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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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warum
sollte er sich überhaupt auf so etwas einlassen?«, unterbrach ihn Tolliver, der
konzentriert auf sein Einwickelpapier starrte. Er knüllte es zusammen und legte
es auf unser Tablett.
    »Hätte er
die Vaterschaft verweigert, hätte er zugegeben, dass er seine Frau nicht
befriedigen kann«, sagte Hollis, so als sei das selbstverständlich.
    »Er lässt
sich lieber ein uneheliches Kind unterschieben, als dass er zugibt, dass seine
Frau mit einem anderen geschlafen hat?« Tolliver klang skeptisch.
    »Außerdem
war es ehrenwert, sich so zu verhalten.« Diesmal blickte auch Hollis eine Weile
woandershin. Dann sah er mich an, und ich spürte, wie ich Herzklopfen bekam.
»Manchmal tun Männer durchaus das Richtige«, sagte Hollis ernst.
    »Aber wenn
Teenie nicht von ihm war, nahm er einem anderen Mann die Chance, das Richtige
zu tun«, entgegnete ich.
    »Es gab
nicht viele Männer, die sich um die Vaterschaft gerissen hätten«, sagte Hollis.
    Ich musste
wieder an meine Highschoolzeit denken. Es gab da etwas, das ich von Anfang an
nicht verstanden hatte, und jetzt konnte ich Hollis genauso gut danach fragen.
»Aber eines versteh ich nicht. Dell Teague hatte nichts dagegen, eine Freundin
mit so einem schlechten Ruf zu haben? Er stammt doch aus einer der besten
Familien der Stadt, oder? Zumindest aus der mit dem meisten Geld... Und
trotzdem verliebt er sich in ein uneheliches Mädchen mit einer Alkoholikerin
als Mutter und einem abwesenden Vater. In ein armes, wildes Mädchen.« Ich
wartete stirnrunzelnd auf Hollis' Antwort.
    Hollis
überlegte ein, zwei Minuten. »Sie hatten auch nichts miteinander zu tun, bis
Helen anfing, für Sybil zu arbeiten. Sie ließ Teenie nach der Schule
dorthinkommen, um ihre Hausaufgaben zu überwachen. Schon bald fühlten sich
Teenie und Dell zueinander hingezogen. Wenn Teenie Schwierigkeiten machte, dann
immer, wenn Dells Eltern beschlossen, die beiden voneinander zu trennen, oder
wenn Helen mal wieder dem Alkohol zugesprochen hatte. Wann immer Teenie nicht
mit Dell ausgehen durfte, war die Hölle los.«
    Das war
interessant. Das half uns zwar im Moment nicht weiter, aber interessant war es
trotzdem.
    Ich faltete
mein eigenes Einwickelpapier sorgfältig zusammen und legte es zu dem
zusammengeknüllten von Tolliver aufs Tablett.
    »Bevor Helen
eine einstweilige Verfügung gegen Jay erwirkt hat - war Jay da gewalttätig?
Musste die Polizei jedes Wochenende wegen ihm ausrücken? Oder war es ein
bestimmter Vorfall, der diese Entscheidung ausgelöst hat?«
    Hollis wirkte
nachdenklich. »Wenn, darin war das vor meiner Zeit. Da müsstest du schon einen
von den Polizisten fragen, die länger dabei sind. Ein ehemaliger Kollege führt
das Motel, in dem ihr wohnt, er heißt Vernon McCluskey. Der müsste das
eigentlich wissen.«
    Wir waren
nicht sehr beliebt bei Vernon McCluskey, jenem dünnen, älteren Typ im Overall,
der normalerweise hinter der Rezeption stand. Der, der uns eindeutig
klargemacht hatte, dass wir bei ihm nicht länger willkommen waren.
    Tolliver
stand auf, um den Müll vom Tablett in den Abfalleimer zu leeren. Eine der
uniformierten Angestellten, eine Frau um die fünfundzwanzig, beobachtete ihn
von ihrem Platz hinter der Kasse. Ihr Blick hatte etwas Begehrliches. Sie war
klein und gedrungen, und die McDonald's-Uniform stand ihr nicht besonders.
Dafür hatte sie wunderschöne Haut, etwas, worauf Tolliver unheimlich steht,
vielleicht wegen seiner eigenen Aknenarben. Ich glaube nicht, dass Tolliver den
Punkt »gute Haut« erwähnen würde, wenn man ihn danach fragen würde, was er an
einer Frau attraktiv findet. Aber mir war aufgefallen, dass alle, auf die er
abfuhr, einen makellosen Teint besaßen.
    Heute gingen
die begehrlichen Blicke der Frau ins Leere, da Tolliver nicht einmal in ihre
Richtung schaute. Stattdessen ging er auf die Toilette. Kaum, dass er weg war,
fragte mich Hollis, ob ich an diesem Abend wieder mit ihm ausgehen wolle. »Wir
könnten zum Gospelkonzert auf der Wiese vor dem Gerichtsgebäude gehen. Es ist
das letzte der Saison. Es werden kaum noch Touristen da sein, und es könnte dir
gefallen.«
    »Du meinst,
es könnte mir gefallen?« Ich musste wieder an Annie Gibsons Bemerkung denken,
und seine große Hand legte sich auf meine.
    »Bitte«,
sagte er. »Ich möchte dich gern wiedersehen.«
    Es gab
vieles, was ich ihm gern gesagt hätte, ließ es dann aber doch lieber bleiben.
    »Gut«, sagte
ich schließlich. »Um wie viel Uhr?«
    »Ich lad
dich vorher zum Essen

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