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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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rächen wollte, weil er den Puppenmacher getötet hatte. Nicht Sylvia, hoffte er. Er würde es nicht überleben.
    Er nahm wieder das Funkgerät in die Hand.
    »Team Eins?«
    »Ja«, antwortete Sheehan.
    »Schnappt ihn euch. Wenn er da ist, bringt ihn aufs Revier.«
    »Bist du sicher?«
    »Nehmt ihn fest.«
    Vor Sylvias Haus stand ein einziger Sheriffwagen. Als Bosch anhielt, sah er einen Deputy in Uniform, der mit dem Rücken zur Tür auf den Eingangsstufen stand. Es sah aus, als würde er das Haus bewachen, als würde er einen Tatort abriegeln.
    Bosch wollte aussteigen, fühlte aber plötzlich einen stechenden Schmerz in der linken Brustseite. Er blieb einen Moment ruhig sitzen, und der Schmerz wurde schwächer. Dann rannte er ums Auto herum und über den Rasen und holte beim Laufen seine Dienstmarke heraus.
    »LAPD, wie ist die Lage?«
    »Es ist abgeschlossen. Ich bin ums Haus gegangen, alle Fenster und Türen sind zu. Niemand hat sich gemeldet. Sieht so aus, als ob niemand …«
    Bosch schob sich an ihm vorbei und öffnete mit seinem Schlüssel die Tür. Er rannte von Zimmer zu Zimmer und schaute sich schnell nach offensichtlichen Spuren eines Verbrechens um. Er entdeckte keine. Der Deputy hatte recht. Niemand war zu Hause. Bosch sah in der Garage nach, Sylvias Cherokee war nicht da.
    Trotzdem ging er noch einmal durchs ganze Haus, öffnete die Kleiderschränke, schaute unter die Betten und suchte nach Anzeichen, daß irgend etwas nicht stimmte. Der Deputy stand im Wohnzimmer, als Bosch aus dem Schlafzimmerflügel kam.
    »Kann ich jetzt gehen? Ich wurde von einem Einsatz abberufen, der wichtiger zu sein scheint, als das hier.«
    Bosch hörte die Verärgerung aus der Stimme des Deputys heraus und nickte, daß er gehen könne. Er folgte ihm nach draußen und holte den Rover aus dem Caprice.
    »Edgar, bist du da?«
    »Was gibt es bei dir, Harry?«
    Es war ihm anzuhören, wie sehr er sich vor der Antwort fürchtete.
    »Nichts. Kein Anzeichen von ihr oder von irgend etwas.«
    »Ich bin auf dem Revier. Soll ich ein BOLO rausschicken?«
     
    Bosch beschrieb Sylvia und ihren Cherokee für einen Funkspruch an alle Streifenwagen, um nach ihr Ausschau zu halten.
    »Ich schick’s raus. Wir haben die Besprechung für die Fahndungsgruppe, Irving kommt auch. Wir treffen uns hier. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten.«
    »Ich warte hier noch ein bißchen. Halt mich auf dem laufenden … Team Eins, seid ihr da?«
    »Team Eins«, sagte Sheehan. »Wir waren an der Haustür. Niemand zu Hause. Wir bleiben hier. Wenn er auftaucht, bringen wir ihn mit.«
     
    Bosch saß mehr als eine Stunde mit verschränkten Armen im Wohnzimmer. Ihm war jetzt klar, warum Georgia Stern diese Haltung im Sybil-Brand eingenommen hatte. Es beruhigte. Trotzdem war die Stille des Hauses nervenzerrüttelnd. Er starrte gerade auf das drahtlose Telefon, das er auf den Couchtisch gelegt hatte, und hoffte, daß es läuten würde, als er hörte, wie ein Schlüssel ins Schloß an der Haustür gesteckt wurde. Er sprang auf und war fast an der Eingangstür, als sie sich öffnete und ein Mann eintrat. Es war nicht Locke. Es war überhaupt niemand, den Bosch kannte, aber er hatte einen Schlüssel.
    Ohne zu zögern, machte er noch zwei, drei Schritte und schleuderte den Mann, der sich gerade umgedreht hatte, um die Tür zu schließen, gegen die Wand.
    »Wo ist sie?« schrie er.
    »Was? Was?« rief der Mann.
    »Wo ist sie?«
    »Sie konnte nicht kommen. Ich werde für sie hier bleiben. Sie hat noch eine andere Hausbesichtigung in Newhall. Bitte!«
    Bosch begriff endlich, wen er vor sich hatte, als der Piepser an seinem Gürtel summte. Er trat einen Schritt zurück.
    »Sie sind der Makler?«
    »Ich arbeite für sie. Was machen Sie hier. Es sollte niemand hier sein.«
    Bosch nahm den Piepser vom Gürtel und sah auf der Anzeige die Nummer seines Telefons zu Hause.
    »Ich muß telefonieren.«
    Er ging zurück ins Wohnzimmer und hörte noch den Mann von der Immobilienfirma: »Ja, tun Sie das. Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?«
    Bosch tippte die Nummer ein, und Sylvia nahm das Telefon nach dem ersten Klingeln ab.
    »Bist du okay?«
    »Ja, Harry, wo bist du?«
    »Bei dir. Wo bist du gewesen?«
    »Ich habe einen Kuchen bei Marie Callendar’s gekauft und habe ihn dann mit den Blumen zu den Fontenots gebracht. Ich wollte einfach …«
    »Sylvia, hör mir gut zu. Ist die Tür abgeschlossen?«
    »Was? Ich weiß nicht.«
    »Leg den Hörer hin und sieh nach.

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