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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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besorgen.
    Bosch lehnte sich im Stuhl zurück. Er wußte nicht, was er als nächstes tun sollte. Über Funk kontaktierte er Sheehan und hörte wieder, daß sich bei Lockes Haus nichts bewegt hatte.
    »Glaubst du, wir sollten hingehen und anklopfen?« fragte Sheehan.
    Er erwartete keine Antwort, und Bosch gab ihm auch keine. Aber Harry begann darüber nachzudenken. Es brachte ihn auf eine Idee. Er entschloß sich zu Locke zu fahren und ein neues Blatt auszuteilen, Moras geheimes Leben. Dann wollte er sehen, wie Locke reagierte.
    Nachdem er den leeren Pappbecher in den Papierkorb geworfen hatte, sah er zu seinem Postfach an der Wand und merkte, daß etwas darin lag. Er stand auf und holte drei rosa Telefonnachrichtenzettel heraus sowie einen weißen Umschlag. Er schaute die Telefonnachrichten durch. Sie waren alle unwichtig, und er spießte sie auf seinen Nagel, um sich später darum zu kümmern. Zwei kamen von Fernsehreportern und eine von einem Staatsanwalt, der nach Beweismaterial in einem seiner anderen Fälle fragte. Alle Nachrichten waren Freitag hinterlassen worden.
    Dann sah er das Kuvert an, und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Nur sein Name stand darauf, aber die unverkennbare Schrift ließ keinen Zweifel, daß es von ihm kam. Er ließ den Umschlag auf den Tisch fallen, öffnete die Schublade und kramte zwischen Notizblöcken, Stiften und Büroklammern herum, bis er ein Paar Gummihandschuhe fand. Dann öffnete er vorsichtig den Brief des Jüngers.
     
    Wenn die Leichen auch nicht lange stänken
    An mich wirst du doch denken
    Da ich die Blondine, ach so heiß
    aus deinen Armen heute reiß
     
    Ich mach sie zu meiner Puppe
    Verspritz meine milchige Suppe
    Um dann vielleicht zu wandern
     
    Zu anderen saftigen Weiden
    Keine Luft für sie zu schlucken
    Untersteh dich , nach mir zu gucken
    Das letzte Wort vom süßen Frosch
    Es klänget wie Boschhhhhhhhhh
     
    Auf dem Weg nach draußen rannte er durch das Büro des wachhabenden Commanders, warf fast den aufgeschreckten Sergeant um und schrie: »Finde Detective Jerry Edgar! Sag ihm, er soll sich auf dem Rover melden. Er weiß, was es bedeutet.«

29
    Auf den Freeway zu gelangen, war so nervenaufreibend, daß Bosch förmlich zu fühlen glaubte, wie sein Blutdruck stieg. Seine Haut spannte sich um die Augen, sein Gesicht erhitzte sich. In der Hollywood Bowl gab es irgendein Vormittagskonzert, und der Verkehr auf der Highland Avenue hatte sich bis zur Fountain Avenue zurückgestaut. Bosch versuchte es über die Seitenstraßen, aber viele Konzertbesucher taten das gleiche. Er steckte so tief im Verkehrssumpf, daß es ihm erst nach einiger Zeit fluchend einfiel, daß er eine Sirene und ein Blaulicht dabei hatte.
    Nachdem er die kleine Blaulichtkuppel aufs Dach geschoben und die Sirene eingeschaltet hatte, fuhren die Autos vor ihm zur Seite und er erlebte wieder, welche Macht er hatte. Er war gerade auf den Hollywood Freeway gefahren und raste Richtung Norden durch den Cahuenga Pass, als Jerry Edgars Stimme aus dem Rover auf dem Beifahrersitz erklang. »Harry Bosch?«
    »Ja, Edgar, hör zu. Setz dich mit den Leuten vom Sheriff in Verbindung, das Revier in Valencia, und sag ihnen, sie sollen einen Wagen zu Sylvias Haus rausschicken, Code 3. Sie sollen überprüfen, ob mit ihr alles in Ordnung ist.«
    Code 3 bedeutet Blaulicht und Sirene, ein Notfall. Er gab Edgar ihre Adresse.
    »Ruf sofort an und melde dich wieder über Funk.«
    »Okay, Harry. Was ist los?«
    »Ruf an, jetzt!«
    Drei Minuten später meldete sich Edgar wieder.
    »Sie sind unterwegs. Was hast du herausgefunden?«
    »Ich bin ebenfalls unterwegs und möchte, daß du zum Revier fährst. Auf meinem Tisch liegt ein Schreiben. Vom Jünger. Stell es sicher und ruf dann Rollenberger und Irving an. Sag Ihnen, was los ist.«
    »Was ist los?«
    Bosch mußte auf den Mittelstreifen ausweichen. Ein Auto war vor ihm in seine Spur gewechselt. Der Fahrer hatte ihn nicht kommen sehen. Bosch wußte, daß sein Tempo – über neunzig Meilen – zu schnell war, um die Autos vor ihm mit der Sirene zu warnen.
    »Das Schreiben ist ein neues Gedicht. Er sagt, er wird mir die Blondine, Sylvia, wegnehmen. Sie nimmt das Telefon nicht ab, aber vielleicht ist es noch nicht zu spät. Ich glaube, ich sollte den Brief erst am Montag bei Dienstantritt vorfinden.«
    »Ich fahr los. Sei vorsichtig, Harry. Bleib ruhig.«
    Bleib ruhig, dachte Bosch. Klar. Ihm fiel ein, daß Locke gesagt hatte, daß der Jünger wütend war und sich

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