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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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falls sie dazu bereit ist. Und wenn es uns gelingt, eine zweite Verurteilung zu erwirken, sorgen Sie dafür, dass sie von Van Nuys nach Downtown zur Abteilung Kapitalverbrechen versetzt wird, wo sie ohnehin längst hingehört.«
    »Das ist leichter gesagt als …«
    »Das ist meine Bedingung. Wenn Sie dazu nicht bereit sind …«
    Williams warf Ridell einen kurzen Blick zu, und ich sah, wie der vermeintliche Statist kaum merklich zustimmend nickte.
    »Also gut.« Williams wandte sich wieder mir zu. »Dann wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben. Gewinnen Sie, ist sie dabei. Abgemacht.«
    Er streckte die Hand über den Tisch, und ich schüttelte sie. Er lächelte, ich nicht.
    »Mickey Haller für das Volk«, sagte er. »Hört sich irgendwie gut an.«
    Für das Volk.
Es hätte mich mit Stolz erfüllen sollen, mir das Gefühl verleihen, an etwas Edlem und Gutem beteiligt zu sein. Aber ich hatte nur die ungute Ahnung, eine Art innerer Grenze überschritten zu haben.
    »Ja, großartig«, sagte ich.

2
    Freitag, 12. Februar, 10:00 Uhr
    H arry Bosch meldete sich am Empfang der Bezirksstaatsanwaltschaft im neunzehnten Stock des Criminal Courts Building. Er nannte seinen Namen und sagte, er habe um zehn Uhr einen Termin bei District Attorney Gabriel Williams.
    »Die Besprechung ist in Konferenzzimmer A«, erklärte ihm die Empfangsdame nach einem Blick auf ihren Monitor. »Hinter der Tür sofort rechts, bis ans Ende des Flurs, dann wieder rechts, und dann ist Konferenzzimmer A auf der linken Seite. Es steht an der Tür. Sie erwarten Sie bereits.«
    Die Tür in der holzvertäfelten Wand hinter ihr ging mit einem leisen Summton auf, und Bosch wunderte sich, dass
sie
ihn erwarteten, als er den Gang dahinter betrat. Seit er am vorigen Nachmittag von der Sekretärin des District Attorney einen Anruf erhalten hatte, war es ihm nicht gelungen, herauszufinden, worum es ging. Ein gewisses Maß an Geheimhaltung gehörte beim DA natürlich dazu, aber irgendetwas sickerte normalerweise immer durch. Bis vor einer Minute hatte er nicht einmal gewusst, dass an der Besprechung mehrere Personen teilnehmen würden.
    Bosch folgte den Richtungsangaben und kam zu einer Tür mit der Aufschrift KONFERENZZIMMER A. Er klopfte einmal und hörte eine Frauenstimme »Herein!« sagen.
    Er betrat den Raum und sah eine Frau, die allein an einem Tisch mit acht Stühlen saß. Vor ihr lagen verschiedene Dokumente, Akten und Fotos sowie ein Laptop. Sie kam ihm vage bekannt vor, aber er konnte sie nicht einordnen. Sie sah gut aus, und ihr Gesicht war von lockigem dunklem Haar eingefasst. Als er das Zimmer betrat, folgte ihm ihr Blick mit wachen Augen und einem sympathischen, etwas eigenartigen Lächeln. So, als wüsste sie etwas, was er nicht wusste. Sie trug ein strenges marineblaues Kostüm, das Standardoutfit aller Staatsanwältinnen. Harry wusste zwar nicht, wie er sie einordnen sollte, aber er nahm an, sie war ein Deputy District Attorney, eine stellvertretende Bezirksstaatsanwältin.
    »Detective Bosch?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Kommen Sie herein und nehmen Sie Platz.«
    Bosch zog einen Stuhl heraus und setzte sich ihr gegenüber. Auf dem Tisch lag ein Tatortfoto von einer Kinderleiche in einem offenen Müllcontainer. Es war ein barfüßiges Mädchen in einem langärmeligen blauen Kleid, das auf einem Haufen Bauschutt und anderem Müll lag. Der weiße Rand des Fotos war vergilbt. Es war ein alter Abzug.
    Die Frau schob einen Ordner über das Foto und reichte Bosch die Hand.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns schon mal begegnet sind«, sagte sie. »Ich bin Maggie McPherson.«
    Bosch hatte den Namen schon einmal gehört, konnte sich aber nicht erinnern, in welchem Zusammenhang.
    »Ich bin stellvertretende Bezirksstaatsanwältin«, fuhr sie fort, »und bin Vize des Hauptanklägers im Fall Jason Jessup. Hauptankläger ist …«
    »Jason Jessup?« Bosch sah sie erstaunt an. »Er kommt noch mal vor Gericht?«
    »Ja, so ist es. Wir werden es nächste Woche bekanntgeben, und ich muss Sie bitten, es bis dahin für sich zu behalten. Es tut mir leid, dass sich der Hauptankläger zu unserer Besprechung verspä–«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Bosch drehte sich um. Mickey Haller kam herein. Bosch machte große Augen. Nicht, weil er Haller nicht erkannte. Sie waren Halbbrüder, und vom Sehen kannte ihn Bosch sehr gut. Aber Haller im Büro des District Attorney anzutreffen erschien ihm im ersten Moment sehr ungewöhnlich. Haller war Strafverteidiger. Er

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