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Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind

Titel: Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jo
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es nicht tätest, würdest du sterben. Ivys Freundin hat ein Dämonenmal genommen, um ihr Leben zu retten. Das ist dasselbe.«
    Ivy ließ die Griffe wieder los. Die Kinder verstummten und dachten darüber nach, wägten das, was ihnen erzählt worden war, gegen die harte Realität ihres Lebens ab. Daryls überzeugter Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen, und er trat vor, weil er nicht als Feigling dastehen wollte, oder, noch schlimmer, als grausam. Er spähte über die Lehne des Rollstuhls auf meine Narben, dann zu meinem Gesicht. Auf seinem kleinen, runden Gesicht erschien ein akzeptierendes Lächeln. Ich war eine von ihnen, und er wusste es. Ich entspannte meinen Kiefer und lächelte zurück.
    »Es tut mir leid«, sagte Daryl, dann kletterte er auf meinen Schoß. »Du bist in Ordnung.«
    Ich holte überrascht Luft, aber meine Arme legten sich wie von selbst um ihn, um ihn festzuhalten, damit er nicht runter-fallen konnte. Daryl rutschte einmal hin und her, dann blieb er ruhig mit dem Kopf unter meinem Kinn sitzen. Er fuhr die Narbe immer wieder nach, als wolle er sie sich einprägen. Er roch nach Seife, und darunter nach einer grünen, weit entfernten Wiese. Ich blinzelte schnell, um die Tränen zurückzuhalten, und Ivy legte mir eine Hand auf die Schulter.
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    Das Mädchen mit dem roten Pyjama lächelte wie Ceri, weise und verletzlich. »Innen bist du nicht böse«, sagte sie und tätschelte mein Handgelenk. »Nur verletzt.« Sie legte eine Hand auf Daryls Schulter und mit abwesendem Blick murmelte sie:
    »Es wird in Ordnung kommen. Es gibt immer eine Chance.«
    Das war so nah an meinen Gefühlen, an dem, was ich während meiner Kindheit gefühlt hatte, dass ich mich vorlehnte und sie - mit Daryl zwischen uns - umarmte. »Danke«, flüsterte ich und schloss die Augen, als ich sie an mich drückte. »Daran musste mich jemand erinnern. Du bist sehr weise.«
    Daryl rutschte von meinem Schoß. Er musste sich winden, um zwischen uns herauszukommen, dann stellte er sich neben uns und wirkte gleichzeitig glücklich, dass wir ihn eingeschlossen hatten, und irgendwie unangenehm berührt.
    »Das sagt meine Mom auch«, meinte das Mädchen mit ern-stem Blick. »Sie sagt, die Engel wollen mich zurückhaben, damit ich ihnen etwas über die Liebe beibringen kann.«
    Ich schloss wieder die Augen, aber es half nichts - eine heiße Träne rollte über meine Wange. »Es tut mir leid«, sagte ich, als ich sie wegwischte. Ich hatte gerade eine der geheimen Regeln gebrochen. »Ich war zu lange weg.«
    »Es ist in Ordnung«, antwortete sie. »Wenn keine Eltern da sind, darfst du.«
    Mir schnürte es die Kehle zu, und ich hielt ihre Hand. Es war alles, was ich tun konnte. Jenks’ Flügel klapperten warnend, und alle Kinder seufzten und traten ein wenig zurück, als er auf meiner ausgestreckten Hand landete.
    »Sie wissen, wo du bist«, sagte er.
    Ivy, fast vergessen hinter mir, drehte den Stuhl und schaute hinter uns. »Wir müssen gehen«, sagte sie zu den Kindern.
    Statt der erwarteten Beschwerden ließen sie sich pflichtbe-wusst zurückfallen und schauten alle in Richtung der Schrittgeräusche im weit entfernten Flur. Der König richtete sich auf und fragte: »Sollen wir sie langsamer machen?«
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    Ich schaute Ivy an, deren Grinsen ihr gesamtes Gesicht ver-
    änderte. »Wenn wir entkommen, dann erzähle ich euch nächstes Mal zwei Geschichten«, sagte sie, und die Gesichter der Kinder leuchteten freudig auf.
    »Geht«, sagte das Mädchen im roten Pyjama und zog den König mit den sanften Händen einer Mutter aus dem Weg. Einer Mutter, die sie nie sein würde.
    »Lasst uns die Hexenprinzessin retten!«, rief der Junge, dann rannte er den Flur entlang. Die anderen folgten ihm, so gut sie konnten, manche schnell, manche langsam. Das fröhliche Kindheitsbild wurde gestört von kahlen Köpfen und viel zu langsamen Bewegungen.
    »Ich werde heulen«, sagte Jenks und hob ab. »Ich werde verdammt nochmal heulen.«
    Als Ivy die Kinder beobachtete, zeigte ihr Gesicht eine Ge-fühlstiefe, die ich noch nie bei ihr gesehen hatte; dann wandte sie sich ab und trennte sich davon. Mit zusammengepressten Lippen setzte sie uns in Bewegung. Ich schaute wieder nach vorne, aber selbst in ihren schnellen Schritten meinte ich die Verzweiflung zu spüren, dass sie nichts tun konnte, um die Kinder zu retten.
    Jenks flog vor uns her zum Aufzug und hielt ihn offen, indem er im Bewegungssensor schwebte. Ivy schob mich rein und drehte den Rollstuhl um. Die

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