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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Odin, und der Fette ist Frey. Hast du sie jetzt alle beisammen?«
    Shea blickte Thjalfi prüfend an, aber in dessen Gesicht stand die reine Aufrichtigkeit geschrieben. Entweder war er durch die Formel in einen unglaublichen Traum geraten, oder man nahm ihn auf den Arm, oder aber die fünf waren skandinavische Stammesführer, die sich aus irgendeinem Grund nach den Göttern des alten nordischen Pantheon benannt hatten. Die verbleibende Möglichkeit — daß sie tatsächlich Götter waren — war eigentlich viel zu unwahrscheinlich, um sie überhaupt zu erwägen. Und dennoch, diese Vögel. . . der Blick, den Odin ihm zugeworfen hatte...und er wußte, daß Odin immer als Einäugiger dargestellt wurde...
    Der große Rotschopf namens Thor stand auf und begab sich zu den beiden, die Thjalfi als Odin und Frey vorgestellt hatte.
    Einige Minuten flüsterten sie mit zusammengesteckten Köpfen.
    Zum Abschluß der Besprechung stand Odin auf, drückte sich den Schlapphut auf den Kopf, warf sich den blauen Umhang um, nahm einen letzten Schluck Met und schritt zur Tür hinaus.
    Als die Tür hinter ihm zuschlug, machten Loki und Heimdall Anstalten, sich zu erheben. Sofort sprangen Thor und Frey auf und brüllten wie schon zuvor: »Schluß damit! Spart eure Hiebe für die Zeit, Söhne Asgards! Oder ihr müßt mit ein paar Maul-schellen von mir rechnen.« Er hob eine tellergroße Hand, und beide sanken zurück. »Es ist sowieso Zeit fürs Bett. Komm, Loki, und du auch, Thjalfi.«
    Thjalfi erhob sich widerwillig. »Ich werde morgen bei Onkel Fuchs ein Wort für dich einlegen«, murmelte er zum Abschied.
    »Es ist kein Vergnügen, für diese Äsen zu arbeiten. Sie sind ein wilder Haufen, aber ich glaube, wir sind mit ihnen besser dran als ohne sie, wenn die Zeit kommt. Du weißt ja, was Ulf der Dichter sagt:
     
    Bloß ist Brust
    Ohne Banner
    Wenn Helden Waffen anlegen
    Um die Welt zu bewegen
    Gute Nacht.«
     
    Shea war sich nicht sicher, ob er für Loki als Beschwörer — was immer das sein mochte — arbeiten wollte. Der Mann hatte irgend etwas Verschlagenes, Beunruhigendes an sich. Der gewandte und aufrichtige Heimdall hatte ihn trotz seines Mangels an Humor mehr beeindruckt, gestand er sich ein.
    Ein leises Geräusch war an der Tür zu hören; es war Sverre, der kurz hereinschaute und wieder verschwand. Von den drallen Frauen war nichts mehr zu sehen gewesen, seit sie die Holzplatten abgetragen hatten. Obwohl offensichtlich alle zu Bett gingen, war Shea alles andere als schläfrig. Es konnte kaum viel später als neun Uhr sein. Aber in einer Welt, die außer Fackeln kein künstliches Licht besaß, würden die Menschen wohl mit der Sonne aufstehen und sich zur Ruhe begeben. Shea fragte sich, ob er auch diese elende Gewohnheit annehmen würde. Wahrscheinlich, es sei denn, es gelang ihm, in seine eigene Welt zurückzukehren.
    Das war ein ziemlich aufrüttelnder Gedanke. Aber in Dreiteufelsnamen, er hatte das Risiko mit offenen Augen auf sich genommen. Selbst wenn dies nicht die Welt war, in der zu landen er erwartet hatte, so war es doch eine, in der ihm seine Utensilien aus dem zwanzigsten Jahrhundert gewisse Vorteile verschaffen sollten. Aber darüber könnte er sich immer noch Gedanken machen, wenn ...
    »Hee, Rüben-Mann«, sagte Heimdall plötzlich aus einer Ecke.
    »Füll zwei Krüge und bring sie hierher!«
    Shea fühlte, daß diese befehlshaberische Art ihn wütend machte. Aber was oder wer Heimdall auch sein mochte, er sah so aus, als könnte er anderen Menschen seine Autorität aufzwingen. Und obwohl die Worte keinen Widerspruch zu dulden schienen, sollte der Tonfall doch offensichtlich freundlich sein.
    Er gehorchte.
    »Setz dich!« sagte Heimdall. »Du heißt Harald, stimmt das?«
    »Ja, und du bist Heimdall?«
    »Völlig richtig. Man nennt mich auch den Beobachter, den Sohn von neun Müttern, das Kind des Zorns und den Goldenen.
    Ich bevorzuge diese Namen.«
    »Neun, Heimdall, was das alles hier ...«
    »Menschenkinder verwenden die Titel oder sprechen mich mit >Sir< an«, sagte Heimdall ernst und ziemlich gespreizt.
    »Entschuldigung, Sir.«
    Heimdall blickte an seiner langen Nase hinunter und ließ sich zu einem Lächeln herab, das seine Goldzähne entblößte. »Mir ist dieser familiäre Umgang nicht unangenehm, denn man nennt mich auch den Menschenfreund. Aber der Herr von Asgard mißbilligt es.«
    »Du meinst Odin?«
    »Niemand anderen.«
    »Den alten Burschen — Verzeih, ich meine: den älteren einäugigen

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