Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
der Junge an ihren Beinen, und Jenks flog nach oben, um aus seiner Reichweite zu kommen.
»Ähm, ich schaue mal nach Krankenschwestern«, sagte er nervös, dann schoss er knapp unter der Decke davon. Enttäuschte Rufe folgten ihm, und Ivy löste sich aus dem Haufen und kniete sich hin, damit wir alle auf einer Höhe waren.
»Nein, Daryl«, sagte sie. »Ich schmuggle meine Freundin raus, damit sie ein Eis essen kann, also seid bitte leise, bevor sie nach euch schauen kommen.«
Sofort verstummten die Schreie und wurden zu kicherndem Geflüster. Eines der kahlköpfigen Kinder, ein Junge mit Cow-boys auf dem Pyjama, rannte zum anderen Ende des Flurs und spähte um die Ecke. Er zeigte uns den Daumen nach oben, und alle seufzten. Es waren nur fünf, aber sie alle kannten anscheinend Ivy, und sie drängten sich um uns wie … Kinder.
»Sie ist eine Hexe«, sagte der rotbäckige Junge, der sich immer noch an Ivys Bein festhielt, bestimmt. Er hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt. Offensichtlich war er der selbst-erklärte König des Stockwerks. »Sie kann nicht mit dir befreundet sein. Vampire und Hexen freunden sich nicht an.«
»Sie hat eine schwarze Aura«, sagte das Mädchen mit der Infusion und wich zurück. Sie hatte die Augen aufgerissen, aber ich konnte an ihrem plumpen, gesunden Körper sehen, dass sie überleben würde. Sie war eines von den Kindern, die reinkamen, eine Weile blieben und dann verschwanden, um nie zurückzukehren. Sie musste etwas Besonderes sein, wenn sie in einer Clique akzeptiert worden war, die offensichtlich aus Kindern bestand, die … die es nicht so einfach haben würden.
»Bist du eine schwarze Hexe?«, fragte das Mädchen, das langsam herangeschlurft war. Ihre braunen Augen wirkten in dem von Behandlungen ausgezehrten Gesicht riesig. Es stand aber keine Furcht darin, nicht etwa, weil sie es nicht besser wusste, sondern weil sie starb und wusste, dass ich nicht der Grund für ihren Tod sein würde. Mein Herz öffnete sich ihr.
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Sie sah schon um Ecken, aber sie war noch nicht bereit, zu gehen. Es gab noch etwas zu sehen und zu tun.
Ivy bewegte sich bei ihrer Frage nervös. »Rachel ist meine Freundin«, sagte sie dann einfach. »Wäre ich die Freundin von einer schwarzen Hexe?«
»Vielleicht«, verkündete Daryl hochmütig, und jemand trat ihm auf den Fuß, sodass er aufschrie. »Aber ihre Aura ist schwarz!«, protestierte der König. »Und sie hat ein Dämonenmal. Seht ihr?«
Alle wichen angstvoll zurück, bis auf das große Mädchen im roten Pyjama. Sie stand einfach vor mir und schaute auf mein Handgelenk. Und anders als sonst, wenn jemand darauf hinwies, versuchte ich es diesmal nicht zu verstecken, sondern drehte meinen Arm, so dass sie alle es sehen konnten.
»Ich habe es bekommen, als ein Dämon versucht hat, mich umzubringen«, sagte ich. Ich wusste, dass sie alle in nur wenigen Jahren ein Leben an Weisheit gewonnen hatten und keine Zeit hatten, etwas vorzutäuschen, obwohl Täuschung alles war, was sie hatten. »Ich musste etwas sehr Schlimmes annehmen, um zu überleben.«
Kleine Köpfe nickten, und Augen wurden aufgerissen, aber der König hob das Kinn und nahm eine Stellung ein, die absolut charmant war - ein runder, dicklicher Jenks mit den Händen auf der Hüfte. »Das ist böse«, sagte er, fest überzeugt. »Du sollst niemals etwas richtig Böses tun. Wenn du es tust, dann bist du auch böse und fährst in die Hölle. Meine Mom sagt das.«
Ich fühlte mich schlecht, als das kleinste Mädchen, das mit der Infusion, noch weiter zurückwich und an ihrer Freundin zog, damit sie mit ihr wegging.
»Es tut mir leid«, flüsterte Ivy, als sie aufstand und die Hände wieder nach den Griffen des Rollstuhls ausstreckte. »Ich hatte nicht gedacht, dass sie rüberkommen würden. Sie verstehen nicht.«
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Ivy machte scheuchende Bewegungen mit der Hand, und sie brachen ihren Kreis. Alle außer dem dünnen Mädchen in dem leuchtend roten Pyjama. Sie sah mein Elend, streckte eine kleine Hand aus - eine glatte Kinderhand - und nahm vorsichtig mit ausgestrecktem kleinen Finger mein Handgelenk. Sie drehte meine Handfläche nach oben und fuhr mit einem Finger den Kreis mit der Linie nach. »Ivys Freundin ist nicht böse, weil sie etwas getan hat, um etwas zu überleben, was sie verletzt hat«, sagte sie mit sanfter Stimme voller tiefer Gewissheit. »Du nimmst Gift, um die bösen Zellen in dir zu töten, Daryl, genauso wie ich. Es tut dir weh, macht dich müde, aber wenn du
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