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Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Titel: Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jo
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auf den Boden, bis ich mir sicher war, dass er sich nicht bewegte. »Ich muss gehen. Wirklich, wirklich langsam gehen.«
    Jenks schwebte vor uns und sah aus wie Lawrence von Ara-bien mit Flügeln. »Auf keinen Fall, Rache«, setzte er an. Er hatte die Augen besorgt zusammengekniffen. »Du bist ungefähr so kräftig wie der Ständer eines Fairys.«
    »Ich schaffe das«, hauchte ich, zögerte und schüttelte dann den Kopf. Nettes Gleichnis, Jenks . Ich senkte den Kopf, als ich mich auf den Weg zur Tür machte, und konzentrierte mich auf meine To-do-Liste: Mit Al einen freien Tag aushandeln; den Zauber rekonstruieren, mit dem ich Pierce vorübergehend einen Körper geben konnte; Marshal daran erinnern, dass wir unsere Freundschaft nicht zu einer Beziehung werden lassen würden, nur weil erstens, ich verletzt worden war, zweitens, er Tom überwältigt hatte und drittens, wir ein nettes Abendessen mit meiner Familie gehabt hatten. Ich musste auch nochmal versuchen, die Ortungsamulette zu machen, ganz zu schweigen davon, etwas über Kistens Mörder herauszufinden und die Be-sucherlisten zu durchforschen, um jeden zu finden, den Piscary in seiner Zeit im Gefängnis flachgelegt oder angezapft hatte.
    Ich konnte es schaffen. Ich konnte das alles schaffen. Wie zur Hölle soll ich das schaffen?
    Jenks flog rückwärts vor mir her, als ich vom Bett zum Schrank schlurfte. Er schätzte ohne Frage meine Aura ab. Ge-linde gesagt war das ziemlich irritierend. »Sagst du Glenn, dass wir unterwegs sind?«, fragte ich und gab Ivy einen Klaps, als sie versuchte, mich beim Gehen zu stützen.
    267

    »Habe ich schon.« Jenks landete auf meiner Schulter und keuchte unter dem ständigen Gewicht seiner Kleidung. »Du schuldest ihm’ne Menge, Rachel. Er sollte morgen entlassen werden.«
    Ich schaute zu Ivy und unterdrückte meine Schuldgefühle.
    »Dann lasst uns gehen.«
    Ivy nickte. Sie berührte einmal kurz meine Schulter und verließ den Raum. »Ich sehe dich im Aufzug, Rache«, sagte Jenks, dann schoss auch er aus dem Raum, bevor die große Tür sich hinter ihr schließen konnte.
    Als ich allein war, lehnte ich mich gegen die Wand, völlig erschöpft. Ich atmete schwer und bewegte mich langsam. Das war kein Problem. Ich konnte das schaffen. Ich hatte das schon unzählige Male getan, mit meiner Mom, wenn ich nach Hause wollte und die EGÄR nicht kam.
    Sich aus dem Krankenhaus schleichen ist wie Fahrradfah-ren , dachte ich und lauschte auf Ivys Stimme, als sie sich mit der Krankenschwester am Schreibtisch unterhielt. Dann fiel mir wieder ein, dass ich nie gelernt hatte, Fahrrad zu fahren.
    »Aufzug«, flüsterte ich und hielt dieses Bild in meinem Kopf als Ziel fest. Im Aufzug konnte ich mich ausruhen. Hoch und runter fahren, bis ich mich stark genug fühlte, das Krankenhaus zu verlassen. Ich wartete neben der fast geschlossenen Tür und lauschte. Es war ungefähr Mitternacht, und da ich auf der Menschenstation lag, war es ruhig. Perfekt.
    »Schwester!«, schrie jemand, und ich hörte ein Klappern, als etwas gegen die Wand knallte. Jenks fing an zu kreischen, und ich schob mich nach vorne, um durch den Türspalt zu lugen. In der Ferne hörte ich ein Stöhnen und ein schwer gebauter Pfleger rannte mit wippenden Dreadlocks vorbei.
    Ich schob die Tür mit meinem Gewicht auf und zitterte, weil es sich anfühlte, als würde das alte Holz mir durch den Mantel hindurch die Körperwärme absaugen. Ich schaute nach rechts, wo der Lärm herkam, und lächelte, als ich Glenn am Ende des 268

    Flurs auf dem Boden sah. Ivy war mit Jenks, zwei Pflegern und der Krankenschwester dort. Und der Kerl, der das Essen brachte, war auch da.
    Während ich das Schauspiel beobachtete, stöhnte Glenn überzeugend und hob ein Lid, um mich anzuschauen. Ich schickte ihm ein Hasenohr-Küsschen, und er zeigte mir kurz den Stinkefinger, bevor er sein Lächeln in ein schmerzhaftes Stöhnen verwandelte. Jenks hatte Recht. Ich schuldete ihm eine Menge.
    Mit rasendem Puls humpelte ich zu dem Aufzug um die Ecke. Ich musste nicht mal am Schreibtisch der Krankenschwestern vorbei. Meine Schritte wurden langsam sicherer, und ich richtete mich auf, während ich gegen die Erschöpfung und das irritierende Gefühl ankämpfte, durch tiefen Schnee zu gehen. Ich bemühte mich, zu wirken, als wäre ich ganz ruhig, nicht ruhig gestellt.
    Ich trat um die Ecke, und der Lärm hinter mir wurde leiser.
    Der Flur war leer, aber ich wagte es nicht, den auf Hüfthöhe angebrachten Handlauf zu

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