Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
gegangen und alles?«
Er schaute wieder in die Tüte. »Du hättest die Blicke sehen sollen, die mir zugeworfen wurden«, sagte er, als er die Hand hineinsteckte und die Tüte raschelte. »Wusstest du, dass es mehr als eine Sorte Tomaten gibt? Die hier ist eine Fleischtomate.« Eine riesige Tomate, die größer war als meine beiden Fäuste zusammen, knallte auf die Arbeitsfläche. »Sie eignet sich gut dafür, sie für Sandwiches aufzuschneiden. Und die Dame im Laden hat gesagt, man kann sie auch vierteln und grillen.«
»Ehrlich?« Ich unterdrückte ein Grinsen, als seine dunklen Finger eine Tüte mit Eiertomaten hervorzogen.
»Die langen hier sind Romas«, erklärte er, als er sie ablegte.
»Man schneidet sie auf und tut sie in den Salat, auf die Pizza 505
und in Saucen. Und die kleinen hier sind Kirschtomaten. Man kann sie in den Salat tun oder wie Bonbons essen.«
Ich hatte noch nie Tomaten »wie Bonbons« gegessen, aber jetzt aß ich eine. Die saure Frucht passte nicht besonders gut zum Kaffee. »Mmm, gut«, sagte ich trotzdem, und Jenks lachte. Er schwebte mit der Tomate, die seine Kinder gemopst hatten, im Türrahmen. Hinter ihm wartete eine seiner Töchter und rang die Hände.
»Ich habe drei, die am Stock gereift sind«, sagte Glenn und gönnte mir einen Blick auf seinen mit verheilenden Wunden übersäten Kopf, als er sich vorbeugte, um sie zu suchen. »Diese kleinen waren teuer, aber sie sind wirklich rot.«
»Willst du ein paar davon nicht auch für dich selbst?«, fragte ich, und er schaute grinsend auf. Das Lächeln ließ auch seine Augen leuchten, und es tat gut, ihn so fröhlich zu sehen.
»Ich habe noch eine Tüte im Auto. Jetzt musst du jemand anderen finden, den du erpressen kannst, um an Polizeizeug ranzukommen.«
»Also macht es dir nichts aus, wenn ich deinem Dad davon erzähle?«, zog ich ihn auf, und sein Lächeln verschwand.
Jenks kam in den Raum. »Hier, Glenn. Meinen Kindern tut es leid. Sie werden es nicht wieder tun.«
Ich fing die Frucht auf, die er fallen ließ. »Sie können sie behalten«, sagte ich, und sofort schossen die fünf Pixiejungs und Jenks’ Tochter in den Raum. Sie stritten sich in höchsten Tönen, als sie mir die Tomate von der Handfläche rissen.
»Hey!«, rief Jenks und folgte ihnen aus der Küche.
»Bist du sicher, dass du keinen Kaffee willst?«, fragte ich, als ich hörte, wie Ivys Tür sich öffnete. »Ich glaube, der Geist des Recyclings hat hier irgendwo noch einen Pappbecher. Du könntest ihn mitnehmen.«
Glenn zog seine Finger aus der Tomatentüte. Stattdessen verschränkte er die Hände in einer Art »Rührt-euch«-Stellung 506
hinter dem Rücken. »Nein, ich muss wieder weg. Aber ich wollte noch deine Meinung zu letzter Nacht hören.«
Er fing an, wie ein Polizist auszusehen. Ich runzelte die Stirn und dachte an Ivy und meine panische Fahrt zur Brücke. »War ätzend. Warum?«
»Nicht deine persönliche Nacht«, meinte Glenn trocken.
»Liest du jemals Zeitung?«
Interessiert stieß ich mich von der Arbeitsfläche ab und fand die aktuelle Morgenzeitung noch in ihrer Plastikhülle auf dem Tisch. Darunter lag das Bild von mir und Jenks vor der Mackinaw-Brücke, gerettet vom brennenden Kühlschrank. Ich legte das Foto sorgfältig woanders hin, dann öffnete ich die Zeitung.
»Wo soll ich suchen?«, fragte ich.
»Titelseite.«
Oh, toll. Ich verzog das Gesicht, als ich las: DREI IM
KRANKENHAUS. SCHWARZE MAGIE AM FRÜHEN
MORGEN. Es gab ein Bild von einem Notarztwagen, erhellt von einem brennenden Auto. Leute standen vor einem Laden herum. Auf meiner Schulter pfiff Jenks, zurück von seinen Kindern.
»Ähm, ich war die ganze Nacht zu Hause«, sagte ich, weil ich davon ausging, dass sie irgendwie versuchen würden, mich dafür verantwortlich zu machen. Was auch immer es war. »Ich habe ungefähr um Mitternacht mit deinem Dad gesprochen. Er kann für mich bürgen.« Ich lehnte mich vor und erkannte das Dach auf dem Foto. Astons Rollschuhbahn? »Du hast den Fall doch nicht übernommen, oder?«, fragte ich, jetzt besorgt.
»Glenn, du magst dich ja besser fühlen, aber deine Aura ist immer noch dünn.«
»Danke für deine Sorge«, sagte er, und seine Aufmerksamkeit wanderte von der Zeitung zu dem offenen Pizzakarton.
»Hey, ähm, kann ich ein Stück davon haben? Ich bin am Verhungern.«
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»Sicher.« Ich starrte auf das Schwarz-Weiß-Bild, während Glenn durch die Küche ging und sich ein Stück Pizza nahm.
»Jenks, wusstest du
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