Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
völlig still und starrte ins Leere. »Danke, dass du das machst«, sagte sie. Im dämmrigen Licht wirkten ihre Augen schwarz.
Ich zuckte mit den Achseln und öffnete die Tür. »Ich will auch wissen, wer Kisten umgebracht hat«, sagte ich, weil ich 411
eigentlich nicht darüber reden wollte. »Ich war bis jetzt keine große Hilfe, aber das hier kann ich tun.«
Sie stieg im selben Moment aus wie ich und das Knallen der Autotüren wurde von den Schneebergen gedämpft, die die Welt unter den Strahlern in eine Schwarz-Weiß-Aufnahme verwandelt hatten. Der Parkplatz war ziemlich voll - Angestellte, wahrscheinlich, obwohl es natürlich auch Besucher sein konnten; es war kein Hochsicherheitsgefängnis. Sicher, Skimmer hatte jemanden umgebracht, aber es war im Affekt geschehen. Das, und die Tatsache, dass sie Rechtsanwältin war, hatten ihr einen Platz in diesem Gefängnis verschafft statt in der Hochsicherheitsanstalt außerhalb von Cincinnati.
Ungefähr eine Viertelmeile entfernt stand das Krankenhaus, kaum zu sehen in der Dämmerung und dem Schneefall. Als ich das friedliche Gebäude sah, fiel mir wieder ein, dass ich den Kindern meine Stofftiere bringen wollte. Sie würden wissen, wie wertvoll sie waren, und gut darauf aufpassen. Ich konnte die Plüschtiere heute Abend abholen, wenn ich auch nach dem Zauberbuch suchte. Das wäre auch eine gute Ausrede, um auf den Speicher zu gehen.
Ivy stand immer noch neben ihrer geschlossenen Tür und starrte das Gebäude an, als könnte es zu ihrer Erlösung oder Verdammung werden. Als sie meinen fragenden Blick auf sich spürte, setzte sie sich in Bewegung, und wir trafen uns vor meinem Cabrio. Zusammen gingen wir an den geparkten Autos vorbei zum geräumten Gehweg. »Es tut mir leid, dass ich dir das abverlange«, sagte sie. Sie ging gebeugt, und das kam nicht von der Kälte. »Skimmer … sie wird ziemlich beleidigend werden.«
Ich unterdrückte ein Lachen. Beleidigend? Sie würde Gift und Galle spucken. »Du willst mit ihr reden«, meinte ich steif und drängte meine Furcht so weit zurück, wie ich konnte, in der Hoffnung, dass sie dann nicht mehr zu bemerken war.
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Ich hatte heute Nacht viel zu viel zu tun, als dass ich Zeit hätte, Skimmer zu besuchen, wären da nicht die Informationen gewesen, die wir vielleicht von ihr kriegen konnten. Die Erleichterung, dass das Zauberproblem wahrscheinlich in meinem Blut - und nicht in meinen Fähigkeiten - lag, fing an schwerer zu wiegen als die Frage, warum das Problem mit meinem Blut bestand. Jenks war der Einzige, der wusste, dass der Zauber, den ich aktiviert hatte, nicht funktioniert hatte, und er dachte, das Amulett wäre fehlerhaft gewesen. Inzwischen waren die Ortungsamulette, die Marshal aktiviert hatte, schon in den Händen von sechs FIB-Officern, die durch die Stadt fuhren. Ich bezweifelte, dass sie so auf die hundert Meter an Mia rankommen würden, die es brauchte, damit die Amulette ans-prangen, aber es hatte meinem Ruf beim FIB unglaublich geholfen.
Das Abendessen mit meiner Mom und Robbie würde mir hoffentlich auch das Buch und die Ausrüstung verschaffen, die ich brauchte, um dieses Feuer zu löschen. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass Al auftauchen und sich jeden schnappen könnte, der in meiner Nähe war - jetzt, wo es wieder dunkel war -, aber das hatte er vor der Entführung von Pierce nicht getan, und es war unwahrscheinlich, dass er es jetzt tun würde.
Ich wollte viel lieber zu meiner Mom, um nach diesem Buch zu suchen, statt hier mit einem wütenden Vampir zu reden, aber ich ging entschlossen neben Ivy auf das Inderlander-Gefängnis zu. Alle Sicherheitsvorkehrungen mussten sich innen befinden, denn von außen sah es aus wie eine Forschungs-einrichtung. Strahler beschienen niedrige, schneebedeckte Kie-fern. Das sorgte wahrscheinlich für ein besseres Gefühl in der Nachbarschaft, aber mir war es unheimlich, dass ich keine Zäune sehen konnte.
Wir gingen schweigend nebeneinander her. Der Gehweg ging in grauen Asphalt über und dann kamen wir an die großen Glastüren, über denen die Besuchszeiten standen und die Re-413
geln, was man alles mit ins Gebäude bringen durfte. Mein Tödliche-Zauber-Amulett würde ein Problem werden.
Die Frau hinter dem Schreibtisch schaute von ihrem Telefo-nat auf, als wir eintraten. Leise Sirenen ertönten, als sie auf meine Amulette reagierten, und ich lächelte, um die Situation zu entschärfen. Rotholz und ein Hauch von schlecht gelauntem Vampir stieg mir in die
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