Heimdall fügte sich, begab sich in die gegenüberliegende Ecke, setzte sich nieder und starrte auf Fuchsgesicht, der den Blick erwiderte. Thjalfi flüsterte dem ehrfürchtig schweigenden Shea zu: »Das ist jedesmal so, wenn drei oder vier von Ihnen zusammenkommen. Eigentlich sollten sie uns ein gutes Beispiel geben, aber das erste, was man über sie erfährt, ist die Tatsache, daß sie sich wie eine Bande betrunkener Berserker benehmen.«
    »Trotzdem würde ich gerne wissen, wer sie sind«, sagte Shea.
    »Heißt das, du weißt es wirklich nicht?« Thjalfis Blick verriet aufrichtige, schiere Verblüffung. »Das schlägt doch alles! Ich hätte es nicht geglaubt, wenn du nicht nach den Rüben gefragt hättest. Nun, der dort, der sich mit Heimdall angelegt hat, ist Loki. Der große Rotbart neben ihm ist Thor. Der alte Mann, der Wanderer, ist

Weitere Kostenlose Bücher