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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ich hatte diese Nacht umsonst im FBI-Gewahrsam verbracht, und Milton war ums Leben gekommen, als er einer Sache nachging, die zu nichts geführt hätte. Ich versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken, und fuhr mit meiner Geschichte fort.
    »Als Marty Gessler auf diese Nummer stieß, rief sie Jack Dorsey an, weil sein Name auf der Liste stand, die an die anderen Ermittlungsbehörden weitergeleitet worden war. Danach ergab eins das andere.«
    »Sie meinen also, Dorsey konnte sich mit einem Mal einen Reim auf alles machen und kam auf Simonson«, sagte Lindell. »Möglicherweise wusste er, dass die Liste gefälscht war, oder er wusste irgendetwas anderes. Jedenfalls wusste er genug. Er ging zu Simonson und verlangte einen Anteil an der Beute.«
    Ich merkte, dass wir alle nickten. Die Geschichte überzeugte.
    »Dorsey hatte Geldprobleme«, fügte ich hinzu. »Der mit dem Fall befasste Ermittler der Versicherung überprüfte routinemäßig alle beteiligten Polizisten. Dorsey war massiv verschuldet, er hatte zwei Kinder auf dem College und zwei, die noch zur Schule gingen.«
    »Jeder hat finanzielle Probleme«, sagte Rider aufgebracht. »Das ist noch lange keine Entschuldigung.«
    Das ließ uns alle eine Weile verstummen, bevor ich die Geschichte wieder aufgriff.
    »Zu diesem Zeitpunkt gab es nur ein Problem.«
    »Agent Gessler«, sagte Rider. »Sie wusste zu viel. Sie musste aus dem Weg geräumt werden.«
    Rider wusste nichts von Lindells Beziehung mit Gessler, und Lindell tat wenig, um es durchscheinen zu lassen. Er saß nur still und mit gesenktem Blick da. Ich entwickelte die Geschichte weiter.
    »Ich würde sagen, Simonson und seine Leute hielten Dorsey erst mal hin und nahmen sich zunächst des Problems Gessler an. Dorsey wusste zwar, was sie machten, aber was hätte er groß dagegen tun oder sagen können? Er steckte zu tief in der Sache mit drin. Dann räumte ihn Simonson im Nat's aus dem Weg. Cross und der Barmann waren lediglich Beiwerk.«
    Rider kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Lindell.
    »Also, das überzeugt mich jetzt nicht so ganz«, sagte sie. »Hier liegt eindeutig ein Bruch vor. Die Sache mit Gessler, das war doch richtig elegant. Sie verschwand spurlos. Inzwischen sind drei Jahre vergangen, und kein Mensch weiß, wo die Leiche ist.«
    Ich zuckte stellvertretend für Lindell zusammen, versuchte aber, es mir nicht anmerken zu lassen.
    »In Dorseys Fall war es ein richtig brutales Gemetzel. Dorsey, Cross, der Barmann. Unterschiedlicher könnte es doch vom Stil her kaum sein. Das eine Mal ganz subtil, das andere Mal ein Blutbad.«
    »Naja«, sagte ich, »bei Dorsey sollte es aussehen wie ein missglückter Raubüberfall. Wäre er ebenfalls spurlos verschwunden, hätte es nahe gelegen, sich seine alten Fälle noch einmal vorzunehmen. Das wollte Simonson nicht. Deshalb inszenierte er eine wilde Schießerei, damit die Ermittler auf einen Raubüberfall tippen würden.«
    »Irgendwie leuchtet mir diese Theorie trotzdem noch nicht ein. Dafür sind die zwei Taten einfach zu verschieden. Ich kann mich zwar nicht mehr in allen Einzelheiten an den Fall erinnern, aber verschwand Marty Gessler nicht, als sie über den Sepulveda Pass nach Hause fuhr?«
    »Ja. Jemand rammte sie, worauf sie an den Straßenrand fuhr und anhielt.«
    »Okay, wir haben es hier also mit einer bewaffneten und bestens ausgebildeten FBI-Agentin zu tun. Und jetzt willst du mir erzählen, Simonson und diese Typen haben sie in einen Unfall verwickelt, um sie zum Anhalten zu bringen, und dann in ihre Gewalt gebracht? Nee, Jungs, nie im Leben. Jedenfalls nicht, ohne dass es zu einem Kampf gekommen wäre. Nicht, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen hätte. Ich glaube, sie hielt an, weil sie sich nicht bedroht fühlte. Sie hielt wegen eines Polizisten an.«
    Beim letzten Satz deutete sie auf mich und nickte. Lindell hieb mit der Faust auf den Tisch. Rider hatte ihn überzeugt. Ich hatte meine Theorie verteidigt, aber jetzt sah ich die Risse darin. Allmählich glaubte ich, Rider könnte Recht haben.
    Mir fiel auf, wie Rider Lindell ansah. Endlich begann ihr etwas zu dämmern.
    »Sie kannten sie, stimmt's?«, fragte sie ihn.
    Lindell nickte nur. Dann hob er den Kopf, um mich wütend anzustarren.
    »Und Sie haben alles vermasselt, Bosch«, sagte er.
    »Ich hab's vermasselt? Wovon reden Sie?«
    »Mit Ihrem idiotischen Auftritt gestern Abend. Einfach in diesen Club reinzumarschieren wie Steve McQueen. Was haben Sie

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