Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
waren sechs Schritte hinter ihm, und Jenks und ich reihten uns hinter ihnen ein. Das Kind saß immer noch auf Mias Hüfte, und das kleine Mädchen beobachtete mich um ihre Mutter herum mit Augen, die so fahl waren, dass sie fast wirkten wie die eines Albinos. Unter ihrer rosafarbenen Kapuze spitzten blonde Haare hervor, die mich an Trent erinnerten und die überhaupt nicht der tiefschwarzen Strenge ihrer Mutter ähnelten. Holly hatte einen Daumen im Mund, und das konzentrierte Starren des Kindes machte mich nervös. Sie fing an zu zappeln, als ich den Blick abwandte, und Mia wiegte sie ein wenig. Die Anspannung bildete einen Klumpen in meinem Magen. Das war zu einfach.
»Du verlierst sie, Pixie«, sagte Mia plötzlich und warf einen Blick über die Schulter zurück.
Jenks gab einen Stoß von grünem Pixiestaub von sich.
»Was?«, fragte er, und ich wunderte mich über die Panik in seiner Stimme.
»Du hast sie schon verloren«, sagte Mia mit leiser Stimme, die sich anhörte, als blickte sie gerade um die Ecke in die Zukunft. »Du siehst es in ihren Augen, und es bringt dich langsam um.«
Ivy zog leicht am Arm der Frau, um sie wieder nach vorne auszurichten. »Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte sie, dann schaute sie angewidert zu Jenks. »Sie versucht, sich von dir zu nähren«, erklärte sie. »Hör nicht zu. Sie ist eine Lügnerin.«
226
Mia lachte leise. Jenks’ Flügel flatterten an meinem Hals.
»Ich muss nicht lügen, und es ist egal, ob er zuhört oder nicht.
Sie wird sterben. Und du, dummer Vampir?« Sie warf einen Seitenblick auf Ivy, die erbleichte. »Ich habe dir gesagt, dass du schwach bist. Was hast du in fünf Jahren getan? Nichts. Du glaubst, du wärst glücklich, aber das bist du nicht. Du hättest alles haben können, aber jetzt ist sie weg, obwohl sie direkt neben dir steht. Weil du Angst hattest. Es ist vorbei. Du warst passiv und hast verloren. Du kannst genauso gut sein, wie jeder dich haben will, weil du niemals den Mumm haben wirst, die zu sein, die du sein willst.«
Ich fühlte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Ivy biss die Zähne zusammen, aber sie ging mit denselben langsamen Schritten weiter. Holly gurgelte fröhlich. Wütend, weil Mia meinen Freunden wehtat, knurrte ich: »Was ist mit mir, Ms.
Harbor? Haben Sie für mich auch was auf Lager?«
Sie richtete ihre kalten blauen Augen auf mich, und ihre Mundwinkel hoben sich. Dann zog sie in reiner, freudiger Bösartigkeit die Augenbrauen hoch. Doch Ivy schob sie durch die Doppeltüren, dann waren sie verschwunden.
Es schneite immer noch, und ich zögerte in der kühlen Luft-schleuse. »Geh in meine Tasche, Jenks«, sagte ich und blieb zwischen den Türen stehen, während sich das FIB-Personal um mich herumschob. Der Pixie schien in einem Schockzustand zu sein, unfähig, sich zu bewegen, und ich griff nach ihm.
»Ich gehe schon!«, knurrte er und ließ sich mit klappernden Flügeln in meine Tasche fallen. Ich schloss den Reißverschluss. Da drin war ein Handwärmer, wie ihn Jäger im Winter benutzten, und ich wusste, dass es ihm gutgehen würde.
Meine Knie fühlten sich seltsam an, als ich aus dem Einkaufszentrum in den Schnee trat. Ich wurde langsamer, um nach Marshal Ausschau zu halten. Kein Marshal, kein Tom -
nur Gesichter, die sich bemühten, irgendetwas zu sehen. Mein Atem dampfte, und ich griff gerade nach meinen Handschuhen, 227
als der Wagen der Jugendfürsorge unter dem Absperrband durchrollte.
»Mia!«, rief Remus, als zwei Männer versuchten, ihn auf den Rücksitz eines Streifenwagens zu setzen. In seiner Stimme lag Panik, und ich beobachtete, wie die Banshee sich unter Ivys Händen versteifte. Erst jetzt verstand sie, dass wir auch hinter ihr her waren.
»Remus! Lauf!«, kreischte sie.
Das Kind fing an zu weinen, und Remus explodierte. Sein gesamtes Gesicht veränderte sich. Verschwunden war die Panik, ersetzt durch Zufriedenheit. Er hakte einen Fuß hinter das Bein eines seiner Wärter und zog. Der Mann fiel und rutschte durch den Schnee. Remus fiel mit ihm und rammte die Fäuste gegen die Kehle des Mannes. Von da aus rollte er sich weiter und warf auch den zweiten Mann zu Boden. Genauso schnell war er verschwunden. Er war unter dem Auto durchgerutscht und schob sich bereits durch die Menge.
»Schnappt ihn!«, schrie ich, weil ich ihn laufen sah, behindert durch die Handschellen.
»Lauf, Remus!«, schrie Mia und trieb ihn weiter.
Ivy schob sie zum nächsten FIB-Officer, dann sprang sie zu dem Auto. Sie
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