Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
alabasterweiße Haut leicht rosig, mit Bewegungen, die ein wenig angespannt waren. Fast abrupt. Offensichtlich hatte die Nacht bei Cormel mehr bewirkt als nur ihr Leben zu retten.
»Wie fühlst du dich?«, fragte ich zögerlich, beäugte die Pizza und beschloss, dass ich sie nicht essen wollte. »Cormel hat dich gegen Mitternacht nach Hause gebracht. Du, ähm, siehst toll aus.«
Das Plätschern des Kaffees war laut, als sie sich ihre Tasse füllte, und sie sagte, ohne sich umzudrehen: »Ich fühle mich wirklich, wirklich gut. Jede kitzelnde Stelle gekratzt, jede letzte Blase geplatzt.« Ihre Stimme war angespannt und deprimiert, und sorgfältig stellte sie die Kanne zurück in die Maschine.
»Ich hasse mich selbst. Aber morgen wird es schon besser sein.
Ich habe von jemandem Blut genommen, um nicht zu sterben.
Mein einziger Trost ist, dass es nicht du warst.« Jetzt drehte sie sich um und hob ihre Tasse in einem Toast. »Kleine Siege.«
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, als ich sie dort stehen sah, die Kücheninsel zwischen uns. »Es tut mir leid«, sagte ich leise. »Mir ist egal, was du getan hast. Ich bin nur froh, dass es dir gutgeht.« Aber ich konnte mich nicht dazu überwinden, den Raum zu durchqueren und sie zu umarmen.
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Sie senkte den Blick auf die Tasse in ihrer Hand. »Danke.
Wir wissen beide, dass das Monster existiert. Wir müssen es uns nicht genau anschauen, richtig?«
Sie klang resigniert, und ich protestierte: »Ivy, du bist kein Monster.«
»Warum fühle ich mich dann gerade so verdammt gut? Nach dem, was ich letzte Nacht getan habe?«
Ich kannte die Antwort nicht. Meine Gedanken wanderten zu den Kindern im Krankenhaus, die eine Chemobehandlung mit schwarzer Magie verglichen hatten. »Ich weiß nur, dass es dir das Leben gerettet hat, und bin froh, dass es dir gutgeht.«
Sie trug ihre Tasse zu ihrem Computer. Mit zusammengepressten Lippen nahm sie zwei Bücher von ihrem Stuhl und setzte sich vor den dunklen Bildschirm. Es gab noch einiges zu sagen, aber ich wusste nicht, wie ich es anschneiden sollte. Ich lauschte auf das Geräusch von Flügeln, aber Jenks war entweder mit seinen Kindern im Altarraum oder belauschte uns lieber heimlich. »Ähm, Ivy, ich möchte dich etwas fragen.«
Ivy schüttelte die Maus, um ihren Computer aufzuwecken.
»Ja?«
Ja? Das klang unschuldig genug, aber mein Puls raste, und ich wusste, dass sie es wusste und nur so tat, als wäre sie desin-teressiert. Ich legte meine Hände um meine warme Tasse und holte tief Luft. »Wenn du könntest, würdest du alles hinter dir lassen, um menschlich zu werden?«
Sie bewegte sich nicht und starrte mich mit leeren Augen an.
»Ich weiß es nicht.«
Das trockene Klappern von Pixieflügeln unterbrach uns.
Jenks schoss mit einer Spur aus silbernem Funkeln in den Raum. »Was?«, rief er und hielt an, um in seiner Peter-Pan-Pose zwischen uns zu schweben. »Rachel sagt, sie könnte dir deinen Blutdurst nehmen, und du sagst, du weißt es nicht? Was stimmt nicht mit dir?«
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»Jenks!« Ich war nicht überrascht, dass er uns belauscht hatte. »Ich habe nicht gesagt, dass ich sie zu einem Menschen machen kann. Ich habe gefragt, ob sie es tun würde, wenn ich es könnte. Und hör endlich auf, uns zu belauschen, okay?«
Ivy schüttelte den Kopf. »Also, dann bin ich menschlich, und der Blutdurst ist verschwunden. Was bleibt dann zurück?
Es ist nicht der Blutdurst, der mich verkorkst hat, es war Piscary. Ich würde immer noch Grausamkeit mit Liebe vermischen.
Nur dann würde es, wenn ich in meiner Leidenschaft jemandem wehtäte, tatsächlich wehtun. So, wie die Dinge momentan sind, fühlt es sich wenigstens gut an.«
Jenks’ Flügelgeräusch wurde tiefer, und sein Staub wurde für einen Moment grün. »Oh.«
»Ganz abgesehen davon, dass ich dann verletzlich wäre und in der Nahrungskette um einiges weiter unten stünde«, fügte sie hinzu. Ihre Wangen wurden rot, und sie schaute auf den Bildschirm, um uns nicht ansehen zu müssen. »Jeder könnte mich ausnutzen und würde es wahrscheinlich auch tun, wenn man mal an meine Vergangenheit denkt. So wie die Dinge momentan sind, wagt das keiner.«
Mir war kalt, und ich zog den Bademantel enger um mich.
»Du kannst dich auch ohne den Vampirvirus stark fühlen.«
»Ja, sicher«, sagte sie, und mein Gesicht versteinerte, als sie kurz Wut zeigte. »Ich bin gerne ein Vampir. Was mir Angst macht, ist der Verlust meiner Seele. Wenn ich wüsste, dass ich sie nicht
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