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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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alles, was er sagte und tat, durch dieses Prisma filtern.
    »Wie stehen meine Chancen, die vollständige Ermittlungsakte zu sehen zu kriegen?«
    »Ich würde sagen, irgendwo zwischen null und keiner.«
    »Der neunte Stock?«
    Er nickte.
    »Sie sind hochgekommen und haben die Schublade rausgerissen und sie mitgenommen. Diesen ganzen Kram kriege ich nie wieder zu sehen. Wahrscheinlich kriege ich nicht mal mehr die verdammte Schublade zurück.«
    »Warum haben sie mir nicht selbst gesagt, dass ich die Finger von der Sache lassen soll? Warum Sie?«
    »Weil ich Sie kenne. Aber hauptsächlich, weil Sie eigentlich nicht mal wissen sollten, dass es sie überhaupt gibt.«
    Ich nickte. Im selben Moment bog ich in den Wilshire Boulevard, und vor uns wurde die FBI-Zentrale sichtbar.
    »Also, Roy, ich habe keine Ahnung, ob die zwei Fälle zusammenhängen, wissen Sie? Ich meine Martha Gessler und diese Geschichte in Hollywood. Angella Benton. Martha hat deswegen zwar bei der Polizei angerufen, aber das heißt noch lange nicht, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben. Es gibt verschiedene andere Punkte, denen ich nachgehen werde. Das ist nur einer von ihnen. Okay?«
    Er sah wieder aus dem Fenster und murmelte etwas, was ich nicht verstand.
    »Was?«
    »Ich hab nur gesagt, dass niemand sie Martha nannte, bis sie verschwand. Dann wurde sie in den Zeitungen und im Fernsehen nur noch so genannt. Sie konnte den Namen Martha nicht ausstehen.«
    Weil mir nichts Besseres einfiel, nickte ich nur. Ich fuhr auf den Parkplatz, um ihn vor dem Eingang des Gebäudes aussteigen zu lassen.
    »Diese Telefonnummer in der Akte? Ist es in Ordnung, wenn ich Sie unter der anrufe?«
    »Ja, jederzeit. Aber sehen Sie zu, dass das Telefon, von dem aus Sie anrufen, nicht abgehört werden kann.«
    Darüber dachte ich nach, bis ich vor dem Eingang anhielt. Lindell schaute aus dem Fenster auf den Vorplatz hinaus, als versuchte er abzuschätzen, ob er ohne Bedenken aussteigen könne.
    »Kommen Sie noch oft nach Vegas?«, fragte ich ihn.
    Er antwortete, ohne mich anzusehen. Er hielt den Blick weiter auf den Vorplatz und die Fenster des Gebäudes gerichtet, das dahinter aufragte.
    »Bei jeder Gelegenheit, die sich bietet. Muss mich aber immer verkleiden. Gibt nämlich eine Menge Leute dort, die mich nicht leiden können.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    In Verbindung mit den Ermittlungen meines Teams hatte seine Arbeit als V-Mann dazu geführt, dass ein wichtiger Mafiaboss und der größte Teil seines Gefolges aus dem Verkehr gezogen werden konnten.
    »Vor etwa einem Monat habe ich übrigens Ihre Frau dort gesehen«, sagte er. »Beim Kartenspielen. Ich glaube, es war im Bellagio. Sie hatte einen ordentlichen Haufen Chips vor sich liegen.«
    Er kannte Eleanor Wish von besagtem erstem Fall in Las Vegas. Damals hatte ich sie dort geheiratet.
    »Exfrau«, sagte ich. »Aber das war nicht der Grund, warum ich gefragt habe.«
    »Klar, ich weiß.«
    Anscheinend zufrieden mit dem, was er sah, öffnete er die Tür und stieg aus. Er schaute noch einmal zu mir in den Wagen und wartete, dass ich etwas sagte. Ich nickte.
    »Ich übernehme Ihren Fall, Roy.«
    Er nickte.
    »Wie gesagt, Sie können mich jederzeit anrufen. Und passen Sie gut auf sich auf, Podjo.«
    Er bedachte mich mit einem Hab-ich's-dir-gezeigt-Schlawinergrinsen und schloss die Tür, bevor ich etwas sagen konnte.

14
    In den zahlreichen Polizeistationen des LAPD wird der Bundesstaat Idaho oft als der Himmel auf Erden bezeichnet. Für viele Detectives, die bis zum Schluss durchhalten, ihre 25 Jahre runterreißen und dann aufhören, ist er das Endziel, der krönende Abschluss. Man kann immer wieder hören, dass es in Idaho ganze Siedlungen mit ehemaligen Polizisten aus L.A. gibt, die dort Tür an Tür wohnen. Makler aus Coeur d'Alene und Sandpoint schalten im Newsletter der Polizeigewerkschaft visitenkartengroße Anzeigen. In jeder Ausgabe.
    Natürlich geben einige Cops die Dienstmarke auch zurück und lassen sich in Nevada nieder, um in der Wüste zu brutzeln und Teilzeitjobs in den Casinos anzunehmen. Einige setzen sich in Nordkalifornien zur Ruhe – in den Wäldern des Humboldt County gibt es mehr pensionierte Polizisten als Marihuana-Anbauer, nur wissen das die Anbauer nicht. Und einige zieht es in den Süden nach Mexiko, wo es immer noch ein paar Fleckchen gibt, wo man sich mit einer LAPD-Rente ein Ranchhaus mit Klimaanlage und Meerblick leisten kann.
    Tatsache ist jedenfalls, dass wenige

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