Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
nicht wirklich auf mich. »Ein Tiermensch kann überwältigt werden.«
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»Eine Hexe auch«, meinte ich und registrierte, wie unsere Begleitung anfing, sich für das Gespräch zu interessieren.
Ivy warf mir aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Nicht, wenn sie eine Linie anzapft.«
»Oh, doch«, protestierte ich, und mir gefiel es überhaupt nicht, dass ich das momentan nicht konnte, »aber nicht mal die I. S. schickt eine Hexe hinter einem Untoten her. Ich hätte zum Beispiel niemals Piscary überwältigen können.«
Der Mann hinter uns räusperte sich. »Das hier ist ein oberir-disches Gefängnis, keine Hochsicherheitsanlage. Wir haben hier keine untoten Vampire. Nur Hexen, Tiermenschen und lebende Vampire.«
»Und die Wächter haben mehr Erfahrung als du, Rachel«, sagte Ivy. Ihre Augen glitten über die Nummern an den Zellentüren. Wahrscheinlich zählte sie nach unten durch. »Officer Milchtoast hier hat wahrscheinlich die Erlaubnis, Zauber zu benutzen, die sonst illegal sind.« Sie lächelte ihn an. »Nicht wahr?«
»Es heißt Miltast«, sagte er scharf. »Und wenn man jemals gebissen wird«, sagte er und starrte auf meinen Hals, »dann verliert man seinen Job.«
Ich wollte meinen Schal nach oben schieben, aber ich wusste auch, dass das für einen hungrigen Vampir so war, als trüge ich ein Negligé. »Das ist so unfair. Ich werde als schwarze Hexe abgestempelt, weil ich Schmutz auf meiner Aura gesammelt habe, als ich anderen das Leben gerettet habe, aber Sie können straflos schwarze Zauber verwenden?«
Miltast lächelte. »Jau. Und ich werde dafür bezahlt.«
Mir gefiel nicht, was er da sagte, aber zumindest sprach er mit mir. Vielleicht hatte er auch eine schmutzige Aura, und der Schmutz auf meiner machte ihm keine Angst. Aber dass er überhaupt mit mir sprach, war trotzdem seltsam. Er musste wissen, dass ich gebannt war. Das war wahrscheinlich der Grund, warum sie mich zusammen mit Ivy reinlie-ßen. Ihnen 419
war einfach egal, was passierte. Gott, hilf mir. Was soll ich meiner Mom sagen ?
Wir passierten ein weiteres Paar Türen und meine Klaustro-phobie wurde stärker. Ivy zeigte inzwischen auch Zeichen der Anspannung und hatte angefangen zu schwitzen. »Bist du okay?«, fragte ich und dachte, dass sie toll roch. Evolution.
Man musste sie einfach lieben.
»Prima«, sagte sie, aber ihr nervöses Lächeln sagte etwas anderes. »Danke, dass du das machst.«
»Warte mit deinem Dank, bis wir beide in einem Stück wieder im Auto sind, okay?«
Unser Begleiter wurde langsamer, um die Nummern an den Türen zu kontrollieren, dann drehte er sich zur Seite und sprach etwas in ein Funkgerät. Befriedigt schaute er durch das Glas an einer Tür, zeigte warnend mit dem Finger auf jemanden, dann zog er seine Karte durch den Scanner, um die Tür zu öffnen.
Es gab ein leises Zischen von nachlassendem Druck. Ivy ging sofort hinein. Ich machte Anstalten, Ivy zu folgen, doch Miltast stoppte mich. »Entschuldigen Sie?«, fragte ich barsch und ließ zu, dass er mich am Arm packte, weil er hier der Einzige war, der mit Magie bewaffnet war.
»Ich behalte Sie im Auge«, drohte er, und ich zuckte zusammen. Mich? Er beobachtete mich? Warum?
»Gut«, erwiderte ich und bestätigte damit, dass er wusste, dass ich gebannt war. Vielleicht hatten sie uns zusammen hier reingelassen in der Hoffnung, dass wir uns alle gegenseitig umbrachten. »Sagen Sie ihnen, dass ich eine weiße Hexe bin und dass sie mich in Ruhe lassen sollen.«
Miltast schien darauf nichts mehr einzufallen. Er drückte noch ein letztes Mal meinen Arm, dann ließ er mich los. Mit zitternden Knien trat ich über die Schwelle. Die Tür schloss sich mit einem Zischen, und ich hätte geschworen, dass ich hören konnte, wie sie sich mit einem Vakuum versiegelte. Noch besser, um die Pheromone zurückzuhalten, nahm ich an.
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Der weiße Raum war eine Mischung aus Befragungszimmer und ehelichem Besuchsraum. Nicht, dass ich wusste, wie Letzteres aussah, aber ich konnte es vermuten. Im hinteren Teil des Raumes gab es eine zweite solide Tür, und in dieser war ein Spion. An einer Wand stand eine weiße Couch, an der anderen ein Tisch mit zwei Stühlen. Jede Menge Platz, um sich zu be-rühren. Jede Menge Platz, um Fehler zu machen. Insbesondere die durchsichtige Tür, durch die wir gekommen waren, und die Kamera an der Decke gefielen mir nicht. Es roch nach verbranntem Papier, und ich fragte mich, ob das ein Versuch war, die Pheromone zu
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