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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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legte die Akte zwischen uns.
    »Sie ins OPR zu stecken. Ist das nicht, als würde man dem Fuchs die Aufsicht über den Hühnerstall erteilen?«
    Ich dachte an den Fall, bei dem ich ihn sechs Jahre zuvor kennen gelernt hatte. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er ein Gesetzeshüter war. Das lag hauptsächlich daran, dass er in Las Vegas einen Stripclub gehabt und sich phasenweise mit zwei oder drei Stripperinnen gleichzeitig vergnügt hatte. Seine Tarnung war so überzeugend, dass ich ihn sogar noch, nachdem ich erfahren hatte, dass er ein V-Mann war, im Verdacht hatte, die Seiten gewechselt zu haben. Schließlich wurde ich jedoch absolut zweifelsfrei eines Besseren belehrt.
    »Einmal ein Schlauberger, immer ein Schlauberger, hm, Bosch?«
    »Etwas in der Art wahrscheinlich. Und wer hat unseren kleinen Plausch da oben mitangehört?«
    »Man hat mir nur gesagt, ich sollte alles aufzeichnen. Und dass das Band weitergeleitet würde.«
    »An wen?«
    Er sagte nichts. Es war, als versuchte er immer noch, zu einer Entscheidung zu kommen.
    »Kommen Sie schon, Roy, Sie wollen mir doch einen Tipp geben, was hier gespielt wird, oder nicht? Ich habe mir Ihre Akte angesehen. Sie ist nicht gerade dick. Nicht viel, was mich weiterbringt.«
    »Das sind nur die Highlights – Sachen, die ich in einer Reserveakte aufbewahrt habe. Die vollständige Akte hat früher eine ganze Schublade gefüllt.«
    »Früher?«
    Lindell blickte sich um, als würde ihm zum ersten Mal bewusst, dass er vor einem Gebäude saß, in dem sich mehr Agenten und Geheimdienstleute befanden als sonst irgendwo westlich von Chicago. Er sah auf den Ordner hinab, der, für alle Welt sichtbar, zwischen uns lag.
    »Irgendwie sitze ich nicht so gern hier rum. Wo steht Ihr Auto? Machen wir doch eine kleine Spazierfahrt.«
    Wortlos gingen wir zum Parkplatz. Irgendwie machte mich Lindells Verhalten nervös, und unwillkürlich musste ich an Kiz Riders Warnung denken, bei diesem Fall habe irgendeine Art höherer Instanz ihre Finger im Spiel. Sobald wir in meinen Mercedes gestiegen waren, legte ich die Akte auf den Rücksitz und startete den Motor. Ich fragte Lindell, wohin er fahren wolle.
    »Völlig egal. Einfach irgendwohin.«
    Ich fuhr auf dem Wilshire Boulevard nach Westen und wollte dann den San Vicente Boulevard nehmen und ein bisschen in Brentwood herumfahren. Auch wenn unsere Unterhaltung nicht gerade erfreulich würde, wäre es zumindest eine schöne Fahrt auf einer von Bäumen und Joggern gesäumten Straße.
    »Haben Sie auf dem Tonband die Wahrheit gesagt?«, wollte Lindell wissen. »Stimmt es wirklich, dass niemand Sie dazu beauftragt hat?«
    »Ja, das stimmt wirklich.«
    »Na, dann seien Sie mal lieber vorsichtig, Podjo. Hier sind höhere Mächte am Werk. Leute, die nicht …«
    »Lange fackeln. Ja, ich weiß, das hat man mir bereits gesagt. Allerdings will mir niemand sagen, wer diese höhere Instanz ist und warum das alles mit Gessler zusammenhängt oder irgendeine Bedeutung für diesen Filmgeldraub vor vier Jahren hat.«
    »Also, das kann ich Ihnen deshalb nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Ich weiß nur, dass ich mich nach Ihrem Anruf heute selbst ein bisschen ans Telefon gehängt habe, und ich kann Ihnen sagen, die sind mir vielleicht aufs Dach gestiegen. Ganz gewaltig sogar, ganz gewaltig.«
    »Wo? In Washington?«
    »Nein, direkt hier.«
    »Wer, Roy? Es hat doch keinen Sinn, endlos durch die Gegend zu fahren und zu quatschen, wenn Sie nicht mit der Sprache rausrücken wollen. Worum geht es hier? Organisiertes Verbrechen? Ich habe Ihren Bericht über Gesslers RICO-Fall gelesen. Wie es aussah, war das Ihr einziger Anhaltspunkt.«
    Lindell lachte, als hätte ich etwas vollkommen Absurdes gesagt.
    »Organisiertes Verbrechen. Scheiße, Mann, ich wäre heilfroh, wenn das nur irgendeine Mafiascheiße wäre.«
    Ich fuhr an den Straßenrand und hielt an. Inzwischen waren wir auf dem San Vicente Boulevard, nur ein paar hundert Meter von der Stelle entfernt, wo Marilyn Monroe an einer Überdosis gestorben war, einer der hartnäckigen Skandale dieser Stadt, der immer noch nicht aufgeklärt war.
    »Was ist es dann, Roy? Ich habe es langsam satt, nur mit mir selbst zu reden.«
    Lindell nickte und schaute dann zu mir herüber.
    »Nationale Sicherheit, Mann.«
    »Was soll das heißen? Denkt jemand, da gibt es einen terroristischen Hintergrund?«
    »Was diese Leute denken, weiß ich nicht. Das haben sie mir nicht gesagt. Ich weiß nur, dass sie mir gesagt haben, ich

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