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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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soll Sie zurückpfeifen, das Ganze auf Band aufnehmen und es in den neunten Stock runter schicken.«
    »In den neunten Stock …«
    Das sagte ich nur, um irgendetwas zu sagen. Ich begann fieberhaft zu überlegen. Rasch ging ich in Gedanken die wichtigsten Bilder des Falls durch: Angella Benton auf dem Fliesenboden, die vier wild um sich schießenden Räuber, die Wucht meiner Kugel, die einen von ihnen – zumindest glaube ich, es war ein Er – traf und gegen den Lieferwagen zurückschleuderte. Nichts davon schien zu dem zu passen, was mir Lindell erzählte.
    »Der neunte Stock ist der, wo sie die REACT-Einheit untergebracht haben«, sagte Lindell und riss mich aus meinen Gedanken. »Diese Typen kennen kein Pardon, Bosch. Die halten nicht an, wenn Sie vor denen über die Straße gehen. Die bremsen nicht mal.«
    »Wofür steht REACT?«
    Mir war klar, dass das eine dieser FBI-Abkürzungen sein musste. Das Zusammenstellen von Abkürzungen ist etwas, worin alle Polizeibehörden ganz groß sind. Aber am besten ist darin das FBI.
    »Regional Response … nein, es steht für Rapid Enforcement Against irgendwas und Terrorism. Ganz kriege ich es nicht mehr hin – doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Rapid Response Enforcement And Counter Terrorism, Rasche Gegenmaßnahmen und Terrorismusabwehr. So heißt es.«
    »Die Idee für so etwas muss direkt aus dem Büro des Direktors in Washington gekommen sein. Da waren bestimmt ein paar Genies am Werk.«
    »Sehr witzig. Das Wesentliche daran ist, dass bei REACT alle mitmischen. Wir, der Secret Service, die DEA, alle.«
    Ich nahm an, alle war der Obergriff für diejenigen Behörden, die ihre Initialen nicht so gern an die große Fahne gehängt haben wollten. NSA, CIA, DIA und so weiter durchs Alphabet der Bundesbehörden.
    Ein Radfahrer fuhr an uns vorbei und schlug so fest gegen den Außenspiegel des Mercedes, dass Lindell zusammenzuckte. Der Radfahrer fuhr einfach weiter, behielt seine behandschuhte Hand oben und zeigte mir den Finger. Ich merkte, dass ich auf dem Radweg angehalten hatte, und fuhr wieder auf die Straße.
    »Diese Scheißradfahrer bilden sich ein, die Straße würde ihnen gehören«, schimpfte Lindell. »Fahren Sie ganz dicht an ihm vorbei, dann ziehe ich ihm eins über.«
    Statt Lindells Aufforderung nachzukommen, rauschte ich in weitem Abstand an dem Radfahrer vorbei.
    »Irgendwie leuchtet mir das nicht ganz ein, Roy. Was hat der neunte Stock mit meinem Fall zu tun?«
    »Zuallererst ist es nicht mehr Ihr Fall. Und zweitens weiß ich es nicht. Sie sind diejenigen, die die Fragen stellen. Ich komme nicht dazu, sie was zu fragen.«
    »Wann haben sie angefangen, Fragen zu stellen?«
    »Heute. Sie rufen an und erkundigen sich nach Marty Gessler und erzählen Nunez, es hat etwas mit dieser Filmgeldgeschichte zu tun. Daraufhin kommt Nunez zu mir, und ich sage ihm, er soll Sie herbestellen. In der Zwischenzeit stelle ich ein paar Nachforschungen an. Wie sich herausstellt, haben wir diese Filmgeldgeschichte in unserem Computer. Mit einem REACT-Reiter. Also rufe ich unten im neunten Stock an und sage: ›Was ist da los, Leute?‹, und keine zwei Sekunden später rücken die auch schon an und steigen mir ganz gewaltig aufs Dach.«
    »Sie haben Ihnen gesagt, Sie sollen herausfinden, was ich weiß, und mir dann sagen, ich soll mich aus allem raushalten, und mich nach Hause schicken. Ach, und dann sollten Sie auch noch alles auf Band aufnehmen, damit sie es sich anhören können und Gewissheit haben, dass Sie auch schön artig waren und getan haben, was man Ihnen gesagt hat.«
    »Ja, so in etwa.«
    »Warum haben Sie mich dann die Akte lesen lassen? Und sogar mitnehmen? Warum fahren wir in der Gegend herum und reden?«
    Lindell ließ sich mit der Antwort Zeit. Inzwischen waren wir in Santa Monica auf dem Ocean Boulevard. Auf den Klippen über dem Strand und dem Pazifik fuhr ich wieder an den Straßenrand. Der Horizont verschwamm hinter einer weißen Dunstschicht. Das Riesenrad auf dem Pacific-Park-Pier stand still, die Neonbeleuchtung war ausgeschaltet.
    »Ich habe es getan, weil ich mit Marty Gessler befreundet war.«
    »Das habe ich mir schon fast gedacht, als ich die Akte durchsah. Eng befreundet?«
    Was ich meinte, war klar.
    »Ja«, sagte er.
    »Stellte das nicht einen gewissen Interessenkonflikt dar? Dass Sie die Ermittlungen leiteten?«
    »Belassen wir es einfach dabei, dass meine Beziehung zu ihr erst bekannt wurde, als die Ermittlungen schon ziemlich weit

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