Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
uns um. Remus beobachtete, wie zwei weitere Umstehende zur »Befragung« weggeführt wurden. Während wir ihn beobachteten, wurde seine Stimme laut und fast widerhallend.
Holly fing ernsthaft an zu weinen, und Mia nahm sie, drückte sie an sich und wirkte gereizt.
»Edden, tu was«, sagte ich und war bereit, selbst rüberzuge-hen. Mit oder ohne Kind, Remus hatte einen erfahrenen FIB-Agenten ins Krankenhaus gebracht. Mir gefiel nicht, dass er von nichtsahnenden Unschuldigen umgeben war. Und wenn ich erkennen konnte, wer die versteckten Beamten waren, dann konnte Remus es auch. Er war ein Kind des Systems, jetzt ausgewachsen und tödlich. Als hätte sie einen Wolf an ihrer Brust aufgezogen, hatte die Gesellschaft etwas bereits Gefährliches noch doppelt so tödlich gemacht.
Edden schaute zu den drei Beamten zwischen den Menschen und nickte ihnen mit gerunzelter Stirn bedeutungsvoll zu. Sofort schob sich eine Polizistin zwischen Remus und die letzten paar Menschen. Zwei kräftig wirkende Männer in identischen Mänteln gingen auf Remus zu. Einer wandte sich so, dass er ihn von seiner Frau und seinem Kind trennen konnte, der andere zog Handschellen hervor. Das war viel zu früh, und Remus verlor die Kontrolle.
Mit einem Schrei schlug Remus mit der Faust zu und traf fast den kleineren FIB-Agenten, der nach hinten stolperte. Remus sprang hinter ihm her und rammte ihm brutal einen Ellbogen gegen den Kopf. Dann schnappte er sich die Hand des Mannes und drehte sie, um ihn auf den Boden zu zwingen.
Remus kniete sich auf seine Schulter, und als das Gelenk knackte, schrie der zu Boden gegangene Polizist schmerzerfüllt auf. Mein Magen verkrampfte sich. Es hatte geklungen, als hät-219
te Remus dem Mann gerade die Schulter ausgerenkt; Jenks setzte sich in Bewegung, Ivy sprang auf sie zu und plötzlich -
stand ich allein da.
»Jenks, nein!«, schrie ich, und mein Herz raste bei der Vorstellung, wie Remus’ Hand den kleinen Pixie erwischte. Aber er hatte ungefähr fünfzig Zentimeter vor dem Mann angehalten. Ivy kam ebenfalls schlitternd zum Stehen. Hohe Stimmen sprachen von Angst, und jeder Vampir in der Gegend drehte sich mit schwarzen Augen um.
Remus hatte eine Geisel genommen. Mit einer Hand zog er die Waffe aus dem Holster des liegenden Officers und stand damit auf. Das Handgelenk des Polizisten hielt er mit einem Fuß weiter auf seiner Schulter. Scheiße. Warum hatte ich dem hier nochmal zugestimmt?
Mia und das Baby wurden von dem zweiten Officer festge-halten und langsam nach hinten gezogen. Sie hätte ihn in Se-kundenschnelle töten können, aber sie wirkte nur genervt. Der Dritte kümmerte sich um die Menschen und scheuchte sie aus dem Raum. Das Klicken von sechs Sicherungen, die gelöst wurden, klang laut durch den Raum, dann rief Edden: »Tu es nicht, Remus! Lass ihn los und leg dich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden.«
»Bleibt zurück!«, schrie Remus, als die übrigen Menschen und Inderlander sich Deckung suchten. »Lasst meine Frau los!
Lasst sie los, oder bei Gott, ich werde ihn töten! Ich habe ihm seinen verfickten Arm gebrochen, und wenn ihr nicht verschwindet, dann erschieße ich ihn!«
Ivy stand zwischen mir und Remus, breitbeinig und mit beruhigend erhobenen Händen. Ihr Körper war angespannt, aber sie stand ungefähr drei Meter entfernt - was zu weit weg war, als dass sie ihn sich einfach hätte greifen können, aber auch weit genug, dass sie fast allen Kugeln ausweichen konnte.
Jenks war irgendwo an die Decke verschwunden; ich war bereit, darauf zu wetten, dass er in einer halben Sekunde jeman-220
dem die Augen auspixen konnte, wenn er wollte. Edden und der Rest der FIB-Mannschaft waren erstarrt, weil sie den Mann nicht zu weiteren Schritten treiben wollten - aber es war Mia, die die echte Bedrohung darstellte. Von der anderen Seite des Raums beobachteten I.S.-Angestellte die Situation mit Sorge, weil sie nicht gezwungen sein wollten einzugreifen. Dass Mia den einen oder anderen Menschen in dunklen Ecken wegputz-te, konnte man für den größeren Frieden übersehen. Aber die Ermordung von FIB-Officern in einem Einkaufszentrum würde die I.S. zwingen, etwas zu unternehmen, und keine Seite war scharf auf einen Krieg.
Mias Mund war offen, und sie hatte ihre fahlen Augen ver-
ärgert zusammengekniffen. Hollys Stimme war schrill und klagend, und die Banshee wirkte beleidigt, als sie ihren Arm aus dem Griff des FIB-Beamten befreite, der sie festhielt. Im ersten Stock beugten sich die
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