Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
erinnern, weil er gestorben war, um Ivys und mein Leben zu retten.
Deswegen war er gestorben, nicht aus der Laune eines anderen heraus. Das war Kisten. Gewesen.
Und niemand würde je etwas anderes behaupten.
34
Obwohl meine Mom inzwischen Hunderte von Meilen weit weg war, roch mein Zimmer immer noch nach ihrem zarten Lavendelparfüm. Es stieg von den staubigen Kartons auf, die Robbie neben mein Bett gestellt hatte. Es war nett von ihm gewesen, sie alle reinzutragen, während Mom mir die Broschüre des Apartments zeigte, das in Portland auf sie wartete.
Jetzt kniete ich neben meinem Bett und zog die oberste Kiste zu mir, um meine jugendliche Schrift darauf zu entziffern.
Dann schob ich die Kiste wieder zur Seite, um sie später den Kindern im Krankenhaus zu bringen. Gestern war der Umzugswagen vor dem Haus meiner Mom aufgetaucht, und ich war die Luftpolsterfolie leid und deprimiert von den ganzen Abschieden. Mom und Robbie hatten mir heute Nachmittag den Rest vorbeigebracht und mich aufgeweckt. Dann waren wir zu einem Abschiedsfrühstück in ein altmodisches Frühstückscafé gegangen, da ihre Küche wahrscheinlich schon in Kansas war. Ich ging davon aus, dass wir wegen meiner Bannung so schlecht bedient worden waren, aber es war schwer zu sagen, es sei denn, die Kellnerin kritzelte »Schwarze Hexe« auf eine Serviette. Egal. Wir hatten keine Eile gehabt. Der Kaffee war allerdings grauenhaft gewesen.
Robbie hatte gute Laune gehabt, weil er den Umzugswagen bezahlt hatte. Mom war gut gelaunt gewesen, weil sie jetzt endlich ein wenig Aufregung in ihrem Leben hatte. Ich war 654
schlecht gelaunt gewesen, weil sie das nicht hätte tun müssen, wenn ich nicht gebannt worden wäre. Es spielte keine Rolle, dass meine Mutter nach einem Apartment Ausschau gehalten hatte, seitdem sie von ihrer Reise mit Takata zurückgekommen war. Sie zog meinetwegen um. Inzwischen waren Robbie und Mom wahrscheinlich schon gelandet, und alles was in Cincinnati von ihnen blieb, waren sechs Kisten, ihr neuer Kühlschrank in meiner Küche und ihr alter Buick vor der Tür.
Melancholisch riss ich das Klebeband von einer alten Kiste und spähte hinein. Sie enthielt das alte Kraftlinienzeug von meinem Dad. Ich grunzte erfreut, stand auf und schwang mir die Kiste auf die Hüfte. Das gehörte in die Küche.
Die Pixies im Altarraum waren laut, als ich in den hinteren Teil der Küche ging. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, das Licht anzumachen, sondern stellte die Kiste einfach auf der Kücheninsel ab. In der Ecke leuchteten die kleinen blauen Lampen am Kühlschrank meiner Mom. Er hatte eine Eiswür-felausgabe an der Tür, und Ivy und ich waren überglücklich gewesen, als sie ihn uns geschenkt hatte. Die Pixies hatten nur ungefähr sechs Sekunden gebraucht, um rauszufinden, dass sie einen Würfel bekamen, wenn drei von ihnen gleichzeitig auf dem Knopf landeten, und ihre Trophäe benutzten sie dann, um damit wie auf einem Surfbrett über den Küchenboden zu gleiten. Ich lächelte bei der Erinnerung daran, ließ die Kiste stehen und ging zurück in mein Zimmer. Auspacken konnte ich später.
Der gesamte hintere Teil der Kirche war kühl, und das konnte ich nicht auf die späte Stunde schieben. Dass Ivy nicht da war, spielte vielleicht eine Rolle, aber größtenteils kam es daher, dass wir zusammen mit ihrem halben Speicherinhalt auch Moms kleinen Heizofen geerbt hatten. Der elektrische Heiz-körper lief im Altarraum auf vollen Touren, und die Pixies genossen einen warmen Sommerabend mitten im Januar. Aber da der Thermostat für die gesamte Kirche im Altarraum hing, war 655
die Heizung seit Stunden nicht angesprungen. Außerhalb des Ofenbereichs war es kühl, und ich zitterte. Meine Haut war immer noch empfindlich. Kaffee wäre nett, aber seitdem ich dieses Grande latte … Himbeer … Ding gehabt hatte, schien mir nichts anderes mehr zu schmecken.
Gedanken an Zimt und Himbeere verfolgten mich bis in mein Zimmer, und ich zog das nächste Klebeband von einer Kiste, um darin Musik zu finden, von der ich nicht mal mehr gewusst hatte, dass ich sie je besessen hatte. Angetan schob ich die Kiste in den Flur, um sie später mit Ivy durchzugehen.
Ivy ging es gut. Sie hatte sich nach Sonnenuntergang Moms Buick geliehen, um Rynn Cormel zu besuchen und mit ihm zu sprechen. Sie hatte ihm letzte Woche von dem Schutzraum er-zählt und davon, dass Denon Arts Ghoul gewesen war, der sie beobachtet hatte, bis sie die I. S. verließ, und natürlich auch, wie
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