Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
unterdrücken können. Der Kerl am Schreibtisch lächelte bösartig.
Ivy wartete ungeduldig, und ich nahm das Formular, das mir der Kerl entgegenhielt. »Und wen besuchen wir heute?«, fragte er höhnisch, als er Ivy ihren Besucherausweis gab.
Ich hob meinen Blick von dem Formular. Ich war hier nicht diejenige, die im Knast saß. Dann sah ich, wo er hinschaute, und mir wurde kalt. Meine sichtbaren Narben waren weniger als ein Jahr alt, immer noch deutlich zu sehen, und ich versteifte mich, als mir klarwurde, dass er mich für einen Vampirjun-kie auf dem Weg zu einem Kick hielt. »Dorothy Claymor, so wie sie auch«, erklärte ich, als wüsste er das nicht schon, und unterschrieb mit steifen Fingern den Zettel.
Das Grinsen des jungen Mannes wurde noch bösartiger.
»Aber nicht gleichzeitig, auf keinen Fall.«
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Ivy richtete sich auf, und ich legte mit einem Klicken das Klemmbrett auf den Tisch. Genervt schaute ich ihn an. Warum ist das alles so schwierig? »Schauen Sie«, sagte ich und schob ihm mit einem Finger das Formular rüber. »Ich versuche hier nur, einer Freundin zu helfen, und das ist der einzige Weg, wie Dorothy sich von ihr besuchen lässt, okay?«
»Sie steht auf Dreier, hm?«, sagte der Kerl, und als er bemerkte, dass ich mit den Fingern auf meinem Oberarm herumt-rommelte, fügte er in geschäftsmäßigerem Ton hinzu: »Wir können keine zwei Leute gleichzeitig zu einem Häftling lassen.
Sonst geschehen Unfälle.«
Zu meiner großen Überraschung war es die Frau, die mir zu Hilfe eilte. Sie räusperte sich, als hätte sie keinen Frosch, sondern eher eine Katze im Hals. »Sie können rein, Miltast.«
Officer Miltast drehte sich um. »Ich riskiere für sie nicht meinen Job.«
Die Frau grinste und klopfte mit einem Finger auf den Papierkram. »Wir hatten einen Anruf. Sie darf rein.«
Was zur Hölle geht hier vor ? Ich wurde immer besorgter, als der Mann von mir zu meiner Unterschrift schaute und dann den Blick wieder hob. Er verzog das Gesicht, dann gab er mir den Besucherausweis, den die Maschine vor ihm ausspuckte.
»Ich werde Sie zu den Besucherräumen begleiten«, sagte er, stand auf und klopfte seine Taschen nach der Schlüsselkarte ab.
»Du passt hier auf«, sagte er dann zu der Frau, und sie lachte nur.
»Danke«, murmelte ich, als ich das Papier von meinem Ausweis abzog und ihn mir auf die Schulter klebte. Vielleicht kam ich rein, weil ich selbstständiger Runner war, aber ich bezweifelte es. Miltast öffnete die Tür, zog seinen Gürtel höher und wartete darauf, dass wir vor ihm durchgingen. Gott, er war erst knapp über dreißig, aber er stampfte durch die Gegend, als wäre er schon über fünfzig, komplett mit Bierbauch.
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Wieder traf mich das vampirische Räucherwerk, mit einem Anteil von wütendem Tiermenschen und schlecht gewordenem Rotholz. Es war keine gute Mischung. Es war Wut und Verzweiflung und Hunger. Jeder hier stand unter so heftigem men-talen Stress, dass ich ihn fast schmecken konnte. Dass Ivy und ich hier zusammen reingingen, erschien mir auf einmal keine gute Idee mehr zu sein. Die Vamppheromone trafen sie wahrscheinlich hart.
Die Tür schloss sich hinter mir, und ich unterdrückte ein Schaudern. Ivy war schweigsam und stoisch, als wir den Korridor entlanggingen. Unter ihrer selbstbewussten Fassade war sie nervös. Ihre schwarzen Jeans wirkten in der weißen Umgebung fehl am Platz, und ihr schwarzes Haar reflektierte das Licht. Ich fragte mich, was sie hörte, was ich nicht wahrneh-men konnte.
Wir durchquerten eine weitere Plexiglastür, und dahinter wurde der Korridor doppelt so breit. Blaue Linien teilten den Boden, und mir ging auf, dass die einfachen Türen, an denen wir vorbeigingen, Zellentüren waren. Ich konnte niemanden sehen, aber alles wirkte sauber und steril, wie in einem Krankenhaus. Und irgendwo hier unten war Skimmer.
»Die stabilen Türen halten viele Pheromone zurück«, sagte Ivy, als sie bemerkte, dass ich die Eingänge zu den Zellen musterte.
»Oh.« Ich vermisste Jenks und wünschte mir, er wäre hier, um mir den Rücken zu decken. In den Ecken hingen Kameras, und ich hätte darauf gewettet, dass es keine Attrappen waren.
»Wie kommt es, dass Hexen als Wächter arbeiten?«, fragte ich, weil mir aufging, dass bis jetzt der einzige Vamp, den ich au-
ßerhalb einer Zelle gesehen hatte, Ivy war.
»Ein Vampir könnte in Versuchung kommen, für Blut etwas Dummes zu tun«, sagte Ivy. Ihr Blick war abwesend, und sie konzentrierte sich
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