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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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in diesem Räderwerk gefangen zu sein?« fragte er und ergänzte, als er Heimdalls perplexen Blick sah: »Ich meine, wenn die Welt in Stücke geht, wie kann ich der Zerstörung entgehen?«
    Heimdall hob eine Augenbraue. »Ragnarök, dem Götter nicht zu entkommen wissen, kommt über uns — und du, Menschen-sohn, denkst an Sicherheit! Die Antwort ist: nichts. Und das war deine siebte Frage, und jetzt ist es an mir, dich zu fragen.«
    »Aber...«
    »Erdenkind, du ermüdest mich!« Er starrte in Sheas Augen, und erneut hatte dieser das Gefühl, ein Eiszapfen durchbohre sein Gehirn. Aber Heimdalls Stimme war sanft. »Aus welcher der neun Welten kommst du, Fremdester der Fremden, mit Kleidern, wie ich sie noch nie gesehen habe?«
    Shea dachte nach. Die Frage war ein wenig wie: »Haben Sie aufgehört, Ihre Frau zu schlagen?« Vorsichtig fragte er: »Welche neun Welten?«
    Heimdall lachte leise. »Ho — ich dachte, ich wäre hier der Frager. Aber da gibt es die Heimstatt der Götter, Asgard, und das ist eine Welt; und die vier Welten der Riesen, Jötunheim, Muspellheim, Niflheim und Hölle, das macht fünf; dann ist da Alfheim, wo die Zwerge leben; und Swartalfheim und Vanaheim, die wir nicht gut kennen, aber es geht die Kunde, daß sich die Vanir zu der Zeit auf unsere Seite stellen werden. Schließlich gibt es noch Midgard, das von Würmern wie dir überlaufen ist.«
    Shea gähnte. Der Met und die Wärme zeigten allmählich Wirkung. »Um die Wahrheit zu sagen, ich komme aus keiner dieser Welten, sondern sozusagen von außerhalb eures Weltensystems.«
    »Eine seltsame Antwort ist das, aber nicht allzu seltsam, und sie könnte stimmen«, sagte Heimdall nachdenklich. »Denn von meinem Platz aus kann ich die neun Welten sehen und nirgendwo einen Menschen wie dich. Sag den anderen Äsen nichts davon, und vor allem nicht dem Wanderer. Er würde es übel aufnehmen, zu erfahren, daß es eine Welt gibt, in der er keine Macht besitzt. Jetzt stelle ich meine zweite Frage: Welche Menschen oder Götter beherrschen deine Welt?«
    Shea mußte erneut gähnen. Er war für Erklärungen zu müde und gab eine schnippische Antwort: »Nun, einige sagen, die eine Klasse, und andere sagen, die andere, aber die tatsächlichen Herrscher werden Verkehrspolizisten genannt, sie zwicken dich...«
    »Dann sind sie wohl eine Art Krebse?«
    »Nein. Sie zwicken dich, wenn du zu schnell bist, wogegen ein Krebs dich zwickt, wenn du zu langsam bist.«
    »Aber es sind doch wohl Meeresgötter, nehme ich an, wie mein Bruder Aegir. Worin besteht ihre Macht?«
    Shea kämpfte vergeblich gegen einen dritten Gähnanfall an.
    »Es tut mir leid, aber ich scheine müde zu sein«, sagte er. »Gehst du nicht so früh zu Bett, Goldener?«
    »Ich? Hohoh! Selten ist am Kreuzweg der Welten solche Unwissenheit aufgetaucht. Ich bin der Wächter der Götter, und ich schlafe nie. Der Schlaflose ist ein weiterer Titel von mir. Aber es ist offensichtlich, daß es mit dir anders ist, Jüngling, und da ich das Spiel der Fragen gewonnen habe, magst du zu Bett gehen.«
    Shea lag ob dieser Vereinnahmung des Sieges eine zornige Erwiderung auf der Zunge, aber er erinnerte sich rechtzeitig an den eisigen Blick. Doch Heimdali schien fähig, seine Gedanken zu lesen. »Was? Du willst mit mir streiten? Ab ins Bett — und denke an unser kleines Komplott gegen den Zwietrachtsäher! Von nun an bist du Rüben-Harald, der kühne und gewandte Beschwörer.«
    Shea riskierte noch eine Frage: »Was ist, bitte, ein Beschwörer, Sir?«
    »Hoho! Kind aus einer anderen Welt, deine Unwissenheit ist höher als ein Berg und tiefer als ein Brunnen. Ein Beschwörer ist ein Zauberer, ein Magier, einer, der Geister ins Leben ruft und Bannsprüche spricht. Gute Nacht, Rüben-Harald!«
    Der Schlafraum hatte, wie sich herausstellte, eine Schiebetür.
    Er war nicht größer als ein Schlafwagenabteil und hatte keinerlei Lüftung. Das Bett war mit Stroh ausgestopft und piekste ihn. Er fand es alles andere als bequem. Nachdem er sich eine Stunde hin-und hergewälzt hatte, mußte er feststellen, daß er wacher als am Anfang war; keine ungewöhnliche Tatsache am Ende dieses Tages voller Aufregungen.
    Eine Zeitlang trieben seine Gedanken ziellos dahin; dann sagte er sich, er könnte die schlaflosen Stunden ebensogut damit verbringen, zu Ergebnissen zu kommen, denn schließlich handelte es sich um ein Experiment. Wie sahen diese Ergebnisse aus?
    Nun, zuerst einmal hatte es einen Irrtum bei den Gleichungen oder bei ihrer

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