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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bosch und Edgar die Treppe hinauf zum Übungsraum. Mora schwieg und wandte seinen Blick ab, als sie ihn losmachten. Sie sagten nichts und ließen ihn dort sitzen, mit dem Handtuch um den Hals wie eine Schlinge und in sein zersprungenes Spiegelbild starrend.
    Bosch steckte sich eine Zigarette an und schaute auf die Uhr, als er zu seinem Auto ging. Es war 6.20 Uhr, und er war zu aufgedreht, um nach Hause zu fahren und zu schlafen. Er stieg in den Wagen und zog den Rover aus der Tasche.
    »Frankie, bist du wach?«
    »Yo«, antwortete Sheehan.
    »Gibt’s was?«
    »Wir sind gerade erst angekommen. Niemand zu sehen. Wir wissen nicht, ob er hier ist oder nicht. Das Garagentor ist zu.«
    »Okay, dann.«
    Bosch hatte eine Idee. Er griff nach Lockes Buch, nahm den Schutzumschlag herunter, faltete ihn und steckte ihn dann in seine Tasche. Dann startete er den Wagen.
    Nachdem er bei Winchell’s angehalten und einen Becher Kaffee gekauft hatte, kam Bosch um sieben Uhr am Sybil-Brand-Institut an. Wegen der frühen Stunde, mußte er sich bei dem wachhabenden Beamten die Erlaubnis einholen, mit Georgia Stern zu sprechen.
    Er sah sofort, als sie in das Gesprächszimmer gebracht wurde, daß sie krank war. Sie hing vornübergebeugt auf dem Stuhl und hatte ihre Arme verschränkt, als würde sie eine aufgeplatzte Papiertüte mit Lebensmitteln tragen und verhindern wollen, daß etwas hinausfiel.
    »Erinnern Sie sich an mich?« fragte er.
    »Mann, du mußt mich hier rausholen.«
    »Das geht nicht. Aber ich kann veranlassen, daß Sie in eine Klinik verlegt werden. Dort bekommen Sie Methadon im Orangensaft.«
    »Ich will raus.«
    »Ich bringe Sie in die Klinik.«
    Sie ließ ihren Kopf resigniert fallen und begann leicht vor und zurückzuschaukeln. Sie sah erbärmlich aus. Aber Bosch wußte, daß er sich nicht darum kümmern konnte. Es gab wichtigere Sachen, und sie war nicht mehr zu retten.
    »Erinnern Sie sich an mich?« fragte er wieder. »Von vorgestern Nacht?«
    Sie nickte.
    »Wir zeigten Ihnen Bilder? Ich habe noch eins.«
    Er legte den Schutzumschlag auf den Tisch. Sie betrachtete Lockes Foto lang.
    »Nun?«
    »Was? Ich habe ihn schon einmal gesehen. Er hat mit mir gesprochen.«
    »Worüber?«
    »Filme machen. Er war … Ich glaube, er ist ein Interviewer.«
    »Interviewer?«
    »Ich meine wie ein Autor. Er sagte, es ist für ein Buch. Ich habe ihm gesagt, er soll nicht irgendeinen meiner Namen benutzen. Aber ich hab’ nie nachgesehen.«
    »Georgia, versuchen Sie sich gut zu erinnern. Das ist sehr wichtig. Könnte er der Mann sein, der Sie ermorden wollte?«
    »Du meinst den Puppenmacher? Der Puppenmacher ist tot.«
    »Das weiß ich. Ich glaube aber, daß jemand anders Sie angegriffen hat. Sehen Sie sich das Foto an. War er es?«
    Sie sah das Foto an und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht. Man hat mir gesagt, es war der Puppenmacher, also habe ich vergessen, wie er aussah, nachdem er getötet wurde.«
    Bosch lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Es war sinnlos.
    »Werden Sie mich immer noch in die Klinik bringen?« fragte sie zaghaft, als sie sah, daß sich seine Stimmung änderte.
    »Ja. Soll ich Ihnen sagen, daß Sie den Virus haben.«
    »Was für einen Virus?«
    »Aids.«
    »Weshalb?«
    »Damit Sie die nötigen Medikamente kriegen.«
    »Ich habe nicht Aids.«
    »Hören Sie, ich weiß, daß man bei Ihrer letzten Festnahme in Van Nuys AZT in Ihrer Handtasche gefunden hat.«
    »Das ist zum Schutz. Ein Freund von mir ist krank. Von ihm habe ich die Flasche. Ich habe Stärke reingetan.«
    »Schutz?«
    »Ich will nicht für einen Zuhälter arbeiten. Wenn irgend ein Arschloch kommt und sagt, er ist mein Mann, zeige ich ihm die Flasche. Sie verpissen sich dann, sie wollen kein Mädchen mit Aids. Schlecht fürs Geschäft.«
    Sie lächelte ihn verschmitzt an, und Bosch korrigierte seine Meinung. Vielleicht war sie doch noch zu retten. Sie wußte, wie man überlebte.
     
    Das Büro der Detective-Abteilung im Hollywood-Revier war vollkommen verlassen, was für Sonntag morgens neun Uhr nicht ungewöhnlich war. Nachdem er sich im Einsatzbüro heimlich einen Kaffeebecher eingeschenkt hatte, während der Sergeant gerade an der Wandkarte beschäftigt war, ging Bosch zum Mord-Tisch und rief Sylvia an, aber der Hörer wurde nicht abgenommen. Er fragte sich, ob sie hinten im Garten arbeitete und das Telefon nicht gehört hatte oder weggegangen war – vielleicht um sich die Sonntagszeitung mit dem Artikel über Beatrice Fontenot zu

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