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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hatte. Außerdem war es offensichtlich, dass ständig Freunde und Verwandte
vorbeischauten. Das Telefon hatte schon zweimal geklingelt, seit wir da waren,
und sie hatte den Anrufbeantworter drangehen lassen. Annie schien gut geschützt
zu sein.
    »Wenn ich
Sie wäre«, sagte ich langsam, »würde ich ein paar Tage zum Einkaufen nach
Little Rock fahren oder so.«
    »Sie wollen
mir drohen?«, fragte sie empört.
    »Nein,
Madam. Ich mochte Helen, obwohl ich sie kaum kannte. Und ich habe sie nach
ihrem Tod gesehen. Ich möchte nicht, dass Sie genauso enden.«
    »Für mich
klingt das eindeutig nach einer Drohung«, sagte Annie Gibson. Ihre
Kiefermuskeln verhärteten sich, und sie sah aus wie ein zu allem entschlossener
Boxer.
    »Ich schwöre
Ihnen, dass dem nicht so ist«, sagte ich mit ernster Stimme. »Ich mache mir nur
Sorgen um Sie.« Doch sie hörte ohnehin nicht auf mich, also konnte ich mir
meine Worte ebenso gut sparen. Von nun an würde sie alles, was Tolliver oder
ich sagten, nur darin bestärken, dass wir ihr Böses wollten.
    »Sie sollten
heute Abend lieber das Gospelkonzert besuchen, damit sie auf anständige
Gedanken kommen«, sagte sie abschließend und machte die Tür hinter uns zu.
    »Und ich dachte,
Helen war eine harte Nuss!«, murmelte ich. »Aber da kannte ich Annie Gibson
noch nicht.«
    Wir aßen bei
McDonald's zu Mittag. Das bedeutete, dass wir mit unseren Nerven wirklich
ziemlich am Ende waren. Unsere Eltern hatten uns von klein auf derart mit
diesem Fraß vollgestopft, dass wir den Geruch kaum noch ertrugen. Als meine
Eltern noch verheiratet waren und wir noch das schöne Haus in Memphis besaßen,
hatten wir ein Kindermädchen, das ich sehr liebte. Sie hieß Marilyn Coachman.
Marilyn war eine strenge schwarze Frau, der man lieber keine Widerworte gab.
Wenn sie etwas verlangte, gehorchte man sofort. Gleich nachdem sie merkte, dass
meine Mutter Drogen nahm, kündigte sie. Wo Marilyn wohl heute steckte?
    Ich sah auf
meine Pommes in der fettigen Tüte hinunter und schob sie von mir weg. Marilyn
war eine ausgezeichnete Köchin gewesen.
    »Wir müssen
mehr Gemüse essen«, sagte ich.
    »Kartoffeln
sind auch Gemüse«, meinte Tolliver. »Und Ketchup wird aus Tomaten gemacht. Ich
weiß zwar, dass das streng genommen eine Frucht ist, aber für mich ist es ein
Gemüse.«
    »Sehr
witzig. Aber jetzt mal ganz im Ernst: Du weißt, dass ich diesen Fraß nicht
abkann. Wir brauchen ein richtiges Zuhause. Dann werde ich kochen lernen.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    »Du willst
ein Haus kaufen?«
    »Darüber haben
wir doch schon gesprochen.«
    »Aber ich
nicht... Du meinst es ernst, was?«
    »Ja.« Ich
war zutiefst verletzt. »Aber du anscheinend nicht.«
    Er ließ
seinen Big Mac sinken und wischte sich die Hände an einer Serviette ab. Eine
sehr junge Mutter ging vorbei. Sie trug ein Kind auf ihrer Hüfte. Mit der
anderen Hand balancierte sie ein Tablett mit Essen und Getränken. Ein etwa
fünfjähriger Junge klebte ihr an den Fersen. Sie stellte das Tablett auf einem
Tisch in der Nähe ab, begann die Kinder auf ihre Plätze zu setzen und das Essen
zu verteilen. Sie sah genervt aus. Ihr BH-Träger rutschte ihr ständig über die
Schulter, beide Arme waren nackt. Sie trug ein ärmelloses Unterhemd, obwohl es
draußen relativ kühl war.
    Tolliver
konzentrierte sich ganz auf mich. »Du denkst immer noch an Dallas?«
    »Oder Umgebung.
Wir könnten uns dort ein nettes kleines Häuschen suchen, vielleicht in Longview
oder noch näher an Dallas, nördlich davon. Das wäre auch viel zentraler als die
Gegend um Atlanta, über die wir auch schon gesprochen haben.«
    Seine
dunklen Augen fixierten mich. »Dallas ist in der Nähe von Mariella und Gracie.«
    »Vielleicht
ändern sie ihre Meinung ja eines Tages.«
    »Aber
vielleicht auch nicht. Es ist völlig sinnlos, ständig mit dem Kopf gegen die
Wand zu rennen.«
    »Eines Tages
werden sie ihre Meinung ändern.«
    »Du meinst,
diese Leute werden es zulassen, dass wir sie sehen dürfen?« Mariella und Gracie
lebten jetzt bei Iona, der Schwester meines Stiefvaters, und deren Mann. Früher
hatte sich Tollivers Tante Iona nie eingeschaltet, um mich oder Cameron zu
retten, genauso wenig wie ihre eigenen Blutsverwandten, Tolliver und Mark. Aber
als es vorbei war und das Sozialamt nach Camerons Entführung entdeckte, in was
für prekären Verhältnissen wir lebten, ich zu einer Pflegefamilie gekommen und
Tolliver zu seinem Bruder gezogen war, hatten sich

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